Im Bann der Wüste
denen sie die Attacken abzuwehren suchten, zerfetzt, die Schädel mit unzähligen Hieben zerschmettert.
Der Stein unter Duikers Händen war feucht und klebrig geworden. Lanzen aus Schmerz schossen seine Arme hinauf, doch er nahm es kaum wahr.
Der Historiker riss sich von der Brustwehr los, streckte rote Finger aus, um Pormqual zu packen - Der Kommandant der Stadtgarnison trat dazwischen, hielt ihn zurück.
Die Hohefaust erblickte Duiker und zuckte zurück. »Ihr versteht das nicht!«, schrie Pormqual. »Ich kann sie nicht retten. Es sind zu viele! Viel zu viele!«
»Ihr könnt, verdammter Bastard! Ein Ausfall direkt zum Hügel – und dann ein Kordon, verdammt!«
»Nein! Wir würden zermalmt werden! Ich kann nichts tun!«
Duiker hörte die leise, knurrende Stimme des Kommandanten. »Ihr habt Recht, Historiker. Aber er wird es nicht tun. Die Hohefaust wird nicht zulassen, dass wir sie retten – «
Duiker versuchte sich aus dem Griff des Mannes zu befreien, doch es gelang ihm nicht.
»Beim Vermummten!«, schnappte der Kommandant. »Wir haben es versucht! Wir haben alles versucht …«
Mallick Rel trat heran und sagte sanft: »Mein Herz weint, Historiker. Die Hohefaust lässt nicht mit sich reden – «
»Aber das ist Mord!«
»Für den Korbolo Dom teuer bezahlen wird!«
Duiker wirbelte herum, torkelte wieder zur Mauer.
Sie starben. Da draußen, fast in Reichweite – nein, innerhalb der Reichweite der Soldaten. Wut krampfte dem Historiker einer schwarzen Hand gleich die Kehle zusammen. Ich kann das nicht mit ansehen.
Aber ich muss.
Keine hundert Soldaten standen mehr aufrecht, doch der Kampf war mittlerweile zu einem einzigen Abschlachten geworden. Der einzige wirkliche Kampf, der noch auszutragen blieb, war der unter Korbolo Doms Streitern, wer die tödlichen Hiebe austeilen und mit triumphierenden Schreien schreckliche Trophäen in die Höhe halten durfte. Die Männer und Frauen der Siebten starben und starben; sie hatten nur noch ihre Leiber, um ihre Anführer zu schützen – die Männer, die sie quer über einen ganzen Kontinent geführt hatten, um jetzt hier, fast schon im Schatten von Arens hohen Wällen zu sterben.
Und auf jenen Wällen stand eine ganze Armee, standen zehntausend Kameradinnen und Kameraden, und sie alle wurden Zeugen des größten Verbrechens, das eine malazanische Hohefaust jemals begangen hatte.
Wie Coltaine es geschafft hatte, überhaupt so weit zu kommen, überstieg Duikers Vorstellungsvermögen. Er sah das Ende einer Schlacht, die seit Tagen ohne Unterbrechung andauern musste – einer Schlacht, die das Überleben der Flüchtlinge sichergestellt hatte. Deshalb ist die Staubwolke nur so langsam näher gekommen.
Die letzten Soldaten der Siebten verschwanden unter Leibern, die über sie hinwegschwärmten. Bult stand mit dem Rücken zu dem Standartenträger, in jeder Hand einen Dobhri-Tulwar. Ein Mob griff ihn an, und sie stießen mit ihren Lanzen zu, als wäre er ein in die Enge getriebener Eber. Doch er versuchte noch einmal sich zu erheben, hieb mit einem Tulwar in das Bein eines Mannes, der aufheulend zurückwich. Aber die Lanzen bohrten sich tief in seinen Körper, stießen den Wickaner zurück, nagelten ihn auf den Boden. Klingen zuckten auf ihn hinunter, hackten ihn in Stücke.
Der Standartenträger verließ seine Position – die Standarte hatte er zwischen den hingestreckten Leichen festgeklemmt – und machte einen verzweifelten Satz, um seinen Kommandeur zu erreichen. Er wurde noch im Sprung sauber enthauptet, und sein Kopf flog zurück in das Durcheinander am Fuß der Standarte. So starb Korporal List, der vor vielen Monaten in Hissar unzählige Scheintode gestorben war.
Die letzte Stellung des Tollhund-Clans verschwand unter einer Masse anstürmender Kämpfer, und nur Augenblicke später fiel die Standarte. Blutige Skalps wurden in die Höhe gereckt, und die Trophäen versprühten roten Regen.
Umgeben von den letzten Pionieren und Seesoldaten, kämpfte Coltaine noch immer. Sein Widerstand dauerte nur einen kurzen Augenblick länger, dann hatten Korbolo Doms Krieger auch den letzten Verteidiger getötet und wogten über ihn hinweg, begruben ihn in ihrer wahnsinnigen Wut unter sich.
Ein gewaltiger, von Pfeilen gespickter Hirtenhund schoss auf die Stelle zu, wo Coltaine zusammengebrochen war, doch das Tier wurde von einer Lanze aufgespießt und in die Höhe gehoben. Der Hund rutschte sich windend und krümmend den Schaft hinunter und tötete noch den Feind,
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