Im Bann des Falken
nicht daran zu denken, welche Gefahren ihr von dem Mann drohen mochten, der sie hierhergebracht hatte.
Er gab Bethanys Hand frei und kümmerte sich um das Pferd.
Erstaunt sah Bethany zu, wie er das Satteltuch abnahm und es dem Tier so um den Köpf band, das es nicht abzuschütteln war.
Ob der Sand bis hierher geblasen wurde? Bethany blickte zur Höhlenöffnung. Erst in diesem Moment wurde ihr bewußt, daß sie am Ziel ihrer Reise angelangt war.
“Ist das hier der Ort, an dem mein Vater sich aufgehalten hat?” fragte sie, um ganz sicherzugehen.
“Ja. In einer von diesen Höhlen”, erwiderte Zakr. “Sehen. Sie sich um. Er muß ein aufopferungsbereiter Wissenschaftler gewesen sein, um solche Lebensbedingungen auf sich zu nehmen, auch wenn er regelmäßig mit Lebensmitteln versorgt wurde. Ein außergewöhnlicher Mann von unstillbarem Wissensdurst.” Zakr drehte sich zu Bethany um, aber in der Dunkelheit konnte sie den Ausdruck in seinen Augen nicht erkennen. “Unser Land betrauert seinen Verlust zutiefst.”
“Er lebt, sage ich Ihnen!” widersprach Bethany heftig. “Und irgendwie werde ich ihn finden.”
Zakr schüttelte den Kopf und kam langsam näher.
“Versteifen Sie sich nicht auf etwas Unmögliches”, sagte er leise, fast mitfühlend. “Ich kümmere mich um Sie und werde Ihnen mehr sein als ein Vater.”
“Das können Sie nicht!” rief Bethany. “Im umgekehrten Fall hätte mein Vater die Suche auch nicht aufgegeben!”
Behutsam umfaßte Zakr ihr Gesicht. “Sie mögen den Mut eines Mannes haben, aber Sie müssen lernen, daß Sie eine Frau sind. Ich kann und werde es Ihnen zeigen, Bethany … und ich werde Ihnen mehr bedeuten als jeder andere.”
Zakr strich ihr das Haar zurück und hob ihr Kinn, so daß sie seinem Mund nicht ausweichen konnte. Die Leidenschaftlichkeit seines Kusses machte Bethany schwach und ließ sie jeden Widerstand vergessen. Sie wehrte sich nicht, als Zakr sie in die Arme zog. Alles in ihr begann zu pulsieren, und sie überließ sich willig der Wärme und Kraft, die von ihm ausging.
Zart berührte er ihre Schläfen mit den Lippen. “Haben Sie keine Angst. Ich beschütze Sie”, flüsterte er, und alle Härte war aus seiner Stimme gewichen.
Bethany bezweifelte nicht, daß Zakr sie vor dem tosenden Sandsturm schützen würde … aber wer schützte sie vor dem Sturm der Gefühle, der in ihr tobte?
Selbst ihr sonst so starker Wille, ihr Moralempfinden ließen sie diesmal im Stich. Sie dufte nicht zulassen, was Zakr mit ihr machte, aber sie wollte ihn nicht abwehren …
Er löste sich sanft von ihr, und Bethany konnte ihn nur hilflos ansehen, als er den Reißverschluß ihrer Armeejacke zu öffnen begann.
“Nein … bitte … das dürfen Sie nicht!” wisperte Bethany und hielt Zakrs Hände fest. Sie mochte sich körperlich zu ihm hingezogen fühlen, aber sich von einem Mann ausziehen zu lassen, den sie kaum kannte…
“Der Sand wird jeden Moment hereingeblasen werden. Da sollten wir uns lieber hinlegen. Sie können sich die Jacke unter den Kopf legen.”
Bethany nickte nur, weil ihr das Blut in die Wangen schoß.
Sie kam sich albern vor, Zakr falsche Absichten unterstellt zu haben, und ließ widerstandslos zu, daß er ihr die Jacke auszog.
Während er diese auf dem sandigen Boden ausbreitete, ertastete er in der untersten Tasche etwas Hartes. “Was haben Sie hier, Bethany?” fragte er scharf.
“Eine … Stablampe. Um die Höhlen zu erforschen.” Himmel, sie schaffte es nicht einmal, zusammenhängend zu sprechen!
Zakr nahm die Stablampe heraus und legte sie beiseite. Dann richtete er sich auf und blickte Bethany nachdenklich an.
Sie erschauerte, als er die Hand langsam unter ihr Haar, zu ihrem Hals gleiten ließ, um die empfindsame kleine Stelle hinter ihrem Ohr zu liebkosen. Bethany hielt unwillkürlich den Atem an, aber Zakr küßte sie nicht.
Statt dessen hob er sie hoch und drückte sie an sich, dann legte er sie behutsam auf den Höhlenbpden, bettete ihren Kopf auf die ausgebreitete Jacke und strich ihr das Haar mit einer Zärtlichkeit zurück, die Bethany nach dem leidenschaftlichen Kuß überraschte.
Wortlos richtete Zakr sich auf und breitete seinen Umhang aus. In dem schwachen Licht, das in der Höhle herrschte, wirkten seine dunklen Umrisse wie die eines Raubvogels …
eines Großfalken, der zum Sturzflug ansetzte …
Und plötzlich erfüllte die gleiche Furcht Bethany wie am Flughafen von Rhafhar … die Angst, Zakr könnte Macht über sie
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