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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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dem, was er sehen konnte, doch die Geschichten, die er in Genabackis gehört hatte, hatten darauf hingedeutet, dass es gerade erst im Entstehen begriffen war und sich nur ein paar hundert Längen – falls Längen hier überhaupt eine Bedeutung haben – weit um Unta herum erstreckte. Stattdessen reicht es bis ins Reich der Sieben Städte. Und was ist mit Genabackis? Warum nicht? Ben, Ben, dir könnte jetzt schon eine Klaue im Nacken sitzen …
    Die Kinder hatten die Pferde fertig gemacht und saßen inzwischen im Sattel, ein gutes Stück von dem schrecklich verbrannten Hügel entfernt. Kalam schaute zu, wie Minala und Selv Keneb auf seinem Sattel festbanden.
    Der Assassine trat zu seinem eigenen Pferd. Das Tier schnaubte geringschätzig, als er sich in den Sattel schwang und nach den Zügeln griff.
    »Wir sind in einem Gewirr, nicht wahr?«, fragte Minala. »Ich habe immer geglaubt, all die Geschichten von anderen Sphären wären nichts als ausgeklügelte Erfindungen der Magier und Priester, Geschwätz, mit dem sie ihren Gesten und Gebärden mehr Nachdruck verleihen.«
    Kalam grunzte. Er war schon in genug Gewirren gewesen und in genug mittels Magie erschaffene Mahlströme geraten, sodass er all diese Dinge bereits als selbstverständlich erachtete. Minalas Bemerkung hatte ihn wieder einmal daran erinnert, dass diese Realität für die meisten Menschen sehr weit weg war, dass sie sie voller Skepsis betrachteten, selbst wenn sie zugaben, dass es sie gab. Ist diese Art von Unwissenheit tröstlich, oder ist sie eine Quelle, aus der sich blinde Furcht speist?
    »Ich nehme an, hier drinnen sind wir vor Korbolo Dom sicher?«
    »Das will ich doch hoffen«, murmelte der Assassine.
    »Woher wissen wir, in welche Richtung wir gehen müssen? Es gibt hier nicht das geringste Zeichen, an dem man sich orientieren könnte, und auch keinen Pfad.«
    »Der Schnelle Ben sagt, man muss mit einer bestimmten Absicht reisen, dann wird einen das Gewirr auch ans Ziel bringen.«
    »Und welches Ziel hast du im Sinn?«
    Kalam machte ein finsteres Gesicht und schwieg mehrere Herzschläge lang. Dann seufzte er. »Aren.«
    »Wie sicher sind wir hier?«
    Sicher? Wir sind in ein Hornissennest getreten. »Das werden wir sehen.«
    »Oh, wie beruhigend!«, schnappte Minala.
    Das Bild des gekreuzigten malazanischen Jungen stieg vor dem inneren Auge des Assassinen auf. Er warf einen Blick zu Kenebs Kindern hinüber. »Es ist immer noch besser, dieses Risiko einzugehen als … eine andere Gewissheit zu erhalten«, murmelte er.
    »Willst du uns das nicht noch ein bisschen genauer erklären?« Kalam schüttelte den Kopf. »Genug geredet. Ich muss mir eine Stadt vorstellen …«
     
    Lostara Yil lenkte ihr Pferd auf die klaffende Öffnung zu. Obwohl sie so etwas noch nie zuvor gesehen hatte, begriff sie sofort, dass dies das Tor in ein anderes Gewirr war. Die Ränder der Öffnung verblassten allmählich, wie eine Wunde, die sich zu schließen begann.
    Sie zögerte. Der Assassine hatte eine Abkürzung gefunden, ein Mittel, um an der Armee des Verräters vorbeizuschlüpfen, die sich zwischen ihm und Aren befand. Lostara Yil wusste, dass sie gar keine andere Wahl hatte, als Kalam auf diesem Wege zu folgen. Wenn sie den langen Weg nach Aren wählte, würde die Spur längst kalt sein, bis sie dort wäre. Schon durch die Streitkräfte von Korbolo Dom zu schlüpfen, würde sich als praktisch unmöglich erweisen – sie würde zwangsläufig als Rote Klinge erkannt werden, auch wenn sie – wie jetzt – eine Rüstung ohne Abzeichen trug.
    Dennoch zögerte sie immer noch.
    Ihr Pferd wich ängstlich wiehernd zurück, als eine Gestalt aus dem Tor taumelte. Es war ein Mann, und er war vollkommen grau; seine Kleidung war grau, seine Haut war grau, sogar seine Haare waren grau. Er streckte sich, blickte sich mit merkwürdig leuchtenden Augen um und lächelte schließlich.
    »Das war ein Loch, durch das zu fallen ich nicht erwartet hätte«, sagte er in singendem Malazanisch. »Entschuldigt, wenn ich Euch erschreckt haben sollte.« Er deutete eine knappe Verbeugung an, mit dem Effekt, dass kleine Staubwölkchen von ihm aufstiegen. Das Grau war Asche, bemerkte Lostara Yil. Auf dem schmalen Gesicht des Mannes schimmerte jetzt an einigen Stellen seine dunkle Hautfarbe durch.
    Er betrachtete sie wissend. »Ihr tragt ein geheimes Wappen. Versteckt.«
    »Was?« Ihre Hand bewegte sich langsam auf das Heft ihres Schwertes zu.
    Der Mann bemerkte die Geste, und sein Lächeln wurde

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