Im Bann der Wüste
Auserwählten mehr.«
»Was denn für parfümierte Auserwählte?«
»Hm. Hab einen von denen vor noch nicht mal zehn Minuten an Bord kommen sehen. War glatt wie Rattenspucke, hat nur aus Getue und Geziere bestanden, aber der ganze Zuckerguss konnte das Feuer nicht verbergen, wenn du verstehst, was ich meine.«
Kalam grinste in die Dunkelheit. Nicht genau, du altes Großmaul, aber ich kann es mir denken. »Und was ist mit dem anderen?«, fragte er.
»Ich würde sagen, bei dem ist es das Gleiche, nur hab ich ihn noch nicht gesehen. Der ist mit dem Kapitän an Bord gekommen, hab ich gehört. Ein Einheimischer, stell dir das vor. Das war, bevor der Kapitän uns aus dem Hafengefängnis geholt hat – nicht dass wir es wirklich verdient gehabt hätten, unter Arrest gestellt zu werden –, beim Atem des Vermummten, wenn so’n Trupp Soldaten ankommt und von dir dies und das will, da ist es doch ganz normal, ihnen eins mit der Faust zu verpassen, oder? Und dabei war’n wir noch nicht mal zehn Schritte vom Fallreep weg – so viel zu unserem Landgang!«
»Welchen Hafen hattet ihr denn zuletzt angelaufen?«
»Falar. Da hat’s große rothaarige Frauen gegeben, derb und muskulös, genau wie ich sie mag. Ah, das war toll.«
»Und was hattet ihr geladen?«
»Waffen. Im Voraus, für Tavores Flotte. Unser altes Mädchen hier ist durch die Wellen gepflügt wie eine trächtige Sau, das kann ich dir sagen – genauso wie’s diesmal sein wird, den ganzen Weg bis Unta. Stopf den Bauch so voll, und deine Herren kriegen nasse Hände und Füße, was? Aber es lohnt sich, da halt ich jede Wette.«
Kalam streckte sich. »Es bleibt nicht genügend Zeit, das Schiff zu überholen«, sagte er.
»Tut es nie, aber Beru segne dich – tu, was du kannst.«
Der Assassine räusperte sich. »Tut mir Leid, das sagen zu müssen, aber du hast mich für den Falschen gehalten. Ich bin keiner von den Männern des Kalfaterers.«
Der Seemann verharrte über einen Ballen gebeugt. »Häh?«
Kalam wischte sich die Hände am Umhang trocken. »Ich bin der andere parfümierte Auserwählte.«
Am anderen Ende des Frachtraums blieb es einige Herzschläge lang still, dann hörte man ein leises Murmeln, gefolgt von den Worten: »Ich bitte um Entschuldigung, Herr.«
»Dazu besteht keine Veranlassung«, sagte der Assassine. »Wie groß ist schon die Wahrscheinlichkeit, dass einer von den Gästen des Kapitäns hier runterkommt und die Planken überprüft? Ich bin ein vorsichtiger Mann, und ich muss leider sagen, dass ich nicht besonders beruhigt bin.«
»Sie macht Wasser, das ist wahr«, meinte der Seemann, »aber der Kapitän hat drei pflichtbewusste Männer an den Pumpen, die Tag und Nacht Dienst tun, Herr. Sie wird jedem Sturm trotzen, das hat sie schon mehr als einmal getan. Der Kapitän hat ein Glückshemd, müsst Ihr wissen.«
»Ich hab’s gesehen«, sagte Kalam und stieg über eine Reihe von Kisten hinweg, die alle das Siegel der Hohefaust trugen. Er ging bis zur Luke, doch dann zögerte er noch einmal. »Wie aktiv sind die Rebellen da draußen in der Sahul-See?«
»Es wird heißer, Herr. Gesegnet seien die Seesoldaten, denn mit dieser Fracht werden wir keinem Leichter davonsegeln können.«
»Haben wir denn keine Eskorte?«
»Pormqual hat Noks Flotte befohlen, den Hafen zu halten. Doch zumindest während wir die Bucht von Aren durchqueren, werden wir Geleit haben – bis wir in die Dojal-Hading-See kommen.«
Bei diesen Worten zog Kalam eine Grimasse, sagte jedoch nichts. Er kletterte die Leiter zum Hauptdeck hinauf.
Die Lumpenpfropf lag am Imperialen Kai und wälzte sich schwer in der Dünung. Schauerleute und Mitglieder der Mannschaft eilten geschäftig über das Deck und machten es dem Assassinen nicht leicht, irgendwo ein Plätzchen zu finden, wo er niemandem im Weg war. Schließlich fand er in der Nähe des Ruders auf dem Achterdeck einen Platz, von dem aus er das Treiben an Bord beobachten konnte. Ein großes malazanisches Frachtschiff lag auf der anderen Seite des breiten steinernen Kais. Es lag hoch im Wasser, denn es war leer. Vor gut einer Stunde waren die Pferde, die es aus Quon gebracht hatte, ausgeladen worden, und nur ein Dutzend Hafenarbeiter waren zurückgeblieben. Sie hatten die Aufgabe, die Überreste der Tiere zu beseitigen, die die lange Reise nicht überlebt hatten. Es war die übliche Vorgehensweise, das Fleisch dieser Tiere zu pökeln, vorausgesetzt, der Feldscher des Schiffes erklärte es für genießbar. Das Fell fand
Weitere Kostenlose Bücher