Im Bann des Falken
anzuziehen.
“Aber ich habe keine Unterwäsche”, protestierte Bethany.
Eine der Frauen hatte Höschen und BH vor dem Baden mitgenommen, und man hatte ihr keinen Ersatz gebracht.
Die Dienerinnen schienen sich einig zu sein, daß sie überflüssig sei, und übergingen Bethanys Einwände. Sie hüllte sich fester in ihr Badetuch und bedeutete den Frauen, das Badezimmer zu verlassen und sie allein zu lassen.
Doch sie baten inständig, sie in dem Gewand sehen zu dürfen, und da Bethany sie nach ihren freundlichen Hilfeleistungen nicht enttäuschen wollte, gab sie nach.
Die Frauen führten sie ins Schlafgemach. Bethany bekam Herzflattern, als sie das riesige, mit einladenden Kissen übersäte Bett vor sich hatte, das den Raum beherrschte. In zwei Ecken des großen Zimmers standen reichgeschnitzte Schirmwände. Die Frauen hängten das Gewand über eine davon und bedeuteten Bethany, sich hinter dem schützenden Schirm anzukleiden.
Die Seide fühlte sich auf der nackten Haut wunderbar kühl und sinnlich weich an. Bethany wurde bewußt, daß ihre Brustspitzen sich ohne BH deutlich unter dem Stoff abzeichneten. Leider reichten die Stickereien nur bis zu den Ansätzen ihrer Brüste und verdeckten die verräterischen Erhebungen nicht. Doch so, wie die Dinge lagen, konnte sie nichts dagegen tun. Rasch schlüpfte Bethany in die Goldsandaletten und trat hinter dem Schirm hervor.
Die begeisterten Ausrufe der Frauen machten Bethany verlegen. Als sie jedoch auch noch zu klatschen anfingen, hatte sie genug. Sanft, aber bestimmt, scheuchte sie die Dienerinnen aus dem Raum. Sie fügten sich widerspruchslos in der Gewißheit, daß ihr Prinz mit seiner neuen Geliebten zufrieden sein würde.
Der Gedanke beunruhigte Bethany, und sie blickte starr auf das Bett. Neue Fragen drängten sich ihr auf. War Zakr verheiratet? Lebten moderne arabische Scheichs in Einehe, oder hatten sie nach alter Tradition mehrere Frauen und Geliebte?
Zakr war ein erfahrener Liebhaber, soviel stand fest. Also mußte es in seinem Leben viele Frauen gegeben haben.
Wie oft mochte man für ihn eine Frau auf diese Weise vorbereitet haben? Geschah das häufig oder nur
ausnahmsweise? Ich hätte die Frauen danach fragen sollen, dachte Bethany verwirrt.
Aber das hätte letztlich nichts geändert, sagte sie sich dann.
Was geschehen würde, war unausweichlich. Besser, sie wußte nichts von Zakrs anderen Frauen. Es würde alles nur noch komplizierter machen, wenn sie sich mit ihren unerklärlichen Empfindungen für den Mann auseinandersetzte, der sie heute nacht besitzen würde.
Um sich abzulenken, ging Bethany zu einem der Fenster und blickte hinaus. Eigentlich müßte sie an ganz andere Dinge denken. Vor allem an Flucht. Aber hier gab es keinen Balkon, und sie befand sich im dritten Stockwerk. Bethanys Blick blieb auf einem etwa dreißig Meter entfernten Gerüst am Ende des Baus hängen. Anscheinend wurde es für Reparaturarbeiten am Dach benutzt. Die dafür verwendeten Metallstangen brachten sie auf eine Idee.
Im Geräteturnen hatte Bethany in der Schule eine Eins gehabt. Wenn sie irgendwie zu dem Gerüst gelangen konnte, würde sie sich sicher ohne Schwierigkeiten zum Boden herunterhangeln können. Aber dann …? Wie sollte sie die hohe Mauer bewältigen, die den gesamten Komplex einschloß?
Außerdem brauchte sie unbedingt einen Jeep, sobald sie draußen in der Wüste war …
“Nur ein Vogel könnte von hier entkommen, Bethany.”
Ihr Herz klopfte plötzlich schneller, und sie zuckte zusammen, als hätte Zakr sie auf frischer Tat ertappt. Langsam drehte sie sich zu ihm um. Er stand am anderen Ende des Schlafzimmers in der Nähe der Tür, deren Öffnen und Schließen Bethany nicht gehört hatte. Bei Zakrs Anblick hielt sie unwillkürlich den Atem an.
Bis auf eine goldene Taillenschärpe und den gewundenen goldschwarzen ,qual’, der seine Kopfbedeckung hielt, war Zakr ganz in Weiß gekleidet. Seine Tunika war am Hals ähnlich wie Bethanys hoch und rund geschnitten, vorn jedoch bis zur Brust geschlitzt und an den Rändern mit goldbestickten Borten besetzt. Die Hose unter der Tunika hatte weite Beine, die an den Knöcheln eingehalten wurden, und verlieh ihm ein exotisches und gleichzeitig erregend männliches Aussehen. An den Füßen trug Zakr leichte schwarze Riemensandalen.
Bethany brachte kein Wort hervor. Es war verrückt! Er war ihr so fremd, so ganz anders als alle Männer, mit denen sie bisher zu tun gehabt hatte. Dennoch fühlte sie sich mit so
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