Im Bann des Falken
ers unterbrachen das drückende Schweigen.
“Zeit zum Aufbrechen, Bethany”, sagte Zakr leise, fast mitfühlend.
Er nahm sie bei der Hand und zog sie mit sich aus der Höhle.
Niedergeschlagen gab Bethany nach. Ihr war klar, daß jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, sich ihm gegenüber durchsetzen zu wollen. Es war klüger, sie tat Zakr und seinen Leuten gegenüber so, als fügte sie sich seinen Forderungen.
Dennoch hat er mich nicht in der Hand, versuchte Bethany sich einzureden. Er konnte nicht ständig um sie sein … sie in die Arme nehmen, berühren … Hastig verbot Bethany sich die Gedanken und begann, sich einen Schlachtplan zurechtzulegen.
Bei der erstbesten Gelegenheit würde sie fliehen. Irgendwie würde sie nach Al-‘Ayn zurückkehren und P.J. aufsuchen.
Außerdem gab es dort den Konsul, die Botschaft… die Vereinten Nationen … Sie würde so lange keine Ruhe geben, bis etwas unternommen wurde!
Der Hubschrauber landete am Fuß des Klippenpfades, und ein Araber, der einen großen Wasserbehälter trug, stieg aus. Der Mann blickte zu seinem Scheich empor, der ihm ein Handzeichen gab. Prompt hievte der Angestellte den Behälter auf die Schulter und kam den Pfad heraufgestapft. Als er oben angekommen war, erklärte Zakr ihm in rasch gesprochenem Arabisch, wo sich das Pferd befinde, und befahl dem Mann, sich um das Tier zu kümmern.
“Und was ist mit meinem Jeep?” fragte Bethany, als Zakr sie den Pfad hinunterführen wollte.
“Jemand ist bereits unterwegs dorthin”, erwiderte er kurz angebunden.
Bethany ließ sich nicht beirren. “Und wann bekomme ich den Jeep zurück?”
Zakr warf ihr einen vernichtenden Blick zu. “Überhaupt nicht. Du brauchst ihn nicht. Er wird P.J. Weatherly übergeben, dem er gehört und der auf ihn angewiesen ist.”
“Natürlich”, sagte Bethany forsch. “Das hatte ich sowieso vor.” Der Blick, den Zakr ihr zuwarf, warnte sie, daß er sie nie mehr unterschätzen würde.
“Du hast mir aber versprochen, meine Sachen aus dem Jeep holen zu lassen”, drängte Bethany. Den Arzneikasten brauchte sie möglicherweise für ihren Vater.
“Die bekommst du.” Wieder hatte Zakrs Stimme jene stählerne Härte. “Ich bin es gewohnt, mein Wort zu halten, Bethany.”
“Ja … sicher.” Sie seufzte und dachte an die Nacht und das, was er mit ihr vorhatte. Beim Gedanken an ihre
leidenschaftliche Hingabe in seinen Armen wurde ihr heiß. Als Zakr ihre Taille umfaßte, um sie in den Hubschrauber zu heben, hatte sie das Gefühl, seine Finger durch den Stoff auf ihrer Haut zu spüren.
Bethany war noch nie in einem Hubschrauber geflogen. Er verbreitete ohrenbetäubenden Lärm, aber dafür bot sich aus der luftigen Höhe ein phantastischer Blick über das Land. Fasziniert beobachtete Bethany die Umgebung unter sich und versuchte, sich durch Zakrs Nähe nicht verwirren zu lassen.
Die untergehende Sonne schimmerte blutrot und verbarg sich nach dem Sandsturm hinter einem Dunstschleier. Die spärliche Vegetation des Savannengraslands, das sie überflogen, ging in die Wüste Rub’ al Khali über. Soweit das Auge reichte, breitete sich vor ihnen die größte durchgehende Sandwüste der Welt aus.
Es war ein ehrfurchtgebietender Anblick, der mahnte, wie schön und gleichzeitig grausam die Natur sein konnte.
Nur der Stärkste überlebt, überlegte Bethany, die an die Berichte ihres Vaters über lebensfeindliche Umgebungen dachte. Kein Wunder, daß ein Land wie dieses einen Mann wie Zakr Tahnun Sa-diq hervorgebracht hatte … hart, unerbittlich, unversöhnlich und doch nicht ohne Milde und Güte … Eine Naturgewalt. Sie konnte sich ihm widersetzen, sich der Macht, die von ihm ausging, jedoch nicht entziehen.
Ein mächtiger Bau kam in Sicht, der mit jeder Flugminute rasch größer wurde. Er war mindestens drei Stockwerke hoch, hatte einen Turm und wirkte sehr viel weitläufiger als die Hotels, die Bethany kannte. Um das Haupthaus gruppierten sich kleinere Gebäude, und der gesamte Komplex wurde von einer hohen Mauer umgeben. Der Hubschrauber verhielt darüber, dann landete er sanft auf einer von Palmen gesäumten Lichtung.
Ein Araber kam über den Landeplatz herbeigerannt, um die Hubschraubertür zu öffnen. Zakr stieg aus und half Bethany aus der Maschine. “Ist das dein Palast?” erkundigte sie sich und fragte sich besorgt, wie sie es schaffen solle, von hier zu fliehen.
Beunruhigt verfolgte sie, wie bewaffnete Wächter eine Art Ehrenaufstellung für ihren Scheich
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