Im Bann des Falken
unwirsch.
“Aber mein Vater war hier!” beharrte Bethany und richtete die Stablampe auf die Wand mit den Zeichnungen und Buchstaben. “Er hat mir diese Mitteilung hinterlassen, die verrät, wo er zu finden ist.”
Zakr runzelte die Stirn. “Das sagt mir überhaupt nichts. Es ist weder Englisch noch Arabisch.”
“Es ist Gälisch. Der Clan der McGregor ist in Schottland ansässig, und dies ist ihr Motto …” Bethany lächelte Zakr glücklich an. “… oder ihr Schlachtruf. S’rioghal mo dhream”, wiederholte sie stolz.
Zakr reagierte verständnislos. “Und was heißt das?”
“Ich bin von königlichem Geblüt”, übersetzte sie.
“Du bist königlicher Abstammung?”
“Natürlich”, erwiderte Bethany unbekümmert. Sie brannte darauf, die Suche nach ihrem Vater fortzusetzen, und hatte keine Zeit, über ihre Vorfahren zu sprechen. So entging ihr das zufriedene Funkeln in Zakrs Augen.
“Schau dir die Zeichnungen an”, fuhr sie aufgeregt fort und richtete den Strahl der Lampe darauf. “Siehst du den Hammer?
Und die Mondsichel? Wenn du unten eine Linie anfügst, wird sie zur Erntesichel. Hammer und Sichel, Zakr! Es müssen die marxistischen Guerillas aus dem Jemen sein, die meinen Vater entführt haben. Er wollte vermutlich nichts hinterlassen, was sie lesen konnten, aber er wußte, daß ich ihn suchen kommen würde. Er wußte es…”
“Das ändert nichts, Bethany.” Zakrs Tön klang kalt und endgültig.
Schockiert sah sie ihn an. “Natürlich tut es das!” rief sie aufgeregt. “Ein Toter kann das nicht geschr ieben haben! Und du wirst doch wohl nicht glauben, daß es von jemand anders als meinem Vater stammt. Das hier ist der Beweis, nach dem ich gesucht habe. Er zeigt, daß…”
“Es ist der Beweis, daß eine der Möglichkeiten, die ich dir aufgezählt habe, zur Gewißheit geworden ist. Die marxistischen Guerillas machen keine Gefangenen.”
“Aber das weißt du doch nicht genau! Sie nehmen doch aber manchmal Geiseln, oder etwa nicht?”
“Es wurde keinerlei Lösegeldforderung gestellt”, erklärte Zakr.
Das schmerzte. Es schmerzte so sehr, daß Bethany die Beherrschung verlor. “Das ist mir egal! Du kannst sagen, was du willst, mein Vater lebt!” rief sie verzweifelt. “Ich weiß es einfach. Aber wenn du nichts unternimmst, werde ich ihn eben allein suchen gehen!”
“Nein, das wirst du nicht!”
“Doch, ich werde es! Und du wirst mich nicht davon abhalten! Ich mache mich selbständig und …”
Sie hatte heftig zu gestikulieren begonnen, doch Zakr hielt ihre Arme fest. Aufsässig blickte Bethany ihn an, doch sie konnte sich der Autorität, die von ihm ausging, nicht entziehen.
“Hör mir gut zu, Bethany Lyon McGregor. Ich weiß, daß du es für deine heilige Pflicht hältst, in die Wüste aufzubrechen, die du nicht kennst. Das lese ich in deinen blauen Augen. Aber ich lasse das nicht zu. Du bleibst bei mir, wo ich dich ständig unter Aufsicht habe. Es ist nur zu deinem Besten.”
Bethany biß sich auf die Lippe. Zakr verstand sie nicht und wollte sie davon abhalten, weitere Nachforschungen anzustellen.
Ihr war zum Weinen zumute. Warum wollte er ihr nicht he lfen?
Warum nicht? Konnte er nicht auch einmal geben, nicht nur nehmen?
“Bethany …” Zakr seufzte gereizt. “Die Inschrift wurde nicht gestern angebracht. Sie dürfte mindestens zwei Monate alt sein.
Und wir können noch nicht einmal sicher sein, daß sie zu dem Zeitpunkt entstand, als dein Vater verschwand. Trotzdem werde ich die zuständigen Behörden von der Entdeckung unterrichten.”
Er meint seine Leute, dachte Bethany verbittert. Und diese Männer glaubten ebensowenig wie Zakr selbst, daß ihr Vater noch lebte. Zakr wollte sie nur beruhigen. Entmutigt erkannte Bethany, daß sie ihn nicht überzeugen würde.
Aber vielleicht hatte er ja wirklich recht, und es gab für ihren Vater keine Hoffnung mehr …
Bethany wurde entsetzt bewußt, daß sie ihre Unabhängigkeit in den Armen dieses Mannes aufs Spiel gesetzt hatte. Sie mußte fort von ihm, ehe sie bereit war, sich ihm völlig unterzuordnen.
Irgendwo mußte es doch jemanden geben, der ihr helfen konnte!
Wenn sie P.J. Weatherly diesen Bewejs zeigte …
Zakr ließ die Fingerspitzen sanft über ihre Stirn gleiten. “Ich werde dir keine Gelegenheit dazu geben, Bethany.”
“Wie … meinst du das?” fragte sie stockend. Es war beängstigend, daß er ihre Gedanken lesen zu können schien!
Die fernen Geräusche eines herannahenden Hubschraub
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