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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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sehen. Er drehte sich im Laufen um und schleuderte einen aufblitzenden Wurfstern hinter sich.
    Der Kopf des riesigen, tierischen Mannes, der in ihr Blickfeld getrampelt kam, wurde nach hinten geschleudert, als der eiserne Stern sich in seine Stirn bohrte. Der Einschlag bremste ihn kaum.
    Lostara schnaubte. Sie ließ blitzschnell den Tulwar fallen, der – von der Schlinge an ihrem Handgelenk gehalten – in einem weiten Bogen herumschwang, als sie ihre Armbrust nach vorn riss.
    Ihr Schuss saß zu tief; der Bolzen bohrte sich knapp unterhalb des Brustbeins und oberhalb der merkwürdigen, dicken Ledergürtel, die seinen Bauch schützten, in den Körper des Mannes. Er erwies sich als weitaus effektiver als Perls Stern. Als der Mann grunzte und einknickte, sah sie voller Entsetzen, dass sein Mund und seine Nasenlöcher zugenäht waren. Er holt keine Luft! Hier haben wir unseren Dämon!
    Der Semk straffte sich, streckte die Arme aus. Die Kraft, die von ihnen ausging, war unsichtbar, doch sowohl Perl wie Lostara wurden davongeschleudert, wirbelten durch die Luft. Das Pferd wieherte schrill in tödlicher Agonie, während man ein schnelles Knirschen und Knacken von Knochen hören konnte.
    Die Rote Klinge landete auf ihrer rechten Hüfte. Der Aufprall ließ den Knochen vibrieren wie eine zerbrochene Glocke. Dann schlossen Wogen aus Schmerz eine krallenbewehrte Hand um ihr Bein. Ihre Blase entleerte sich, und ein heißer Schwall ergoss sich in ihre Unterwäsche.
    In Mokassins steckende Füße landeten neben ihr. Der Griff eines Messers wurde in ihre Hand geschoben. »Kümmert Euch um Euch selbst, wenn ich erledigt werde! Hier kommt es!«
    Mit zusammengebissenen Zähnen drehte sich Lostara Yil herum.
    Der Semk-Dämon war zehn Schritte entfernt, riesig und unaufhaltsam. Perl kauerte zwischen ihr und dem Dämon. Rotes Feuer troff von den Messern, die er in der Hand hielt. Lostar wusste, dass er bereits mit dem Leben abgeschlossen hatte.
    Das Ding, das den Dämon urplötzlich von links angriff, war der reinste Albtraum. Schwarz, dreigliedrig, ein wie eine Kapuze vorstehendes Schulterblatt hinter einem schmalen Kopf auf einem langen Hals, ein grinsender Kiefer voller Reißzähne, und ein einziges schwarzes Auge, das feucht glänzte.
    Vielleicht noch entsetzlicher war die menschliche Gestalt, die hinter dem vorspringenden Schulterblatt saß; ihr Antlitz war eine groteske Nachbildung des Gesichts des Wesens, auf dem sie ritt – mit zurückgezogenen Lippen, die dolchgleiche Fänge enthüllten, die so lang waren wie die Finger eines Kleinkinds, und mit einem einzigen, blitzenden Auge.
    Die Erscheinung rammte den Semk-Dämon wie ein gepanzerter Wagen. Das einzelne Vorderglied zuckte vor und wühlte sich tief in den Bauch des Dämons, wurde dann in einer Fontäne hervorschießender Flüssigkeit zurückgezogen. In seinem Griff befand sich etwas, das in fühlbaren Wellen Wut abstrahlte. Die Luft wurde eisig kalt.
    Perl wich zurück, bis seine Fersen gegen Lostara stießen, dann griff er mit einer Hand nach unten – die Augen immer noch auf die Szene vor ihm gerichtet – und packte sie am Harnisch.
    Der Körper des Semk schien in sich zusammenzufallen, während er rückwärts stolperte. Die Erscheinung bäumte sich auf; noch immer hielt sie das fleischige, tropfende Objekt in ihrer Klaue.
    Das Wesen auf ihrem Rücken wollte danach greifen, doch die Kreatur zischte und drehte sich weg, um es außerhalb seiner Reichweite zu halten. Stattdessen schleuderte sie das Ding weit in den Nebel hinein.
    Der Semk torkelte in die Richtung, in die das Ding geflogen war.
    Der lange Kopf der Erscheinung schwang herum, und sie starrte Lostara und Perl mit jenem gespenstischen Grinsen an.
    »Danke«, flüsterte Perl.
    Ein Portal erblühte um sie herum.
    Lostara blinzelte in einen matten, aschefarbenen Himmel hinauf. Außer ihren Atemzügen war kein Laut zu hören. Wir sind in Sicherheit. Einen Augenblick später hüllte die Bewusstlosigkeit sie wie ein Schleier ein.

Kapitel Drei
     
    Der wickanische Hirtenhund ist eine Hunderasse,
    die wunderbar zu ihren Herren passt; es sind
    gefährliche, unberechenbare Tiere, kompakt,
    aber kräftig, doch ihre bemerkenswerteste
    Charaktereigenschaft ist ihre Dickköpfigkeit.
     
    Das Leben der Eroberten
              Ilem Trauth

    W ährend Duiker zwischen den großen, geräumigen Zelten dahinschritt, erklang ein Stück voraus plötzlich vielstimmiges Geschrei. Einen Augenblick später tauchte einer der

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