Im Bann des Falken
einem Gewitter, doch der Himmel war wolkenlos, und in der Wüste regnete es nicht. Bethany kämpfte das Unbehagen nieder.
Noch eine Sanddüne, dann mußten die Höhlen in Sicht kommen.
Bethany fuhr einen Hang hinauf und hielt auf die Berge zu, als sie aus dem Augenwinkel etwas Rotblaues bemerkte.
Erschrocken blickte sie in die Richtung. Ihr Herz begann heftig zu klopfen, als sie den Reiter entdeckte, der über die Nachbardüne heruntergaloppierte, um ihr den Weg abzuschneiden.
Der Mann zügelte den rassigen weißen Araberhengst, der kurz vor Bethanys Jeep stehenblieb. Sie brauchte keinen zweiten Blick zu riskieren, um den Reiter zu erkennen.
Prinz Zakr Tahnun Sadiq hob gebieterisch die Hand, als Zeichen, daß sie anhalten sollte.
Jetzt handelte Bethany blitzschnell. Sie gab Gas und riß das Steuer herum, weil sie weder den Scheich noch das Pferd verletzen wollte, doch aufhalten lassen würde sie sich diesmal nicht! Nicht von diesem Mann und auch nicht… Hastig blickte sie in die Runde. Gott sei Dank! Sonst war niemand zu sehen!
Das Blut rauschte in Bethanys Ohren, als der Jeep sich bei dem rasanten Ausweichmanöver zur Seite neigte, sich jedoch sofort wieder aufrichtete. Zu allem entschlossen, brauste sie davon, ohne auf die Richtung zu achten. Ein prickelndes Triumphgefühl erfüllte sie und ließ sie jeden Gedanken an die Folgen ihres Handelns vergessen. Prinz Zakr konnte sie nicht einholen! Nicht auf einem Pferd! Das schaffte er nicht. Niemals!
Ein Schuß ertönte, und der Jeep geriet ins Schleudern. Eines der Hinterräder schien Luft zu verlieren. In aufkommender Panik gab Bethany Gas und hatte Mühe, das Gefährt unter Kontrolle zu halten. Wenn es ihr wenigstens gelang, den Verfolger abzuschütteln und weit genug zu kommen, konnte sie den Reifen wechseln.
Wieder peitschte ein Schuß. Verzweifelt trommelte Bethany aufs Lenkrad. Jetzt gab es keine Möglichkeit mehr, dem Scheich zu entkommen, denn beide Hinterreifen waren jetzt getroffen.
Aus Verzweiflung wurde Wut. Er hätte sie mit einem der Schüsse treffen… sie töten können! Galt ihm ein Menschenleben nichts? Er hatte ihr einziges Beförderungsmittel fahruntüchtig gemacht. Der Mann war schlimmer als ein Fanatiker! Er war ein Verrückter! Bethany kamen die Tränen. Hastig riß sie sich die Sonnenbrille herunter und wischte die verräterischen Spuren fort. Er durfte sie auf keinen Fall weinen sehen! Und sie würde sich weder unterwürfig noch geschlagen geben! Zum Teufel mit diesem Tyrannen, der sich in Dinge einmischte, die ihn nichts angingen!
Zornbebend sprang Bethany aus dem Jeep und stürzte zum Heck, um den Schaden zu begutachten. Beide Hinterreifen waren zerfetzt. Die Faust drohend geballt, wandte sie sich dem herannahenden Reiter zu, der gelassen ein Gewehr in eine Art Sattelfutteral schob.
“Sie … Sie … !” schrie sie außer sich. “Wie haben Sie mich gefunden?”
Ein kurzes Zügelrucken, und der Hengst blieb stehen. Sein Gebieter blieb im Sattel sitzen und sah kalt und verächtlich auf Bethany hinunter.
“Ich wußte die ganze Zeit über genau, wo Sie sich aufhielten.
Während Sie in meinem Zelt waren und versprachen, direkt nach Al-‘Ayn zurückzukehren, habe ich an Ihrem Jeep eine Ortungsvorrichtung anbringen lassen.”
Eine Wanze am Jeep! Ihr Gespür hatte sie also nicht getrogen! Der Scheich hatte sie ausgetrickst und sie nur zum Schein gehen lassen. Und sie war den langen Umweg umsonst gefahren. Bethany war außer sich vor Empörung und Wut. “Sie gerissener, hinterhältiger…”
“Richten Sie das an die eigene Adresse. Ich mußte genau wissen, wo Sie sind … um Sie auf die Probe zu stellen. Sie haben sie nicht bestanden. Ich kann Sie nicht zur Vernunft bringen. Deshalb lasse ich Ihnen von jetzt an keine Wahl mehr.
Sie werden lernen, mir zu gehorchen, Bethany Lyon McGregor.
Ich habe Sie gewarnt, daß ich ein zweitesmal keine Nachsicht walten lasse.” ‘
“Nachsicht!” ereiferte Bethany sich. “Sie hätten mich mit dem Gewehr erschießen können!”
“Ein guter Jäger verfehlt sein Ziel nicht. Nicht umsonst nennt man mich ,Der Falke’. Mit Ihrem Körper habe ich ganz andere Dinge vor.”
Bethany war so aufgebracht, daß sie einen Moment brauchte, ehe sie seine letzten Worte begriff. “Sie haben… was?”
“Sie haben mich als Mann herausgefordert, jetzt werden Sie mich als Mann kennenlernen. Ich lasse Sie nie mehr gehen. Mit Ihrem Unabhängigkeitsdrang haben Sie in mir ein Verlangen geweckt, das nur
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