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Im Bann des blauen Feuers

Im Bann des blauen Feuers

Titel: Im Bann des blauen Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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streckte Patric die Zunge heraus. „Nochmals danke. Wir sehen uns, okay?“
    „Ja – allerdings nur, falls das Phantom dich nicht zuerst sieht. Es soll eine Schwäche für hübsche Studentinnen haben, die sich nachts auf dem Unigelände herumtreiben …“ Lachend winkte er ihr noch einmal zu, ehe er sich abwandte und zu seiner Runde aufbrach.
    Unschlüssig blieb Céleste in der offenen Tür stehen. Sollte sie wirklich reingehen? Widerwillig musste sie sich eingestehen, dass Patrics Gerede von einem Phantom sie nervös gemacht hatte. Vermutlich lag es daran, dass die Presse dem Killer, der Madeleine auf dem Gewissen hatte, einen ganz ähnlichen Namen gegeben hatte.
    War es nicht doch besser, sich in den nächsten Bus heimwärts zu setzen und einfach die Gardinenpredigt ihrer Tante über sich ergehen zu lassen?
    Blödsinn! Es wäre doch albern, jetzt abzuhauen. Dein Spind ist schließlich ganz in der Nähe. Einmal durch die Tür, ein Stück den Korridor hinunter, und schon bist du da!
    Sie straffte die Schultern, schaltete die Taschenlampe ein und ging los. Doch als die schwere Eingangspforte hinter ihr ins Schloss fiel, zuckte sie erschrocken zusammen.
    Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und ihre Kehle war wie zugeschnürt. Das Klappern ihrer Absätze auf dem Marmorboden klang unnatürlich laut. Es war, als würde das Geräusch von den Wänden hundertfach verstärkt zurückgeworfen. Hin und wieder kam es ihr fast so vor, als wären es nicht nur ihre eigenen Schritte. Dann blieb sie kurz stehen und wartete mit angehaltenem Atem ab – doch alles blieb ruhig.
    Du bildest dir das ein, Céleste! Es sind nur deine überreizten Nerven, sonst nichts. Geh einfach weiter!
    Das Licht der Taschenlampe erhellte nur einen kleinen Streifen des Korridors vor ihr. Ansonsten fiel gerade genug Mondlicht durch die hohen Fenster, dass sie einige dunkle Umrisse erkennen konnte.
    Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen. Hatte sich da nicht gerade etwas bewegt?
    Sie richtete die Lampe in die Richtung, aus der sie etwas wahrgenommen hatte, und kniff angestrengt die Augen zusammen. Doch nichts!
    Ruhig, Céleste. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren …
    Aber das war leichter gesagt als getan. Obwohl sie fast jeden Tag an die Uni kam und das Gebäude daher gut kannte, schien es sich bei Nacht in einen vollkommen anderen Ort zu verwandeln. Sie fragte sich, ob Patric es ebenfalls spürte, wenn er seine Rundgänge machte. Etwas Bedrohliches lag in der Luft.
    Sie ging weiter. Schneller jetzt. Immer wieder ließ sie den Lichtkegel der Taschenlampe von links nach rechts schweifen. Noch ein paar Mal glaubte sie huschende Bewegungen im Dunkeln zu bemerken, doch sie blieb nicht stehen. Im Gegenteil – sie beschleunigte ihre Schritte sogar noch.
    Ihr Atem ging keuchend. Das rasche Klack-Klack ihrer Absätze erschien ihr ohrenbetäubend laut. Dann endlich hatte sie ihren Spind, der in einer kleinen Nische lag, erreicht. Mit zitternden Fingern fummelte sie an dem Zahlenschloss herum und fluchte leise, weil sie ewig dafür brauchte, die Kombination einzustellen. Es kam ihr vor wie eine kleine Ewigkeit, bis die Spindtür endlich aufsprang.
    Den Schlüssel bewahrte sie, zusammen mit allem möglichen Krimskrams, in einem alten McDonald’s-Getränkebecher auf. Der rutschte ihr in der Hektik aus der Hand, sodass sich ein Sammelsurium aus Heftzwecken, Büroklammern, Haargummis und einer halb leeren Verpackung Kopfschmerztabletten über den Fußboden ergoss.
    „Verdammt!“, stieß sie unterdrückt hervor. „So ein Mist!“
    Sie kniete sich auf den Boden und leuchtete mit dem Strahl der Taschenlampe alles nach ihrem Schlüssel ab. Unter der Schrankwand entdeckte sie ihn schließlich. Er war bis fast an die Wand gerutscht, sodass sie sich flach hinlegen musste, um ihn zu erreichen. Doch selbst so waren ihre Arme noch zu kurz, sosehr sie sich auch streckte.
    „Komm schon her, du dummes Ding“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und versuchte es noch mal. Endlich berührte sie mit den Fingerspitzen kühles Metall. Sie reckte sich noch ein kleines bisschen mehr. Ihr Atem ging keuchend vor Anstrengung und bildete kleine weiße Kondenswölkchen, sobald er über ihre Lippen kam.
    Erst jetzt fiel ihr auf, wie kalt es trotz der sommerlichen Hitze, die tagsüber über der Stadt lag, auf einmal war. Die Temperatur schien am Abend schlagartig gleich um mehrere Grad gefallen zu sein. Wieder fühlte sie dieses unangenehme Prickeln, und die

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