Im Bann der Versuchung
Stewart keineswegs für ein Monster", ließ Angela sich nicht abschrecken. „Sie bewundert ihn und hat erzählt, er sei ein mutiger, freundlicher Mann, der ganz angetan von Ihnen zu sein scheint."
„Angetan? Wirklich?" Guy verschränkte die Arme vor der Brust und schaute Margaret zweifelnd an. „Dieser grässliche Mr. Stewart? Ist er so, wie Sie erwartet hatten, Madam?"
Margarets Wangen glühten. „Durchaus nicht!"
„Berry hat auch berichtet, dass Sir Frederick nach Caransay gekommen sei. Hat Sie das nicht überrascht?" wollte Guy wissen.
„Es hat keinen Zweck. Sie können sich beide die Mühe sparen. Ich habe nichts zu erzählen."
Guy zuckte mit den Schultern. „Ich hoffe aber doch, dass es eine freundliche Begegnung mit Sir Frederick war."
„Auf seine Art ist Sir Frederick immer freundlich", erwiderte Margaret zurückhaltend. „Aber es war schon eine Überraschung." Nein, eher ein Schock, verbesserte sie sich im Stillen.
„Wenn er aufdringlich ist, dann lassen Sie es mich wissen. Ich traue dem Mann nicht", sagte Guy. „Meiner Meinung nach ist dieser Mr. Stewart viel vertrauenswürdiger. Seien Sie vorsichtig, Baroness. Und denken Sie daran, wenn Sie Hilfe brauchen sollten, Ihre Freunde sind immer für Sie da."
Margaret schaute angestrengt auf ihre Zeichnung, obwohl sie vor Tränen kaum etwas sehen konnte. „Danke, Mr. Hamilton. Ich werde es nicht vergessen."
Kapitel 16
„ D anke, Mr. Logan, dass Sie Zeit für mich haben." Dougal nahm neben dem großen Schreibtisch Platz, holte ein kleines, in ein Leinentuch gewickeltes Päckchen aus der Jackentasche und legte es auf den Tisch.
Samuel Logan war ein korpulenter Mann mit grauem Backenbart und dunkler Löwenmähne. „Für einen Verwandten von Sir Hugh MacBride habe ich immer Zeit, Mr. Stewart. Für den Chambers-Street-Verlag war es eine Ehre, das Werk des großen Dichters veröffentlichen zu dürfen." Er zeigte auf die Bücherwand hinter sich, wo die Gedichtbände und andere Werke des Onkels von Dougal ausgestellt waren. „Und von Ihnen, Mr. Stewart, haben wir ja auch schon einiges publiziert."
Dougal lachte verlegen. „Aber nichts so Bedeutendes. Prinzipien pharalogischer Konstruktion unter besonderer Beachtung der Naturgewalten ist wahrlich kein spannender Lesestoff."
„Na, wenn Sie sich da nicht täuschen. Es muss wohl ein sehr faszinierendes Buch sein, denn wir haben dafür jeden Herbst ganz beträchtliche Bestelllisten. Ein wenig macht sich das doch auch auf Ihrem Konto bemerkbar. Oder?" Er lächelte verschmitzt und faltete erwartungsvoll. die Hände über dem Bauch. „Was bringt Sie her, Sir? Wollen Sie uns eine Abhandlung über Leuchttürme anbieten?"
„In der Tat bringe ich Ihnen etwas, allerdings bin ich nicht der Autor", sagte Dougal, während er das Päckchen über den Tisch schob. „Ich hoffe, dass es Sie interessiert. Eine Bekannte, die auf den Hebriden lebt, hat dieses kleine Journal verfasst. Obwohl ich nicht Ihre Erfahrung besitze, ein Buch zu beurteilen, dachte ich, es sei es wert, wenn Sie einmal hineinschauen."
Logan langte nach Margarets Journal. Dann setzte er eine Brille mit Goldrand auf die Nase, blätterte ein paar Minuten durch das Journal und nickte hin und wieder bedächtig, wenn er eine Seite umschlug. Nach einer Weile schaute er auf. Fragend blickte er Dougal an: „Hat die Autorin Sie vorgeschickt, Sir?"
„Nein, es war meine Idee, es Ihnen zu zeigen. Miss MacNeill hat mir das Journal geschenkt, aber ich denke, sie hat nichts dagegen, dass Sie es sich ansehen. Sie ist sehr bescheiden und glaubt, ihre Arbeit sei eine Publikation nicht wert. Wie Sie sehen, ist es kein persönliches Tagebuch, sondern eher eine Chronik der Natur auf der Insel Caransay."
„Ah ja. Faszinierend", murmelte Logan, während er langsam die Seiten umschlug. „Ihre Freundin ist sehr talentiert, Sir." Dann las er wieder eine Weile und nickte ab und zu. „Die Illustrationen sind künstlerisch schön und sehr präzise. Und zugleich sind die Beschreibungen ausgesprochen poetisch. Dieses Büchlein ist ein Kleinod. Als ob wir einen heimlichen Blick in das Tagebuch einer Dame werfen dürfen, die darin die Liebe zu ihrer Heimat festhält."
„Das dachte ich auch. Ich hoffte, dass Sie meiner Meinung sind."
„Ist dies das ganze Werk?"
„Derzeit arbeitet sie an einem zweiten Journal: Es ist noch nicht ganz fertig. Beide behandeln die Fauna und Flora, das Klima und die geologische Beschaffenheit der Insel und des angrenzenden Riffs.
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