Im Bann der Wasserfee
erzählt habe und du mich dann noch willst, so werde ich ...«
»Was wirst du dann? Und warum sollte ich dich nicht mehr wollen?«
»Nichts. Harren wir erstmal der Dinge, die kommen werden und sehen anschließend weiter. Derzeit kann ich keinerlei Versprechungen abgeben, außer dass ich zu meinem Schwur stehen werde, da ich ein Mann von Ehre bin.«
Warum hielt er sich so bedeckt? Bei Jacut war es damals ähnlich gewesen. Eindeutigen Aussagen hatte er sich stets entzogen und in schönen Ausreden Zuflucht genommen, bis zu jenem schicksalhaften Abend, an dem sie ihn mit einer anderen erwischt hatte.
»Was hast du vor?«, fragte sie.
»Das kann ich dir nicht sagen.«
Er zerstreute ihre Bedenken, indem er ihren Mund eroberte mit einem Kuss, der sie bis in ihr Innerstes erbeben ließ.
Dahut lächelte selig. Sie verdrängte die Gedanken an eine ungewisse Zukunft. Sie genoss ihr Glück, so flüchtig es auch sein mochte.
Seltsamerweise brauchten sie fürs Ankleiden länger als für das Ausziehen. Dahut begleitete Ragnar zu seinem neuen Haus, da sie es von innen erkunden wollte. Sie war neugierig auf das Geisterhaus. Das Verbotene hatte schon immer einen gewissen Reiz auf sie ausgeübt.
»Es sieht von innen gar nicht so geisterhaft aus«, sagte sie.
Ragnar öffnete die Haustür. »Bisher habe ich auch keine Lemuren gefunden. Die Leute hier scheinen recht abergläubisch zu sein.« Er lächelte verschmitzt. »Beispielsweise trägt man seine Braut über die Schwelle.« Schon hob er sie auf seine Arme und betrat das Haus.
»Ich weiß auch nicht den Grund dafür. Die Römer schmücken die Schwelle mit Wollbändern und fetten sie mit Schweinespeck und Öl ein.« Wenn er sie so eng an sich gepresst hielt, fiel ihr das Denken schwer. Sein Duft umnebelte ihre Sinne.
Ragnar lachte tief und rau und äußerst maskulin. »Vermutlich trägt er sie, damit sie nicht auf all dem Speck und Öl ausrutscht.«
»Das muss es sein.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. Wenn es doch nicht nur ein Scherz wäre, und sie tatsächlich seine Braut sein könnte ... Doch er stammte aus dem Norden und würde dorthin zurückkehren, während ihre Zukunft in Gwynedd bei der Familie ihrer Mutter lag. Die Menschen dort hatten, wie sie von Dylan erfahren hatte, starke familiäre Bindungen. Es war sehr unwahrscheinlich, dass man sie abwies. Doch warum hatte dann nie jemand von diesem Zweig ihrer Familie den Kontakt zu ihr gesucht? Womöglich wusste man dort gar nichts von ihrer Existenz. So wie sie ihren Vater kannte, verwunderte sie dies nicht.
Sie verbannte den Gedanken. Wenn man nicht zu viel erwartete, wurde man weniger enttäuscht. Es war einfach alles zu ungewiss, vor allem ihre Zukunft, selbst oder gerade dann, wenn sie in Ys bleiben würde, denn sie wusste, dass sie hier nicht glücklich werden würde.
Ragnar schloss die Tür hinter ihnen. »Willkommen in meinem Haus!«
Dahut lächelte. Hier fehlte eindeutig die Hand einer Frau. Alles war sehr schlicht und rein zweckmäßig eingerichtet. Außerdem sollte gelegentlich gelüftet werden, denn es roch etwas seltsam. Womöglich war das Haus einfach zu lange leergestanden.
»Du hast doch nicht etwa deine mit Hundekot befleckte Kleidung hier irgendwo liegen?«, fragte sie. Dann fiel ihr ein, dass es dies nicht sein konnte. Schließlich war er nicht mehr hier reingekommen, bevor sie zu ihm kam.
Er räusperte sich. »Ehrlich gesagt liegt sie im Garten meines Nachbarn, der mich geärgert hat. Ich befürchte, dass man den Geruch durch Waschen nicht herausbringt.«
»Unwahrscheinlich. Der ist äußerst hartnäckig. Doch irgendwie riecht es hier trotzdem seltsam.«
»Das sind bestimmt die Lemuren .«
Dahut schüttelte den Kopf. » Lemuren sind doch nur Schatten.«
Er hob die Augenbrauen. »Sicher? Sind dir so viele von ihnen schon über den Weg gelaufen.«
»Nein, keine.« So sicher war sie sich damit nicht, denn sie hatte des Öfteren den Eindruck gehabt, dass es in der Stadt dunkler und schattiger war als früher. Außerdem hatte sie die schwarze Schlange gesehen. Außer ihr hatte keiner sie erblickt, dennoch hatte sie sich diese nicht eingebildet.
Dahut öffnete eines der Fenster im Kochraum. Ragnar wollte die Öllampe entzünden, doch sie nahm ihm die Lampe aus der Hand. »Lieber nicht. Solange das Fenster noch offen ist, lockt das nur Motten an.«
»Oder ungebetene Gäste: Werwölfe , Lemuren , ...«
Sie knuffte ihn spielerisch in die Seite. »Lass das. Zeig mir lieber das Haus. Wo
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