Im Bann des Adlers
Geronimo erfahren sollte, dass wir noch leben, wird er alles daran setzen, uns umzubringen.“ „Ja das ist dass Problem. Sie sind die Hauptzeugen, von ihren Aussagen hängt ab, ob wir diesen Menschen für immer hinter Gitter bringen können oder nicht, und das weiß er.“
„Madre Dios“, stöhnte Victor, „was jetzt? Können Sie ihn nicht einfach wieder in Haft nehmen? Schließlich sind wir doch hier und erzählen Ihnen die Wahrheit.“
„Das ist der Idealfall. Da gibt es nur einen Haken, wir wissen nicht, wo ihr Vater sich aufhält, er ist sofort nach seiner Freilassung untergetaucht.“ Gab Perron zu. „Nein!“ Schrie ich. „Ich will José sehen und ich fliege nach Deutschland zu meinen Eltern, und zwar sofort. Wenn Sie es erlauben, nehme ich Victor mit, dann ist er aus der Gefahrenzone.“ „Liebste das ist keine gute Idee mich mitzunehmen, meinst du nicht?“ Versuchte Victor mich zu beruhigen.
Perron machte ein Gesicht, als hätte ich ihm gerade einen Kinnhaken verpasst. „Was ist los?“, fragten wir beide, wie aus einem Mund als wir es bemerkten. „Bitte, es tut mir leid, aber ich muss Ihnen mitteilen Señora Korbmann, dass ihre Eltern bereits hier in Valencia waren. Nachdem aber Geronimo uns glaubhaft machte, sie wären nicht mehr am Leben, sind sie bereits zurück nach Deutschland geflogen. Señor Lorca begleitet sie um alles Notwendige zu regeln und zur Unterstützung.“ Verwirrt sah ich den Polizisten an, wovon sprach er da? „Was muss denn geregelt werden? Ich habe mein Leben hier in Valencia.“ „Nicht mehr“, antwortete Perron bedrückt. „Aufgrund Geronimos Aussage und weil wir Sie auch nicht finden konnten, wurden Sie offiziell für Tod erklärt. Ihre Wohnung ist bereits aufgelöst und heute findet in Berlin ihre Beerdigung statt. Perdona!“
Mit einem lauten Aufschrei brach ich in Victors Armen zusammen. Dieser Sektenguru hatte mir mein komplettes Leben zerstört. Alles, was ich mir aufgebaut hatte, lag in Scherben. Die wundervolle Wohnung, aufgelöst. Meine Eltern erlitten, nach meinem Bruder noch einmal diesen extremen Schmerz, ein Kind zu verlieren. José, mein armer José, glaubte ich wäre nicht mehr am Leben und stand womöglich gerade an meinem Grab. Das durfte doch alles nicht wahr sein. „Aber ich kann doch zuhause anrufen und sagen, dass es mir gut geht und ich noch lebe!“ Keimte Hoffnung in mir auf. „Ja das können Sie, aber ich halte es für keine gute Idee. Denn dieser Geronimo scheint über ein außerordentliches Netzwerk zu verfügen. Wenn er mitbekommt, dass sie tatsächlich noch am Leben sind, dann nicht mehr lange.“ Victor nickte zur Bestätigung. „Sie sind der Einzige der uns jetzt helfen kann Magistrado, was schlagen Sie vor?“ „Zuerst einmal müssen wir sie beide in Sicherheit bringen. Ich habe eine kleine Wohnung in der Stadt, die zurzeit nicht vermietet ist. Dort kann ich Sie für ein paar Tage unterbringen. Wir müssen Geronimo eine Falle stellen, denn am besten ertappen wir ihn auf frischer Tat. Ich werde mich mit meinem Kollegen beraten.“ Das hatte ich nicht erwartet. So sollte der Tag nicht verlaufen. Ich hatte Angst vor allem was auf mich zukommen würde, doch diese Neuigkeiten trafen mich mitten ins Herz. Perron ging mit uns über den Hinterausgang zu seinem Auto. Während wir zur besagten Wohnung fuhren, schwor ich mir den Mann, der mein Leben zerstört hatte, nicht davon kommen zu lassen.
Kapitel 88
Mercedes
Erschöpft, von all den unliebsamen Erinnerungen, fiel Mercedes auf dem Sofa in einen unruhigen Schlaf. Doch auch in ihren Träumen ließ sie die Vergangenheit nicht mehr los. Zu lange schon hatte sie alles verdrängt. Jetzt brach das Erlebte mit aller Macht hervor. Sie träumte davon, gerade erst oben im Haus angekommen zu sein. Überall wurde noch gestrichen und renoviert. Einige Klassenzimmer waren jedoch bereits bezugsfertig und sie freute sich auf den nächsten Tag, an dem sie schon mit den Kindern arbeiten konnte.
Schon in dieser ersten Nacht, erschienen ihr manche Bräuche im Haus seltsam. Zum Beispiel, dass die Leute alle fröhlich wirkten, sich aber kaum miteinander unterhielten. Sie stellte ebenfalls an diesem ersten Tag fest, dass sich hinter dem Haus eine Art Gebetspavillon befand. Neugierig, wie man als Jugendliche nun einmal ist, nahm sie ihn sofort näher in Augenschein. Wie damals lief ihr nun im Traum, eine Gänsehaut über den Körper, als sie die fast menschengroßen Steingötzen erblickte. Sie konnte nicht
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