Im Bann des Adlers
Kribbeln im Nacken sagte Hernandez, dass dieses Haus etwas mit seiner Schwester zu tun haben musste. Sofort erbot er sich, dort hinzufahren. „Wie stellen Sie sich das vor. Sie sind Zivilist, wir können nicht für ihre Sicherheit garantieren.“ Schmetterte der Leutnant seinen Wunsch sofort ab. Doch er ließ nicht locker, bis ihm plötzlich die rettende Erklärung einfiel. „Ich bin Gemüselieferant und meine Produkte kommen aus den Huertas.
Viele meiner Kunden stammen von der Gegend und ich bin auch immer auf der Suche nach guten Lieferanten. Deshalb kann ich mit meinem Laster ganz gefahrlos dort vorfahren und nachfragen ob die Besitzer Obst oder Gemüse kaufen oder verkaufen möchten.“
„Das ist ein sehr guter Einfall. Aber man wird Sie nicht ins Haus lassen und somit sind wir noch keinen Schritt weiter. Außerdem haben Sie keinerlei Ausbildung, falls diese Menschen gewalttätig sind.“ Nach einer halben Stunde Diskussion hatten die Beiden sich geeinigt, dass Hernandez im Fond seines Lieferwagens drei bewaffnete Männer des Suchtrupps mitnehmen sollte. Der Hubschrauber würde sich ebenfalls in der Nähe aufhalten.
Eine weitere kleine Gruppe mit zehn Männern wurde entsendet, das Gebiet in direkter Nähe zu observieren. Er würde an die Haustür gehen und versuchen ein Geschäft anzubieten. Falls etwas schief gehen sollte, könnten die Männer im Auto sofort eingreifen.
Mit einer Schuss sicheren Weste ausgestattet machte er sich schließlich auf den Weg zum Haus, welches nach der Beschreibung mitten in Feldern und Wäldern lag. Je weiter er fuhr, umso unsicherer wurde Hernandez, ob dies tatsächlich der richtige Weg war. Doch dann sah er endlich nach einer Biegung ein für diese Gegend sehr untypisches rotes Sandsteinhaus auftauchen. Es war sehr groß und mächtig. Mit den rautenförmigen Gittern vor den Fenstern erinnerte es fast an ein Gefängnis. Sofort schob er diesen Gedanken beiseite. In Spanien waren vergitterte Fenster nicht ungewöhnlich. Rund herum war ein riesiges Areal an Gärten, mit allen Arten von Obstbäumen und ganzen Feldern mit Gemüse, angelegt. Hier konnte er ohne Zweifel als Händler auftreten das war schon mal der halbe Erfolg.
Als er das Haus so betrachtete wusste er, es gab da etwas, was ihm jetzt dringend einfallen sollte, doch sein Kopf blieb leer. Hillarys Bruder fuhr langsam vor, da öffnete sich auch schon die Haustür und ein hagerer großer Mann erschien, gefolgt von einem ganz in schwarz gekleideten Gorilla. Obst und Gemüse schien denen besonders wertvoll zu sein, oder die hatten tatsächlich mehr zu verbergen. „Haltet euch bereit Jungs, ich steige jetzt aus.“ Murmelte er. Nachdem er ein leises Klopfen erhalten hatte, zum Zeichen, dass sie verstanden, sprang er aus dem Fahrerhaus.
„Einen wunderschönen guten Tag die Herren. Mein Name ist Zapatero, und wie Sie unschwer an der Aufschrift meines Lieferwagens erkennen können, bin ich Obst und Gemüse Händler.“
Der asketisch aussehende Mann wirkte nicht im Mindesten beeindruckt. „Sehr schön, was können wir für Sie tun?“ Die Stimme war sehr leise, klang aber trotzdem abweisend. „Nun, ich bin immer auf der Suche nach neuen Lieferanten aus diesem Gebiet. Soweit ich im vorbei fahren sehen konnte, haben Sie hier beträchtliche Mengen angebaut. Das hat natürlich sofort mein Interesse geweckt. Wissen Sie, heutzutage wird frische Ware aus ökologischem Anbau sehr geschätzt und gerne gut bezahlt.“ Er versuchte mit der Aussicht auf ein lukratives Geschäft zu ködern und trat dabei einen Schritt nach vorne.
Sofort wichen die zwei Gestalten zurück und die ganze Haltung wurde abweisend. „Es tut mir leid, aber wir pflegen nicht zu handeln mit unserer Nahrung. Die Produkte sind lediglich für den Eigenverbrauch bestimmt.“
Antwortete der komische Vogel ihm. „Ach wirklich. Das ist aber reichlich viel für den Eigenbedarf. Ich will Ihnen ja nicht neugierig erscheinen aber wie viele Personen leben denn davon?“ Irgendwie musste er den Typen doch aus der Reserve locken.
„Wenn es Sie beruhigt, wir sind eine sehr große Familie und alle werden satt. Nun wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag und weiterhin gute Geschäfte.“ Damit drehte er sich mit einem bedeutungsvollen Blick zu seinem Gorilla um und ging ins Haus. Es war klar, dass dieser die Pflicht hatte abzuwarten, bis Hernandez in seinen Wagen stieg und wegfuhr. Resigniert drehte er sich um, nahm aber aus dem Augenwinkel eine Bewegung rechts von
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