Im Bann der Versuchung
Bankkonten lassen, nicht wahr? Oder haben Sie sich doch schon für Sir Frederick entschieden? Vielleicht wollten Sie ja bei Ihrem kleinen Gartenintermezzo gar nicht gestört werden."
Damit wandte er sich ab, eilte verärgert aus dem Wintergarten und durchquerte den Salon. In der Halle informierte ihn der Butler, dass eine Droschke für ihn bereitstand.
Noch lange blieb Margaret im dunklen Wintergarten. Der betäubende Duft von Rosen und Gardenien sollte sie für immer an ihr gebrochenes Herz erinnern.
Vielleicht hätte er nicht kommen sollen. Mit dem Hut in der Hand stand Dougal in der Eingangshalle von Strathlin Castle. Der Butler hatte ihn hereingebeten und war dann hastig davon geeilt, um Lady Strathlin zu benachrichtigen. Seit der Soiree am Charlotte Square waren einige Tage vergangen. Dougal war fest entschlossen gewesen, Meg MacNeill - Lady Strathlin - nie wiedersehen zu wollen.
Aber es gab da noch eine Sache zu erledigen.
Jedes Mal, wenn er das Lederbüchlein mit dem Scheck des Verlegers in die Hand genommen hatte, um es ihr zu schicken, hatte er es wieder zur Seite gelegt. Schließlich hatte er sich entschlossen, es persönlich im Schloss abzugeben.
Langsam durchquerte er die Halle, setzte sich einen Moment lang auf eine gepolsterte Bank, stand wieder auf, betrachtete. einige Ölgemälde - Seestücke mit hohen, schäumenden Wellen und atmosphärischem Licht - und ging weiter, den Hut ungeduldig in der Hand drehend, auf dem weichen Orientteppich auf und ab.
Obwohl er einfache. Eleganz und luxuriöse Häuser liebte, die gemütlich und zugleich ästhetisch schön waren, wusste er doch, dass er Margaret niemals so ein Heim wie dieses bieten konnte; weder von seinem Einkommen als Ingenieur noch von dem respektablen Vermögen, das er als junger Mann geerbt hatte. Gewiss, auch er besaß ein schönes Heim, aber da er ein hektisches Leben führte, mal hier und mal dort wohnte und sich nur selten in Kinnaird House aufhielt, kümmerten sich seine Schwester Ellen und ihr Mann Patrick um das Anwesen.
Vielleicht sollte ich jetzt doch besser gehen, überlegte er. Es gab wirklich keinen Grund, länger zu warten.
„Mr. Stewart?"
Er drehte sich um. Eine hübsche junge Dame kam auf ihn zu. Sie war schlank und hellblond, hatte lebhafte blaue Augen. Lächelnd reichte sie ihm die Hand.
„Ich bin Mrs. Shaw, Lady Strathlins Gesellschafterin", stellte sie sich vor. „Wir haben uns auf der Soiree kennen gelernt."
„Ach ja, natürlich. Ich erinnere mich. Schön, Sie wiederzusehen."
„Wie kann ich Ihnen helfen, Sir? MacFie sagte, Sie hätten eine Nachricht für die Baroness, wollten Sie aber nicht stören."
„Ja." Aus der Jackentasche zog Dougal ein Paket und einen Briefumschlag. „Ich wollte das nur für Lady Strathlin abgeben." Er reichte beides Mrs. Shaw. „Vielleicht können Sie ihr das geben. Mehr wollte ich nicht."
„Danke, Mr. Stewart. Aber Lady Strathlin ist im Haus und wird sich bestimmt über Ihren Besuch freuen."
Er hatte nicht den Wunsch, ihr zu begegnen. Er war sich nämlich nicht sicher, ob er in ihrer Nähe die erforderliche Kühle und Distanz bewahren konnte. Natürlich hätte er das Paket per Boten schicken können, aber er musste es selbst abliefern. Er wollte unbedingt sehen, in welcher Umgebung sie lebte, um sie besser verstehen zu können. Aber sie sehen, nein, das wollte er nicht.
„Danke, Mrs. Shaw", lehnte er ab. „Ich bin sehr in Eile. Bitte geben Sie Lady Strathlin das Paket und übermitteln Sie ihr meine besten Wünsche." Er verbeugte sich höflich.
„Selbstverständlich, Mr. Stewart, wenn Sie sich sicher sind", antwortete Mrs. Shaw leise. In ihren hübschen Augen las er Verständnis und Mitgefühl.
„Ja, ich bin sicher, Madam", sagte er und drehte sich um, in der Erwartung, den allgegenwärtigen Butler aus dem Nichts auftauchen zu sehen, damit er dem Besucher die Tür öffne.
Stattdessen tauchte hinter hohen Topfpalmen eine anmutige Gestalt auf. Sie trug ein hochgeschlossenes Kleid mit weißem Spitzenkragen, weißen Spitzenärmeln und weitem, blau-grün kariertem Rock. Durch und durch eine Erscheinung von zurückhaltender Eleganz bis hin zu den goldblonden Locken, die hochgekämmt und mit einem schwarzen Netz gebändigt waren.
„Mr. Stewart", sagte Margaret leise und sah ihn unverwandt an.
„Lady Strathlin. Ich wollte nicht stören. Ich bin nur gekommen, um Ihnen etwas zurückzugeben."
Mrs. Shäw reichte ihr das Päckchen.
Margaret nahm es wortlos entgegen. „Kommen
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