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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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war, dass ein Erwachsener würde hindurchkriechen müssen, führte in den Raum dahinter.
    Am Ende seines Rundblicks schaute Kalam in die Augen eines kleinen Hundes mit schwarzem Fell, kräftigen Muskeln, einer fuchsähnlichen Schnauze und ebensolchen Ohren, der in der Ecke gegenüber dem Brotofen kauerte. Das Tier kaute auf einer halben Ratte herum und beobachtete jede Bewegung des Assassinen mit scharfen schwarzen Augen.
    Kalam stieß sanft den Atem aus. Eine weitere zweifelhafte Errungenschaft, für die Malaz berühmt ist: der malazanische Rattenterrier, der speziell auf seinen furchtlosen Wahnsinn hin gezüchtet wird. Es war unmöglich vorherzusagen, was der Hund tun würde, wenn er genug gefressen hatte. Vielleicht würde er ihm die Hand lecken. Oder ihm die Nase abbeißen.
    Kalam sah zu, wie der Hund an dem Fetzen Fleisch zwischen seinen Pfoten schnüffelte und es dann verschlang, wobei er länger als nötig daran herumkaute, während er über den Assassinen nachdachte. Dann machte der Hund sich an den Rattenschwanz; er hustete kurz – das Geräusch war kaum ein Flüstern –, bevor es ihm gelang, ihn in seiner ganzen Länge zu verschlingen.
    Der Rattenterrier leckte seine Vorderpfoten, richtete sich in eine sitzende Position auf, senkte den Kopf, um sich woanders zu lecken, und stand schließlich auf und starrte den blutenden Assassinen an.
    Das Gebell kam ohne Vorwarnung und hallte wie eine Explosion durch die Nacht, während der Hund gleichzeitig wie rasend hin und her sprang.
    Kalam machte einen Satz über das Balkongeländer. Unter ihm in der Gasse war eine verschwommene Bewegung zu sehen. Er sprang direkt darauf zu, das Wurfmesser in der Linken.
    Noch während er sich in der Luft befand, war er überzeugt, dass es vorbei war. Sein einsamer Jäger hatte Verbündete gefunden – eine weitere ganze Hand.
    Zauberei loderte aus der Gasse in die Höhe, traf Kalam wie ein Faustschlag. Das Messer fiel ihm aus den betäubten Fingern. Die Attacke des Magiers hatte seine Flugbahn abgelenkt; er wand sich, verfehlte sein Ziel und knallte mit der linken Körperseite hart auf die Pflastersteine.
    Das wahnsinnige Gebell von oben ging pausenlos und mit unverminderter Lautstärke weiter.
    Klingen blitzten auf, als Kalams Zielobjekt ihn jetzt blitzschnell angriff. Der Assassine zog das Bein an und trat aus, doch der Mann wich mit einer geschickten Bewegung aus. Die Messerklingen kratzten auf beiden Seiten an Kalams Rippen entlang. Die Stirn des Jägers krachte gegen seine Nase und ließ den Assassinen Sterne sehen.
    Einen Augenblick später, als der Jäger sich rittlings auf Kalam hockend halb aufrichtete und beide Messer hob, landete ein fauchendes schwarzes Bündel auf dem Kopf des Mannes. Er schrie auf, als rasiermesserscharfe, überlange Eckzähne ihm das Gesicht aufrissen.
    Kalam packte ein Handgelenk, brach es und riss das Messer aus der krampfhaft zuckenden Hand.
    Der Jäger stach mit dem anderen Messer verzweifelt auf den Rattenterrier ein, allerdings ohne viel Erfolg; schließlich warf er das Messer weg und griff nach dem zappelnden Hund.
    Kalam stieß dem Mann das Messer ins Herz.
    Er schob die Leiche beiseite und richtete sich taumelnd auf – nur um festzustellen, dass er umzingelt war.
    »Du kannst deinen Hund zurückrufen, Kalam«, sagte eine Frau.
    Er warf einen Blick auf das Tier hinunter – es gebärdete sich noch immer wie rasend. Rund um den Kopf und den Hals der Leiche waren die Pflastersteine blutbespritzt.
    »Leider gehört er mir nicht«, grollte Kalam. »Obwohl ich mir wünschte, ich hätte hundert von den Biestern.« In seiner gebrochenen Nase tobte ein pochender Schmerz. Tränen strömten ihm aus den Augen, vermischten sich mit dem Blut, das ihm von den Lippen und vom Kinn tropfte.
    »Oh verdammt, beim Vermummten!« Die Frau drehte sich zu einem ihrer Jäger um. »Töte das verdammte Biest – «
    »Das ist nicht nötig«, sagte Kalam und machte einen Schritt über die Leiche hinweg. Er packte den Hund im Nacken und warf ihn in hohem Bogen zurück auf den Balkon. Der Rattenterrier winselte, als er knapp über das Geländer flog, und verschwand außer Sicht. Ein wildes Scharren von Krallen kündete von seiner Landung.
    Eine zitternde Stimme drang von der Balkonluke herab. »Blümchen, mein Liebling, beruhige dich doch. Sei ein guter Junge.«
    Kalam betrachtete die Anführerin. »Na schön«, sagte er, »bringt es zu Ende.«
    »Mit dem größten Vergnügen – «
    Die Wucht des Bolzentreffers

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