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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Plattform. Drei Gestalten standen an der äußeren Mauer. In der ganz linken erkannte Duiker Mallick Rel, den Ratgeber, den er zuletzt in Hissar gesehen hatte; seine seidenen Gewänder bauschten sich im heißen Wind. Der Mann neben ihm war wahrscheinlich Hohefaust Pormqual – groß, drahtig, mit hängenden Schultern und Kleidern, gegen die die Roben eines Königs wie die eines Bettlers erscheinen mussten; seine bleichen Hände huschten auf der Brustwehr hin und her wie Vögel im Käfig. Zu seiner Rechten stand ein Soldat in schlichter Rüstung; ein Reif an seinem linken Arm wies ihn als Offizier im Range eines Kommandeurs aus. Er hatte die kräftigen Arme um seinen Oberkörper geschlungen, als versuche er, sich selbst die Knochen zu brechen. Er wirkte so angespannt, dass man jeden Augenblick mit einem gewaltigen Ausbruch rechnete.
    In der Nähe der Bodenluke hockte Nil, ein abgemagertes, zitterndes Häufchen Elend. Der junge Waerloga wandte dem Historiker ein graues, um Jahre gealtertes Gesicht zu. Neder huschte zu ihrem Bruder und umklammerte ihn in einer wilden Umarmung, die sie anscheinend nicht lösen wollte oder konnte.
    Die Soldaten, die auf beiden Seiten die Wälle säumten, schrien jetzt; es war ein Geräusch, das die Luft durchschnitt wie die Sense des Vermummten.
    Der Historiker trat neben dem Kommandeur an die Brustwehr. Er streckte die Hände aus, um sich an den von der Sonne ausgebleichten Steinen der Schartenbacke festzuklammern. Atemlos folgte er den gespannten Blicken der anderen. Und als er sah, was auf dem Hang des am nächsten gelegenen Grabhügels geschah, durchzuckte ihn panische Angst.
    Dort drüben war Coltaine.
    Über einer zusammengeschrumpften Truppe von weniger als vierhundert Soldaten erhoben sich drei Standarten: die der Siebten Armee; das polierte, deutlich erkennbare Hundeskelett des Tollhund-Clans; und die schwarzen Schwingen des Krähen-Clans, die eine Bronzescheibe krönten, die im Sonnenlicht aufblitzte. Noch immer hielten ihre Träger sie stolz und trotzig in die Höhe.
    Von allen Seiten brandeten die Truppen Korbolo Doms mit bestialischer Wut heran; eine unüberschaubare Menge von Fußsoldaten – es mussten Tausende sein –, die jegliche Disziplin aufgegeben hatten und nur noch ein Ziel vor Augen hatten: die Feinde abzuschlachten. Berittene zogen kompanieweise an den Kämpfenden vorbei, strömten in die Lücke zwischen dem Hügel und der Stadt – allerdings achteten sie darauf, der Stadt nicht zu nahe zu kommen, um außerhalb der Reichweite der Bogenschützen auf Arens Wällen zu bleiben. Korbolo Doms persönliche Leibgarde und ohne Zweifel auch die abtrünnige Faust selbst hatten auf der Kuppe des vorletzten Grabhügels Position bezogen. Dort wurde jetzt eine Plattform aufgebaut, als sollte sichergestellt werden, dass sie einen guten Blick auf die Geschehnisse hatten, die sich auf dem Abhang des letzten Hügels abspielten.
    Die Entfernung war nicht groß genug, um den Zeugen auf dem Turm oder den Wällen Gnade zu gewähren. Duiker konnte Coltaine erkennen; er befand sich inmitten eines Haufens von Schwätzers Pionieren und einer Hand voll von Lulls Seesoldaten. Sein runder Schild hing in Fetzen an seinem linken Arm, das Langmesser in seiner Rechten war abgebrochen und hatte nur noch die Länge eines Kurzschwerts, sein Federumhang glänzte, als wäre er geteert. Der Historiker sah Kommandeur Bult, der den Rückzug zur Hügelkuppe befehligte. Hirtenhunde schossen und sprangen wie rasende Leibwächter um den wickanischen Veteranen herum, obwohl ganze Pfeilsalven auf sie niedergingen. Einer der Hunde fiel besonders ins Auge; er war groß und schien nicht unterzukriegen zu sein, denn er kämpfte immer noch weiter, obwohl er mit Pfeilen gespickt war.
    Die Pferde waren tot. Der Wiesel-Clan war ausgelöscht. Vom Tollhund-Clan standen vielleicht noch zwanzig Kämpfer, die ein halbes Dutzend alter Männer und Pferdefrauen umringten – die letzten des dahinschwindenden Clan-Herzens. Und vom Krähen-Clan existierten nur noch Coltaine und Bult, das war klar.
    Soldaten der Siebten, von denen nur noch die wenigsten eine Rüstung trugen, bildeten einen festen Ring um die anderen. Viele von ihnen hatten keine Waffen mehr, doch sie wichen keinen Schritt zurück, selbst als sie förmlich in Stücke gehauen wurden. Es gab kein Pardon. Jeder Soldat, der von Wunden übersät zu Boden sank, wurde innerhalb kürzester Zeit regelrecht geschlachtet – die Helme wurden weggerissen, die Unterarme, mit

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