Im Bann der Versuchung
Meiner Meinung nach besitzt sie eine besondere Gabe, das Leben auf der Insel einzufangen. Und das andere Journal steht diesem hier bestimmt in nichts nach. Soweit ich weiß, plant sie wohl auch noch ein drittes Buch."
„Wäre Sie bereit, mir auch das zweite Journal zu zeigen?" Logan hielt inne, um seiner Begeisterung über die Zeichnung eines in der Sonne auf Sgeir Caran liegenden Seehundes Ausdruck zu geben.
„Ich denke schon, Sir. Insgeheim träumt sie bestimmt davon, dass auch andere Menschen sich durch ein Buch an der Insel erfreuen könnten."
„Ich denke, das können wir ihr ermöglichen. Wirklich, eine ausgezeichnete Arbeit." Logan nickte. „Im Moment besteht großes Interesse an der Kultur des schottischen Hochlands. Die Leute sind regelrecht verrückt danach. Ist Ihnen übrigens bekannt, dass sogar die Königin ein Hochland-Journal schreibt?"
„Ja, ich habe davon gehört."
„Ein Hebriden-Journal wie dieses, geschrieben und illustriert von einer Schottin, wäre eine Attraktion. Schöne Bücher ... mehrere Bände." Nachdenklich klopfte er mit dem Finger auf den Tisch. „Zur detailgenauen Reproduktion würden wir die Illustration natürlich von dem besten Graveur der Stadt anfertigen lassen. Wir könnten handkolorierte, herausnehmbare Zeichnungen beilegen. Möglicherweise könnten wir auch zusätzlich noch eine kleinere, preiswertere Ausgabe mit Serienzeichnungen produzieren."
„Gebunden in grünem Leder, auf der Vorderseite verziert mit einem Blumenmuster sähen die Bände bestimmt gut aus. Und auf dem Rücken müsste in goldenen Lettern stehen: Hebriden-Journal von M. MacNeill."
Logan sah ihn eine Weile nachdenklich an. „Gut. Das gefällt mir. Ich werde es mir merken", sagte er. „Ja, die Leute werden so ein Buch besitzen wollen, die Nachfrage wird groß sein. Glauben Sie, dass Ihre Autorin uns erlauben würde, dieses Buch für sie zu veröffentlichen?"
Dougal strahlte. „Bestimmt, Sir."
„Ich danke Ihnen, Mr. Stewart, dass Sie mir dieses Kleinod gebracht haben. Wie kann ich Miss MacNeill erreichen?"
„Ich kehre bald nach Caransay zurück und könnte ihr auf diesem Weg gerne einen Brief von Ihnen zukommen lassen."
„Gut." Logan reichte Dougal das Journal, langte nach einem Blatt Papier, tauchte die Feder in die Tinte und begann zu schreiben. Schließlich versiegelte er den Umschlag und gab ihn Dougal. „Ich war so frei, meinem Brief einen Scheck über einhundert Pfund beizulegen. Wenn ich die Angelegenheit mit meinen Partnern besprochen habe, kann ich der jungen Dame ein wenig mehr anbieten. Bis dahin, so hoffe ich, wird dies mir das Recht sichern, ihre Tagebücher zu veröffentlichen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich über den Vorschuss freuen würde."
„Danke, Mr. Logan. Eine großzügige Geste und ein Zeichen, dass Sie es ernst meinen. Miss MacNeill wird sich bestimmt sehr freuen."
„Da Sie ja selbst schon einige Erfahrung bei Veröffentlichungen haben, Mr. Stewart, werden Sie ihr sicher mit Rat und Tat zur Seite stehen."
„Selbstverständlich biete ich ihr meine Hilfe an, Mr. Logan."
„Wenn Miss MacNeills Journale so berühmt werden, wie ich denke, dann werden bald Tausende Leser ihren Namen kennen, und ihr Bankkonto wird sich füllen. Richten Sie ihr das aus", sagte Mr. Logan lächelnd. „Ich hoffe, Miss MacNeill bald persönlich kennen lernen zu dürfen."
„Ich bin sicher, Sie wird sich freuen", meinte Dougal, während er das Päckchen und den Brief in die Jackentasche steckte.
Logan sah sein Gegenüber forschend an. „Ganz so sicher sind Sie sich aber nicht, Sir, oder?"
„Ich gebe zu, es war ein Risiko herzukommen."
„Sie sind ein guter Freund, Sir. Überzeugen Sie die junge Dame, dass dies ihre goldene Chance ist. Ich hoffe, ihre Träume sind die gleichen wie die Ihren."
Dougal stand auf. „Glauben Sie mir, Sir, das hoffe ich auch."
„Gewiss, Mrs. Larrimore, wenn Sie meinen, wir bräuchten noch zusätzliches Personal für die Soiree, dann heuern Sie es an", sagte Margaret, die zusammen mit Angela und der Haushälterin von Charlotte Square im Salon stand.
„Gute Serviermädchen finden Sie im Matheson-Haus", schlug Angela vor.
„Uh! Diese Mädchen?" fragte Mrs. Larrimore schockiert.
„Das sind alles wohlerzogene junge Frauen, die nur ein wenig Pech gehabt haben", erwiderte Margaret streng. „Einige können Sie für den Abend als Küchenhilfen und Zimmermädchen einstellen. Außerdem benötigen wir noch ein paar Zofen."
„Na ja, ich
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