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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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tausend sterbenden Sterblichen tun soll?«
    Die Hunde beäugten Apt, als wäre die Dämonin eine potenzielle Mahlzeit.
    »Bin ich ein Feldscher? Ein Heiler?« Schattenthrons Stimme wurde Oktave um Oktave schriller. »Ist Cotillion ein freundlicher Onkel? Sind meine Hunde Streuner und Bauernköter?« Der Schatten, hinter dem sich der Gott verbarg, flammte wild auf. »Bist du jetzt endgültig übergeschnappt?«
    Apt antwortete ihm mit einer schnellen Folge von krächzenden Klick- und Zischlauten.
    »Natürlich wollte Kalam sie retten!«, kreischte Schattenthron. »Aber er hat gewusst, dass es unmöglich ist. Es ist nur noch möglich, Rache zu nehmen. Aber was haben wir jetzt? Jetzt muss ich meine Kräfte dafür verschwenden, tausend verstümmelte Kinder zu heilen! Und wozu das Ganze?«
    Apt antwortet erneut.
    »Diener? Was glaubst du eigentlich, wie groß die Schattenfeste ist, du einarmige Schwachsinnige?«
    Die Dämonin sagte nichts. Ihr schiefergraues, vielfacettiges Auge schimmerte im Licht der Sterne.
    Plötzlich kauerte sich Schattenthron zusammen, sein schleierähnlicher Umhang legte sich eng um ihn, als er die Arme verschränkte. »Eine Armee von Dienern«, wisperte er. »Diener. Ausgestoßen aus einem Imperium, in den Händen von Sha’iks blutdurstigen Banditen ihrem Schicksal überlassen. Das wird für … Zwiespältigkeit … in ihren verletzten, formbaren Seelen sorgen …« Er warf der Dämonin einen Blick zu. »Ich sehe langfristigen Nutzen in deiner überstürzten Tat, Dämonin. Ein Glück für dich!«
    Apt zischte und klickte.
    »Du willst den, den du da hältst, für dich selbst haben? Und – wenn du tatsächlich wieder an die Seite des Brückenverbrenners zurückkehren willst, um über ihn zu wachen – wie genau stellst du dir vor, mit diesen widersprüchlichen Verantwortlichkeiten fertig zu werden?«
    Die Dämonin antwortete.
    Schattenthron zischte. »Du hast vielleicht Nerven, du verhätscheltes Miststück! Kein Wunder, dass du beim Lord der Aptorianer in Ungnade gefallen bist!« Er verstummte, dann, nach einem kurzen Augenblick, wogte er vorwärts. »Erzwungene Heilung erfordert einen Preis«, murmelte Schattenthron. »Das Fleisch erholt sich, während der Geist sich in der Erinnerung an den Schmerz, an das überwältigende Gefühl der Hilflosigkeit windet.« Er hob eine von seinem Ärmel bedeckte Hand und legte sie dem Jungen auf die Stirn. »Dieses Kind, das dich reiten wird … soll … unberechenbar sein.« Er stieß ein zischendes Lachen aus, als die Wunden sich zu schließen begannen und sich neues Fleisch im zerstörten Gesicht des Jungen formte. »Was für Augen soll er haben, meine Liebe?«
    Apt antwortete.
    Schattenthron schien zusammenzuzucken, dann lachte er erneut, dieses Mal rau und kalt. »›Die Augen sind das Prisma der Liebe‹, nicht wahr? Willst du jetzt am Markttag Hand in Hand mit ihm zum Fischhändler gehen?«
    Der Kopf des Jungen zuckte zurück. Knochen verformten sich, die beiden klaffenden Augenhöhlen verbanden sich zu einer einzigen, die über einer Nasenwurzel saß, welche sich nach beiden Seiten hin verzweigte und am äußeren Ende der Augenhöhle in einer leicht erhöhten, dünnen Linie auslief. Ein Auge, das dem der Dämonin glich, wurde verschwommen sichtbar.
    Schattenthron trat einen Schritt zurück, um sich anzusehen, was er geschaffen hatte. »Ah«, flüsterte er. »Wer ist es nun, der mich durch solch ein Prisma anblickt? Beim Abgrund, antworte nicht!« Der Gott wirbelte abrupt herum, um das Tor anzustarren. »Der Schnelle Ben, verschlagen wie immer. Ich kenne seine Handschrift. Er hätte es in meinen Diensten weit bringen können …«
    Der malazanische Junge kletterte an Apt hoch und setzte sich hinter das schmale, vorspringende Schulterblatt der Dämonin. Sein zerbrechlicher Körper zitterte unter dem Trauma der beschleunigten Heilung und der Erinnerung an die Ewigkeit, die er an ein Kreuz genagelt gewesen war, doch auf seinem grässlichen Gesicht lag ein leicht ironisches Lächeln, das hervorragend zum Gesichtsausdruck der Dämonin passte.
    Apt näherte sich dem Tor.
    Schattenthron gestikulierte. »Dann los, verfolge diejenigen, die den Brückenverbrenner verfolgen. Ich glaube mich daran erinnern zu können, dass Elsters Soldaten immer loyal waren. Kalam hat ganz bestimmt nicht vor, Laseen einen Kuss auf die Wange zu geben, wenn er sie findet, dessen bin ich mir sicher.«
    Apt zögerte, sprach dann noch ein letztes Mal.
    Als der Gott antwortete, klang es,

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