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Im Bann des Adlers

Im Bann des Adlers

Titel: Im Bann des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianina Baloff
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„Stimmt schon, ist schon ganz schön heftig. Trotzdem sollte er mal so langsam in die Gänge kommen, gerade weil es sich hierbei um einen so dreckigen Kerl handelt, der mit einem noch gemeineren Schurken unter einer Decke steckt.“
    Die Zwei fuhren, während sie noch weiter diskutierten, wieder zurück in Hernandez Wohnung um dort darauf zu warten, dass Riboz anrief. Der Beamte schlich inzwischen geistesabwesend durch das Polizeigebäude. Er ließ sich all die langen Jahre der Zusammenarbeit noch einmal durch den Kopf gehen. Konnte es wirklich sein, dass er so blind gewesen war? Nach und nach schlichen sich immer mehr Vorfälle in seine Gedanken ein, bei denen er sich gefragt hatte, warum der Andere wohl ausgerechnet so gehandelt habe. Oft zweifelte er Entscheidungen an, aber schließlich waren die Ermittlungen im Sand verlaufen. Jetzt konnte er nicht umhin zu denken, dass vieles mutwillig geschehen war und wohl so mancher Fall sonst enträtselt worden wäre.
    Eine furchtbare Erkenntnis machte sich so langsam in ihm breit. Womöglich wäre auch der Mord an seinen Eltern gelöst worden, wenn jemand anderer sich damit befasst hätte. Das war der Anhaltspunkt um herauszufinden, ob der Mann, dem er all die Jahre blind vertraut hatte, tatsächlich ein Schwein war.
    Er erkundigte sich rasch in der Zentrale, wo sich der Beamte gerade befand. Nachdem er erfuhr, dieser sei im Außendienst unterwegs, schlich er sich so unauffällig wie möglich, in dessen Büro. Die Akten waren alle nach einem bestimmten System abgelegt, mit dem er bestens vertraut war. Die noch offenen im vorderen Schrank. Im Zweiten die kalten Fälle und die abgeschlossenen oder als abgeschlossen geltenden dahinter. So fand er schnell die Akte seiner Eltern im letzten Teil. Er schlug sie auf, fand jedoch nichts Ungewöhnliches. Als er den Ordner wieder in das Register einsortieren wollte, fiel ihm ein Zettel auf, den er vorher im Hängeregister übersehen hatte. Darauf stand nur ein einziger Satz. Ihm wurden die Beine schwer und er setzte sich mitten auf den Boden.
    Ein Wechselbad der Gefühle zog wie ein Gewitter über ihn hinweg. Er schwankte zwischen Entsetzen; Unglauben und Enttäuschung.
    Wie gelähmt saß er da, unfähig etwas zu tun. Immer wieder las er die Buchstaben, welche sich wie Säure in sein Innerstes fraßen.
    >Ehepaar Riboz für Sekte geopfert<
    Irgendwann raffte er sich dann doch auf. Allein die Tatsache, dass seine Eltern nicht nur einem einfachen Verbrechen zum Opfer gefallen waren, sondern im Namen der Sekte brutal hingerichtet wurden, gab ihm zu denken. Die Sekte und ihr Helfershelfer hatten es damals wie einen Überfall aussehen lassen. Vieles ergab keinen Sinn, denn seine Eltern waren nicht wohlhabend. Es wurden Kleinigkeiten entwendet und etwas Geld, jedoch eigentlich nicht genug um dafür zu Morden. Alle Spuren führten damals ins Nichts und so wurde die Ermittlung irgendwann eingestellt. Er tappte all die Jahre völlig im Dunkeln und sogar seine Beziehung zu Dolores zerbrach, weil er einen solch unnötigen Mord nicht hinnehmen wollte. Die Suche nach dem Schuldigen hatte sein Leben vergiftet.
    Nun saß er hier und wusste endlich, wer für sein Leid verantwortlich war und wahrscheinlich auch für das vieler anderer Menschen. Alles was Mercedes ihm berichtete, ergab nun einen Sinn. Sorgfältig sah er jetzt auch noch einmal den Aktenschrank durch und fand immer mehr Hinweise darauf, dass der Mann schon seit langer Zeit sowohl Informant, als auch Handlanger, der Sekte war. Abgestoßen von so viel Niedertracht, wand er sich ab. Schon im Begriff den Raum zu verlassen, fiel sein Blick auf einen Zettel am Schreibtisch mit ein paar eilig hingekritzelten Zahlen. „Was will er denn damit?“, wunderte sich Riboz. Instinktiv steckte er das Papier ein und verließ das Haus. Unterwegs rief er bei Hernandez an um zu berichten, dass Mercedes mit ihrer Vermutung ins Schwarze getroffen hatte und er nun wusste, was zu tun war. Schnell beendete er das Telefonat, denn jetzt galt es zu handeln, bevor alles zu spät war.

Kapitel 92
    Jessica
    Um zwei Uhr klopfte Victor leise an. Er hatte mich wirklich die ganze Zeit in Ruhe gelassen und ich war dankbar dafür. Auch jetzt fiel es mir schwer, die Tür zu öffnen und ihn anzusehen. Der Schmerz, den ich in seinem Gesicht las, tat mir weh. Vielleicht konnte er sich denken, wie ich empfand oder er sah es in meinen Augen. Egal, ich war nicht in der Stimmung darüber nachzudenken. Zu sehr schmerzte mich die

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