Im Bann des blauen Feuers
herzustellen – da allerdings, indem sie ihn berührte. Dass es nun auch ohne direkten Körperkontakt funktionierte, war neu. Aber warum wunderte ihn das? Es war schließlich nicht das erste Mal, dass sie ihn überraschte.
Und ihr verzweifelter Schrei konnte nur einen Grund haben. Sie hatten sie wieder aufgespürt.
Er begann loszulaufen.
Seltsamerweise brauchte er nun gar nicht mehr zu überlegen, wohin er sich wenden musste. Er wusste einfach, dass sie sich irgendwo auf dem riesigen Gelände der Sorbonne befand. Es war, als würde eine unsichtbare Macht ihn leiten. So wie ein Kompass immer automatisch nach Norden zeigte, wurde er von Céleste angezogen.
Und wie er bald darauf feststellte, trog ihn sein Instinkt nicht.
Er fand den Nachtwächter reglos neben dem Eingang zum Hauptgebäude liegend – seine Augen starrten gebrochen ins Leere. Die breite Pforte stand einen Spalt weit offen, sodass Ash nicht lange nach einem Schlüssel suchen musste. Er stürmte durch das eindrucksvolle Foyer der Universität, zielsicher direkt auf eine Tür zu, die in einen nur sehr schwach beleuchteten Korridor führte.
Doch Ash brauchte kein Licht, um sofort zu erfassen, was hier vor sich ging und in welcher Gefahr sein Schützling schwebte. Er verschwendete keinen Gedanken an seine eigene Sicherheit.
Im Laufen zog er sein Messer.
Céleste hatte das Gefühl, mitten in einem Albtraum gefangen zu sein. Ihr Verstand weigerte sich, das, was sie sah, als real zu akzeptieren, denn es stellte alles, woran sie jemals geglaubt hatte, vollkommen auf den Kopf. Doch ganz gleich, wie sehr sie es sich auch wünschte – das Monster verschwand einfach nicht.
Noch immer konnte sie sich nicht rühren. Was immer sie da auch im Rücken getroffen haben mochte, es hatte ihre gesamten körperlichen Funktionen lahmgelegt. Tränen der Hoffnungslosigkeit strömten ihr übers Gesicht. Es gab nichts, aber auch gar nichts, was sie tun konnte. Sie war dieser schrecklichen Kreatur vollkommen wehrlos ausgeliefert.
Aus den Augenwinkeln sah sie das Monster, das sie erwischt hatte, und sie musste unweigerlich würgen. Dieses … Ding erinnerte an nichts, was sie jemals zuvor gesehen hatte. Nicht einmal ein krankes Hirn konnte sich so etwas Scheußliches ausdenken.
Plötzlich blitzte ein Gedanke in ihrem Kopf auf. Ein Wesen, das wie eine riesige Heuschrecke aussah, und eine Kreatur mit riesigen, lederartigen Schwingen. Der Hinterhof. Sie wurde angegriffen – danach nichts mehr.
Sie blinzelte heftig, um die Erinnerungen, die nun plötzlich auf sie einprasselten, zurückzudrängen. Das Hier und Jetzt war schrecklich genug.
Das Ding war so groß, dass sein Kopf fast die Korridordecke berührte. Der schwarze Chitinpanzer schimmerte matt im Mondlicht, das durch die Fenster schien. Winzige, ebenfalls schwarze Augen ruhten auf ihr. Betrachteten sie gierig – oder bildete sie sich das nur ein? Ansonsten schien das Gesicht dieser Kreatur nur aus riesigen, mit scharfen Zähnen besetzten Mandibeln zu bestehen.
Der Rest des Wesens wurde von gnädiger Dunkelheit verschluckt, doch Céleste ahnte, dass dies nur der Anfang war.
Sie spürte, wie Panik von ihr Besitz ergriff.
Im nächsten Moment merkte sie, wie etwas anderes die Kontrolle übernahm.
Es war ein Telych – eine dämonische Kreatur der übelsten Sorte, deren Vorgehen üblicherweise darin bestand, ihr Opfer zuerst mit einer Art Giftdorn zu betäuben, den es abschießen konnte. Dann, wenn die Beute bewegungsunfähig war, wurde sie bei vollem Bewusstsein langsam von ihm verschlungen, um ihre Seele im Augenblick des Todes in sich aufnehmen zu können.
Doch dieser Telych hatte es offensichtlich nicht darauf abgesehen, seinen Fang zu töten, denn sonst – da gab sich Ash keiner Illusion hin – hätte es keine Rettung mehr gegeben.
Nein, diejenigen, die den Telych ausgesandt hatten, wollten Céleste lebend. Sie war sicher – zumindest so lange, bis die Schergen der Finsternis einen Weg fanden, ihre Gabe ohne Célestes Hilfe zu kontrollieren. Ash allerdings hätte den Tod einem Schicksal als Werkzeug des Fürsten der Finsternis jederzeit vorgezogen.
Doch so weit wollte er es gar nicht erst kommen lassen.
Da sie das blaue Feuer nicht einsetzte, nahm er an, dass sie es einfach nicht konnte , weil der Telych sie betäubt hatte.
Fest umfasste er das Heft seines Messers und rief: „Hey, Mistvieh! Lust, dich mal mit jemandem zu messen, der sich wehren kann?“
Der Telych wirbelte herum und stieß,
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