Im Bann des Falken
versuchte sie ihn zu beschwichtigen.
“Mach die Liebe zu deinem Vater mit dir selbst aus!”
erwiderte er schroff. “Für ihn würdest du alles tun! Ich jedoch bedeute dir nichts.”
Zakrs scharfe Reaktion zeigte Bethany, wie tief sie ihn ungewollt verletzt hatte. “Aber das stimmt doch nicht”, flüsterte sie.
“Nein?” höhnte Zakr. “Für ihn hast du dein Leben riskiert!
Und das Leben unseres Kindes! Zum erstenmal in meinem Leben hatte ich Angst. Aber das ist dir gleichgültig. Du denkst nur an deinen Vater.”
Bethany hob bittend die Hände. “Wenn du mir wenigstens gesagt hättest, was du vorgehabt hattest, Zakr …”
Er unterbrach sie mit einer verächtlichen Handbewegung.
“Denkst du, ich möchte, daß du wegen deines Vaters bei mir bleibst?”
Zakr ging zur Tür und warf Bethany einen letzten vernichtenden Blick zu. “Morgen bringe ich ihn dir zurück.
Dann könnt ihr beide mein Land verlassen. Für immer. Ich brauche dich nicht, Bethany Lyon McGregor. Weder jetzt noch in Zukunft.”
Nachdem er das gesagt hatte, verließ er den Raum. Bethany ließ sich matt auf das Bett sinken. Ihr war, als hätte alle Lebenskraft sie verlassen.
Das hatte sie doch gewollt… daß Zakr sie freigab … daß sie ihren Vater wiederfand… und nach Hause zurückkehren konnte.
Sie hatte Zakr zurückgewiesen. Warum tat es dann so weh, daß er sich nun seinerseits von ihr losgesagt hatte? Sie war jetzt frei.
Aber sie fühlte sich nicht frei. Sie empfand sich wie eine Ausgestoßene, die sich nach dem zurücksehnte, was sie nicht mehr haben konnte. Es nützte nichts, sich einzureden, daß sie glücklich sein müsse, ihr Ziel erreicht zu haben. In ihrem Herzen gab es nur eine trostlose Leere.
Zakr war zurückgekommen, und sie war erneut seine Gefangene.
Es änderte nichts, daß es keine greifbaren Ketten waren, die sie festhielten. Inzwischen war sie innerlich an ihn gefesselt.
Erschreckend deutlich wurde Bethany klar, daß sie Zakr Tahnun Sadiq nicht mehr vergessen würde, solange sie lebte.
Stunden vergingen, ohne daß Bethany sich dessen bewußt wurde. Ihr fiel auf, daß die Dienerin, die sie am Nachmittag ausgetrickst hatte, nicht mehr für ihre Betreuung eingeteilt war.
Andere Frauen schwirrten um Bethany herum, drängten sie zu baden und sorgten dafür, daß sie angemessen frisiert und mit einem exotischen Kaftan bekleidet wurde.
Sie hielt das alles für Zeitverschwendung, denn Zakr hatte nicht die Absicht, am Abend zu ihr zu kommen. Doch sie brachte es nicht übers Herz, die Frauen zu enttäuschen.
Wie sie erwartet hatte, aß Zakr nicht mit ihr. Die Abendmahlzeit wurde ihr aufs Zimmer gebracht.
Um so überraschter war Bethany, als er sie später holen ließ.
Eine Frau betrat das Zimmer und verbeugte sich. “Der Prinz möchte Sie sehen, Mylady. Würden Sie mir bitte folgen …”
Bethany kam gar nicht auf den Gedanken, die Aufforderung abzulehnen. Klopfenden Herzens stand sie auf und begleitete die Frau. Obwohl Bethany keine Ahnung hatte, was Zakr von ihr wollte, hoffte sie, eine Möglichkeit zu finden, mit ihm auf die eine oder andere Weise Frieden zu schließen.
Jede Hoffnung auf Versöhnung schwand jedoch, sobald Bethany den Raum betrat, in dem sie das erste Mal zusammen gegessen hatten.
Zakr war nicht allein. Mehrere Männer befanden sich bei ihm. Unter ihnen entdeckte Bethany ihren Fahrer Abdul. Die Leute saßen nicht an dem runden Tisch, sondern auf den Polsterliegen.
Die Männer erhoben sich, als Bethany zu ihnen geführt wurde. Alle außer Zakr. Mit einer gleichmütigen Handbewegung bedeutete er Bethany, sich neben ihn zu setzen.
Seine Miene war ausdruckslos, und er wirkte entspannt. Er nahm sich nicht einmal die Mühe, Bethany mit den anderen bekannt zu machen. Nachdem sie sich steif niedergelassen hatte, setzten sie sich wieder auf ihre Plätze am Fußende von Zakrs Ruhestatt.
“Wir wollen uns unterhalten lassen”, sagte er zu Bethany.
“Und ich dachte, die Darbietungen würden dich vielleicht von deinen Sorgen ablenken.”
Schwang da leichte Ironie in Zakrs Stimme mit? Bethany verkrampfte sich unwillkürlich.
“Das ist sehr freundlich von dir. Danke”, erwiderte sie leise und merkte, daß ihr die Wangen brannten. Sie war Zakr so nah und dennoch so unglaublich fern.
Auf sein Händeklatschen hin begann das Orchester auf der Bühne arabische Musik zu spielen, die Bethany fremd war.
Dann glitt eine kurvenreiche Bauchtänzerin durch den Goldperlenvorhäng und betrat das
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