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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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als würde er das Gesicht verziehen. »Dieser Hohepriester beunruhigt sogar mich. Wenn es ihm nicht gelingt, die Jäger auf dem Pfad der Hände zu täuschen, wird mein kostbares Reich – das in letzter Zeit schon mehr als genug Eindringlinge gesehen hat – tatsächlich ziemlich überfüllt werden …« Schattenthron wiegte den Kopf. »Es war eigentlich eine einfache Aufgabe.« Er begann, davonzutreiben; seine Hunde folgten ihm dichtauf. »Ich frage mich, ob man heutzutage überhaupt noch zuverlässige, kompetente Helfer finden kann …«
    Im nächsten Augenblick war Apt allein, die Schatten waren verschwunden.
    Das Tor hatte begonnen, instabil zu werden; langsam schloss sich die Wunde zwischen den Sphären. Die Dämonin krächzte beruhigende Worte. Der Junge nickte.
    Sie schlüpften in das imperiale Gewirr.

Kapitel Zwei
     
    Die Zeitalter enthüllten die Heilige Wüste.
    Einst war die Raraku ein ockergelbes Meer.
    Stolz wie ein Turm stand sie im Wind
    und sah uralte Flotten -
    Schiffe aus Knochen, Segel aus gebleichtem Haar,
    jagten über die Wogenkämme
    dorthin, wo das Wasser
    unter den Sand der Wüste schlüpfte,
    die dort eines Tages sein würde.
     
    Die Heilige Wüste
       Anonym
     
    E ine Gruppe wilder weißer Ziegen stand am Rande des Tels, der als Salmon bekannt war; deutlich hoben sie sich vor einem erstaunlich blauen Himmel ab. Aus Marmor gehauenen Tiergöttern gleich schauten sie zu, wie sich der von einer gewaltigen Staubwolke umgebene riesige Treck durch das Tal wand. Dass es genau sieben waren, war ein Omen, das Duiker sehr wohl auffiel, während er mit einer Patrouille aus Wickanern vom Tollhund-Clan an der südlichen Flanke des Trecks entlangritt.
    Neunhundert Schritt hinter dem Historiker marschierten fünf Kompanien der Siebten – etwas weniger als eintausend Soldaten –, während in noch einmal der gleichen Entfernung dahinter eine weitere Patrouille aus zweihundertfünfzig Wickanern ritt. Die drei Einheiten bildeten die südliche Flankendeckung der nun beinahe fünfzigtausend Flüchtlinge – und des Viehs –, aus denen der größte Teil des Trecks bestand. Die nördliche Flanke wurde durch ähnliche Truppen gesichert. Ein innerer Ring aus loyalen Hissari-Fußsoldaten und Lulls Seesoldaten zog sich an den Rändern der Kolonne entlang  – sie schritten Seite an Seite mit den unglücklichen Zivilisten dahin.
    Eine Nachhut aus tausend Wickanern aller drei Clans ritt in der Staubfahne des Trecks mehr als eine Zweidrittel-Länge östlich von Duikers Position. Obwohl sie in kleinste Einheiten von einem Dutzend Reitern oder weniger aufgeteilt waren, konnten sie ihre Aufgabe unmöglich erfüllen. Wieder und wieder zwickten Tithansi-Reiter den arg malträtierten Schwanz des Flüchtlings-Trecks und verwickelten die Wickaner pausenlos in Scharmützel. Das Ende von Coltaines Zug war eine blutende Wunde, die niemals dazu kam, zu heilen.
    Die Vorhut der Flüchtlinge bestand aus den überlebenden Einheiten der zur Siebten gehörenden mittelschweren Kavallerie – alles in allem etwas mehr als zweihundert Reiter. Davor befanden sich die malazanischen Adligen in ihren Kutschen und Wagen, auf beiden Seiten von jeweils zehn Kompanien Infanterie der Siebten flankiert. Nahezu tausend weitere Soldaten der Siebten – die Verwundeten, die gehen konnten – bildeten noch einmal eine Vorhut für die Adligen. Vor ihnen rollten die Wagen mit den Feldschern und den schwerer verwundeten Soldaten. Coltaine und tausend Reiter seines Krähen-Clans bildeten die Speerspitze des gesamten Trecks.
    Doch es waren einfach zu viele Flüchtlinge und zu wenig einsatzfähige Kämpfer. Trotz aller Bemühungen der Malazaner schlugen die Stoßtrupps Kamist Reloes immer wieder blitzschnell wie Vipern zu und richteten großes Unheil an. Ein neuer Kommandeur war zu Reloes Armee der Apokalypse gestoßen, ein namenloser Kriegshäuptling der Tithansi, der die Aufgabe hatte, dem Treck, der sich mühsam westwärts wand wie eine blutende, zerschlagene Schlange, die sich zu sterben weigerte, Tag und Nacht zuzusetzen; dieser Kommandeur stellte mittlerweile die größte Bedrohung für Coltaine dar.
    Ein langsames, genau bemessenes Gemetzel. Sie spielen mit uns. Der allgegenwärtige Staub hatte Duikers Kehle trocken und rau werden lassen, sodass jedes Schlucken zur Qual wurde. Wasser war inzwischen gefährlich knapp, die Erinnerung an den Sekala nur noch eine verdorrte Sehnsucht. Die nächtlichen Schlachtungen von Rindern, Schafen, Schweinen

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