Im Bann des Falken
sagte Bethany leise.
Prinz Zakrs .Miene blieb ausdruckslos. “Al-‘Ayn”, erinnerte er sie.
“Al-‘Ayn”, wiederholte Bethany feierlich wie einen Schwur.
Und natürlich würde sie ihn einlösen … aber erst später.
Prinz Zakr Tahnun Sadiq konnte das natürlich nicht verstehen. Sie mußte zu den Jebel-Hafit-Bergen, koste es, was es wolle. Die offiziellen Berichte nützten ihr nichts. Der Scheich meinte es gut mit ihr, daran zweifelte sie nicht, aber er konnte sie mit seiner herrischen Art nicht einschüchtern.
Niemand hier verstand ihre Entschlossenheit. Und niemand kannte ihren Vater so gut wie sie. Wenn sie nicht selbst Beweise dafür fand, daß er noch lebte, würde niemand etwas unternehmen.
Der Scheich hatte ihr nicht das Versprechen abgenommen, sich von den Jebel-Hafit-Bergen fernzuhalten. Sie hatte lediglich zugesagt, nach Al-‘Ayn zurückzukehren. Und natürlich würde sie das tun, aber erst, wenn sie es für richtig hielt.
4. KAPITEL
Die Soldaten begleiteten Bethany bis zur anderen Seite des Wüstenbereichs, den sie ganz richtig als “sabakha” erkannt hatte. Dort erklärte ihr der Fahrer des Jeeps den Weg zur Oase genau. Wenn Bethany sich daran hielt, war die Rückkehr einfach.
“Wie weit reicht denn das Jagdgebiet?” erkundigte Bethany sich vorsichtig. Auf keinen Fall durfte sie riskieren, wieder dort zu landen und dem Scheich nochmals in die Arme zu laufen.
“Viele Kilometer”, war die ausweichende Antwort.
“Aber hier befinde ich mich an der Grenze, stimmt’s?”
beharrte Bethany.
“An einer Grenze.”
Bethany lächelte höflich. “Vielen Dank.”
Der Soldat verbeugte sich ehrerbietig und bestieg das Pferd, das die anderen mitgeführt hatten. Zu Bethanys Verabschiedung bildete der ganze Trupp eine Ehrenaufstellung.
Da Bethany das Gefühl hatte, irgendwie reagieren zu müssen, winkte sie den Männern würdevoll zu und fuhr los.
Im Rückspiegel behielt sie den Trupp scharf im Auge. Kein Pferd rührte sich, solange sie im Blickfeld der Soldaten war.
Jetzt konnte sie nur hoffen, daß sie schnurstracks kehrtmachten, sobald sie außer Sicht war. Erst nach fünfzehn Kilometern wagte Bethany anzuhalten, weil sie jetzt ziemlich sicher sein konnte, nicht verfolgt zu werden.
Inzwischen hatte sie über das Zusammentreffen mit dem Scheich gründlich nachgedacht. Seltsam, daß er sie allein nach Al-‘Ayn zurückfahren ließ. Warum hatte er ihr nicht wenigstens einen Begleiter mitgegeben? Das ungute Gefühl verstärkte sich, daß der Scheich sie prüfen wollte und irgendeine Möglichkeit besaß, zu kontrollieren, ob sie es wagte, sich seinen Anweisungen zu widersetzen.
Bethany war beunruhigt. Doch Prinz Zakr selbst hatte sie bereits so durcheinandergebracht, daß es ihr schwerfiel, einen klaren Kopf zu bewahren. Vielleicht stattete ihre überreizte Phantasie den Scheich mit übermächtigen Fähigkeiten aus, die es nicht gab. Dennoch hatte ihr Gespür sie bisher eigentlich nie getrogen …
Aber letztlich war sie seine Männer los. Wie konnte er da erfahren, ob sie auf dem Weg nach Al-‘Ayn einen kleinen Umweg fuhr?
Sie würde einen weiten Halbkreisschwenk durch die Wüste auf sich nehmen müssen, wenn sie vermeiden wollte, erneut mit Prinz Zakr zusammenzustoßen. Mindestens vier zusätzliche Stunden würde das Abenteuer sie kosten.
Bethany blickte auf die Uhr. Kurz nach zehn. Wenn sie ihren Plan in die Tat umsetzte, bedeutete das, daß sie den größten Teil des Rückwegs in der Dunkelheit zurücklegen mußte. Der Gedanke war entmutigend, doch wenn sie jetzt nicht handelte, würde sie nie mehr dazu kommen, die Höhlen zu erforschen.
Sobald sie wieder in Al-‘Ayn war, würde Abdul sich wie eine Klette an sie heften, soviel stand fest. Und P.J. war vermutlich jetzt schon in Alarmbereitschaft. Er würde ihr bestimmt nicht erlauben, den Jeep ein zweites Mal zu benutzen. Somit blieb ihr keine andere Wahl, als ihr Vorhaben zu Ende zu führen.
Beherzt ließ Bethany den Motor wieder an und fuhr zielstrebig weiter, dabei überprüfte sie Kilometerzähler und Kompaß bei jedem Richtungswechsel.
Die Sonne stieg höher. Durch die Eintönigkeit der Landschaft schien die Zeit nur langsam zu verstreichen. Die Luft flimmerte in der von der Wüste aufsteigenden Hitze. Inzwischen war Bethany jedoch fast wieder bei den Bergen angelangt, und das Ende der Fahrt war abzusehen.
Je näher Bethany dem Ziel kam, um so schwüler und drückender wurde die Atmosphäre. Es war wie in Australien vor
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