Im Bann der Versuchung
Normalerweise vermeide ich es, dorthin zu reisen. Die Fahrt mit den verschiedenen Verkehrsmitteln über Land und See von Edinburgh bis auf die Insel ist mir zu umständlich." Er grinste selbstgefällig. „Ich liebe eben die angenehmen Seiten des Lebens", fügte er verbindlich lächelnd hinzu und widmete sich dann seinem Essen.
„Ich verstehe. Aber was mit Ihrem Besitz auf Guga geschieht, dafür interessieren Sie sich doch sicher."
„Vermutlich haben Sie mittlerweile ein ganz schönes Loch in den Felsen gebohrt."
„Wir haben auf Ihrer Insel ausgezeichneten grauen Granit gebrochen, Sir, und die Steine dann zum Sgeir Caran transportiert. Das Fundament für den Leuchtturm haben wir zum größten Teil fertig."
„Aha. Mich interessiert der Leuchtturm sehr. Ich werde bald noch einmal dorthin fahren und mir dann ansehen, welche Fortschritte dieses bemerkenswerte Bauwerk macht." Matheson legte die Gabel beiseite und verzog leicht angewidert den Mund. „Das Fleisch ist ja nicht schlecht, aber das Gemüse - plebejisch."
Schweigend aß Dougal eine Weile. Er fand an dem Essen nichts auszusetzen. „Ich möchte Ihnen nochmals danken, dass Sie uns erlaubten, auf Guga zu arbeiten, und selbstverständlich ist die Kommission äußerst glücklich über Ihr Angebot, den Leuchtturmfond finanziell zu unterstützen."
„Und so kommen wir dann zum eigentlichen Grund für unser Treffen."
„Ja, ich wunderte mich schon, weshalb Sie mich sprechen wollten, Sir", erwiderte Dougal. vorsichtig.
„Ich weiß, dass Sie Probleme mit Ihrem Projekt haben - oder genauer gesagt - mit Ihrer charmanten Widersacherin."
„Wenn Sie Lady Strathlin meinen, so kann ich über ihren Charme keine Aussage machen, eher über ihre Beharrlichkeit."
„Sie ist eine äußerst reizende, nachgiebige Person, das kann ich Ihnen versichern."
„Mag sein. Ihre Anwälte sind jedenfalls eine hinterhältige Bande, egal, ob mit ihrem oder ohne ihr Wissen."
„Ist Ihnen bekannt, dass Sie die Anwälte angewiesen hat, Sie davon abzuhalten, ihre Insel zu betreten und den Bau des Leuchtturms mit allen Mitteln zu verhindern?"
„Nein, so genau habe ich das nicht gehört."
„Wie steht es gegenwärtig mit Ihrem Projekt, Sir?"
„Wir haben mehr als die Hälfte unserer Sponsoren verloren", antwortete Dougal. „Die Matheson-Bank hatte sie informiert, dass der Caran-Leuchtturm eine Fehlinvestition sei, weil der Bau auf Grund schlechter Ingenieurarbeit und mangelnder Kenntnis der Umwelt-und Standortbedingungen vermutlich doppelt so teuer werde wie ursprünglich veranschlagt."
„Ah ja. Es heißt, man hätte das Projekt besser den Stevensons übertragen sollen. Die hätten es nicht so stümperhaft wie Dougal Stewart angegangen."
Obwohl er sich zu beherrschen versuchte, schlug Dougal wütend mit der Faust auf den Tisch. „Die meisten Sponsoren habe ich persönlich aufgesucht und ihnen das Projekt erklärt. Bislang hatten wir stets ein gutes Einvernehmen. Es ist mir ein Rätsel, wieso man mir plötzlich nicht mehr vertraut."
„Die Bank sagt, wegen betrügerischen Geschäftsgebarens würden Ihnen die Gelder nicht ausgezahlt. Die Anwälte behaupten nämlich, dass Sie sich mit dem Geld ins Ausland absetzen wollten."
„Wie bitte?" Dougal beugte sich empört über den Tisch. „Das ist ja völlig absurd. Woher wissen Sie das, Sir? Hat man Sie auch angesprochen? Wollen Sie Ihr Angebot etwa auch zurückziehen?"
„Ich bin Mitglied des Bankvorstands. Daher weiß ich von dem infamen Plan", erklärte Matheson. „Ich will mein Angebot verdoppeln. "
„Verdoppeln? Das klingt äußerst großzügig. Warum tun Sie das?"
Vertraulich lehnte sich Sir Frederick über den Tisch. „Weil ich einer der wenigen bin, die wollen, dass dieser Leuchtturm gebaut wird."
„Lady Strathlin möchte nicht, dass die Insel für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Das ist das eigentliche Problem. Wollen Sie sich an diesem Streit beteiligen?"
„Ich werde diesen Streit bald beenden", erklärte Matheson schroff. „Die Baroness wird sich nicht durchsetzen. Die Insel wird auch nicht mehr lange für die Öffentlichkeit verschlossen bleiben. Eines Tages werde ich über Caransay zu entscheiden haben, das können Sie mir glauben. Diese wunderschöne Insel könnte ein ausgezeichneter Urlaubsort für die Reichen werden. Lady Strathlin braucht keine Privatinsel. Dort hat sie viel zu viel Freiheit", fügte er finster hinzu.
Dougal lehnte sich erstaunt zurück. „Ihnen gehört Guga, die Nachbarinsel.
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