Im Bann des Adlers
gefunden zu werden, oder fliehen zu können, alles zunichte. Welchen Fehler hatte ich begangen ohne es zu bemerken?
„Victor, er hat mich verraten!“ Schoss es mir durch den Kopf. Von Anfang an zweifelte ich an ihm und jetzt hatte mein Gefühl sich bewahrheitet. Hoffnungslosigkeit machte sich in mir breit. „Was habe ich getan?“, weinte ich still vor mich hin. Ich habe mehrmals meinen Freund betrogen. Drogen genommen und einen Menschen getötet. All, das nur, um irgendwie aus dieser Hölle zu entkommen. Jetzt lag ich hier in einem kalten Loch und wartete auf den Tod und Victor ließ es zu. So sah also sein Verständnis von Liebe aus. Die eigene Haut retten und mich sterben lassen. Aber was konnte ich schon von jemandem erwarten, der die letzten Jahre nichts anderes kennen lernte.
Mir war kalt und ein Zittern durchlief mich. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich auskühlen, verdursten und verhungern würde. Hinzu kam noch der Sauerstoffmangel. Ein grausamer langsamer Tod stand mir bevor. Ich schloss die Augen und mein Leben lief noch einmal wie ein Film hinter meinen geschlossenen Lidern ab.
Victor
„Wo ist sie, wo habt ihr sie hingebracht?“ schreiend stürmte Victor in den Speisesaal. Er wollte gerade Jessica aus ihrem Zimmer abholen und stellte mit Erschrecken fest, nicht nur sie, auch ihre Kleider, waren verschwunden. Das Zimmer war wieder bezugsfertig gemacht worden. Er wusste genau, was das bedeutete. Entweder war sie schon tot, oder man hatte Jessica zum Sterben fort gebracht. Geronimo würde es nie riskieren sie in den Keller zu sperren, wo er die nächsten Opfer gefangenhielt. „Was meinst du?“ Trat ihm gerade sein Vater ruhig in den Weg. „Das weißt du ja wohl ganz genau. Ist ihr Blut plötzlich nichts mehr wert?“
„Es gibt Dinge die sind wichtiger als gutes Blut. In diesem Fall bist das Du. Die Schlampe hat dir gehörig den Kopf verdreht. Wird Zeit das du wieder zur Vernunft kommst und dich auf deine Aufgaben konzentrierst. Mir scheint in letzter Zeit warst du etwas abgelenkt. Wie du schon bemerkt haben wirst, bekommen wir einen Neuzugang, um den du dich kümmern musst.“
„Du glaubst also damit ist es getan. Jessica verschwindet, es kommt jemand nach, und schon hast du meine Loyalität wieder? Sag mir endlich was du mit ihr gemacht hast?“ „Mein lieber Junge, rege dich doch nicht so auf. Noch ist sie nicht tot, und wenn ich mir sicher sein kann, dass du wirklich auf meiner Seite stehst, holen wir sie vielleicht wieder zurück. Bis dahin ist es besser, wenn du Nichts weißt. Das verstehst du doch sicher?“ Victor seufzte. Wenn er eines, in all den Jahren mit Geronimo gelernt hatte, dann war es Demut. Ihn jetzt unter Druck zu setzen bedeutete Tod. Entweder Jessicas oder seinen. Wenn sie nicht doch schon tot war. Falls nicht, hatte er nur dann eine Chance herauszufinden, wo sie sich befand, wenn er mitspielte. So antwortete er. „Ja sicher Vater, es tut mir leid. Aber du vertraust mir nicht und das kränkt mich nun mal. Hast du was Leckeres für mich im Angebot? Ich könnte gut und gerne ein bisschen Frischfleisch gebrauchen. Auf Dauer wurde es nämlich ganz schön langweilig mit dieser Deutschen die mir wie ein Dackel hinterherlief.“ Jetzt kicherte der Adler und rieb sich die Hände. „Nichts Männliches, obwohl wir gut mal wieder einen gebrauchen können, hm? Aber ich bin mir sicher mit der kommst du auch auf deine Kosten. Sie ist sehr gut gebaut und äußerst rassig, wie ich bemerken durfte.“ „Ja, ein Mann, der mir hier die Arbeit mit den Weibern abnimmt, wäre wirklich nicht verkehrt. Sex ist ja schön und gut, aber zu viel davon auch nicht.“ Stimmte Victor besänftigend zu. „Na die temperamentvolle Maria habe ich dir ja schon abgenommen. Ich sage dir, es hat sich wirklich gelohnt. Solch guten Sex hatte ich schon seit Jahren nicht mehr.“ Sein Sohn verzog das Gesicht. „Oh bitte, erspare mir die Details und bring die Neue zu mir. Je schneller wir Anfangen umso eher geht alles wieder seinen geregelten Gang.“ Das wollte Geronimo hören. Befriedigt nickte er mit dem Kopf, klopfte ihm noch einmal gönnerhaft auf die Schulter und eilte Richtung Keller davon.
„So eine Scheiße!“, fluchte Victor, als er außer Hörweite war. Wenn er seinem Vater wirklich trauen durfte, war es noch nicht zu spät um Jess zu retten. Nur wo war sie? Alleine war es kaum durchführbar sie wegzubringen. Mit Sicherheit hatte er Hilfe. Von innen und von außen. Im Haus gab es nur zwei
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