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Im Bann des blauen Feuers

Im Bann des blauen Feuers

Titel: Im Bann des blauen Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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war.
    Stumm zuckte sie mit den Achseln, dann spürte sie Tränen aufsteigen, und sie wandte sich hastig ab, damit Félix es nicht bemerkte. Doch trotz des schummrigen Halbdunkels in der Bar und den fordernden Rufen der Gäste, die auf ihre Bestellungen warteten, entging ihrem Chef nicht, wie verwirrt und durcheinander sie war.
    Er schüttelte den Kopf. „Weißt du, was, Kleines? Du gehst jetzt nach Hause, ziehst dir die Bettdecke über den Kopf und schläfst dich mal richtig schön aus. Morgen sieht die Welt dann garantiert schon wieder ganz anders aus.“
    „Aber der Laden ist brechend voll!“, protestierte Céleste schwach.
    Félix wischte ihren Einwand mit einer lässigen Handbewegung fort. „Die paar Stunden schaffe ich das schon allein. Außerdem“, erklärte er mit einem schiefen Lächeln, „bist du mir heute Abend ohnehin keine große Hilfe. Also mach, dass du nach Hause kommst. Anweisung vom Chef!“
    Céleste rang sich ein Lächeln ab. Sie war Félix wirklich dankbar, dass er sie früher gehen ließ. Manchmal konnte er ein echter Sklaventreiber sein, doch im Grunde seines Herzens war er ein wirklich guter Kerl. Und er wurde rot, als Céleste ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange gab. „Danke“, brachte sie heiser hervor. „Echt, vielen Dank!“
    „Nicht der Rede wert. Und jetzt verschwinde endlich, ehe ich es mir doch noch anders überlege!“
    Obwohl sie wusste, dass es nur eine leere Drohung war, brauchte sie doch keine weitere Aufforderung. Die kühle Nachtluft, die ihr entgegenschlug, als sie das Lapin Jaune durch den Hinterausgang verließ, war eine echte Wohltat. Und die Stille kam ihr, nach der permanenten Geräuschkulisse in der Bar, beinahe ohrenbetäubend vor.
    Sie atmete tief durch. Dann schloss sie die Augen, legte den Kopf in den Nacken und genoss diesen ruhigen Moment. Ein paar Sekunden lang schaffte sie es, all ihre Sorgen und Ängste zu vergessen. Doch dann musste sie wieder an Madeleine und den Zeitungsartikel denken, den sie auf der Fahrt in die Stadt flüchtig überflogen hatte, und verspürte dabei leises Unbehagen. Ein Mädchenmörder trieb in Paris sein Unwesen. Es war sicher besser, vorerst einsame Hinterhöfe und finstere Gassen zu meiden. Schließlich wollte sie nicht genauso enden wie ihre Kommilitonin und dieses andere Mädchen …
    Sie machte sich auf den Weg zur Bushaltestelle. Es war recht kühl geworden, und Céleste vergrub die Hände in ihren Jackentaschen. Dabei bemerkte sie, dass etwas sehr Wichtiges darin fehlte. „O nein …!“, stöhnte sie, öffnete ihre Handtasche und durchwühlte sie. Doch wie befürchtet wurde sie auch dort nicht fündig. Schusselig, wie sie heute war, hatte sie anscheinend ihren Haustürschlüssel vergessen.
    Eines stand fest: Tante Marie würde komplett durchdrehen, wenn sie sie nach Mitternacht noch aus dem Bett klingelte. Früher hatte Céleste für einen solchen Fall einen Ersatzschlüssel unter dem hässlichen Dekozwerg im Vorgarten deponiert. Doch als Onkel Jacques davon Wind kriegte, bekam er fast einen hysterischen Anfall, sodass sie sich nach einem neuen Platz umschauen musste.
    So lag ihr Ersatzschlüssel jetzt in ihrem Spind in der Uni – und die hatte natürlich längst geschlossen.
    Na toll, dachte sie. Und was jetzt? Da fiel ihr jemand ein, der ihr womöglich helfen konnte. Sie zückte ihr Handy und wählte die Nummer von Patric, einem alten Bekannten, der, wie sie wusste, nebenbei als Nachtwächter an der Uni jobbte. Vielleicht hatte sie ja Glück, und er hatte heute Dienst.
    Wie sich herausstellte, war ihr – zumindest in diesem Punkt – das Schicksal wohlgesinnt. Patric arbeitete heute, und er hatte sich bereit erklärt, sie kurz ins Gebäude zu lassen, sodass sie ihren Schlüssel holen konnte.
    „Danke, dafür schulde ich dir was!“, sagte Céleste, als sie knapp eine Viertelstunde später durch die breite Eingangspforte zum Foyer trat.
    „Kein Ding.“ Er winkte ab und reichte ihr seinen Schlüsselbund und eine Taschenlampe. „Hier – es würde zu viel Aufsehen erregen, wenn du drinnen das Licht anmachst, nimm also die hier. Wenn du fertig bist, schließ bitte ab, und wirf den Schlüsselbund in den Briefkasten am Pförtnerhäuschen. Ich hole ihn mir dann nach meiner Runde ab. Ach, und hüte dich vor dem Phantom der Sorbonne“, fügte er grinsend hinzu. „Man sagt, dass es sich um den Geist eines gescheiterten Studenten handelt, der nachts auf dem Campus umgeht.“
    „Ha, ha!“, machte Céleste und

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