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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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kurzgeschorenes Haar und die rosa Farbe seiner Tunika wiesen ihn als genau das aus. Er war in seiner Stellung als leibeigener Tempeleunuch missbraucht worden, um einer Bayen zu dienen: Prellungen, Narben, ein fehlender Finger, ein verunstaltetes Ohr und ein gehetzter Blick in seinen Augen, all das kündete von Grausamkeiten, die man ihm angetan hatte, nicht von Disziplin.
    Sein Blick zuckte durch den Stall, und er zitterte vor Angst, als er vor mir stand. Drachenjünger Gen legte sanft seine Hand auf das Schlüsselbein des Jungen.
    »Tapferes Kind, verletzte Seele, dir wird nichts Schlimmes mehr widerfahren. Ich weiß einen sicheren Ort, wo du gesund wirst und lange leben wirst, weit ab von allen Foltern. Bei meinem Leben verspreche ich, dich dorthin zu bringen. Aber erst musst du sprechen, ja? Von der Stimme, deren Flüstern du im Dunkeln hörst, von den unsichtbaren Händen, die deinen Geist behelligen. Sprich.«
    »Sie kommt zu mir.« Die Stimme des Jungen zitterte, und er bebte am ganzen Körper. »In der Nacht. Ich bete um Res Schutz, aber der Bulle hört mich nicht, und sie kommt immer. Sie nennt mich Sohn, aber ich bin nicht das Kind eines Dämons.«
    Er fing an zu weinen. Seine zarten Rippen bebten.
    »Ich schmecke sie in meinem Mund. Sie dringt in mich ein. Ich kann nicht sehen, nicht sprechen, und meine Beine versuchen, sich ohne meinen Willen zu bewegen.« Der Junge wandte sich an Drachenjünger Gen, packte seine schmutzige Kutte. »Läutert mich, treibt sie aus, bitte!«
    Mein Herz schien sich in eine Porzellanscherbe zu verwandeln, in ein scharfes, zerbrochenes, sprödes Ding.
    Nein.
    Das konnte nicht sein.
    Ich leckte meine Lippen.
    »Wie alt bist du?«, krächzte ich.
    Der Junge antwortete nicht; ich benötigte auch keine Antwort. Ich konnte sein Alter ebenso gut erraten wie seine Identität. Mein Bruder stand vor mir, geboren, als ich selbst neun Jahre alt war, aus dem Leib meiner Mutter gerissen, für den Tempel, als Entschädigung für das Vergehen, das meine Mutter in ihrem verzweifelten Versuch beging, Waivia zurückzukaufen.
    Nach meiner Rückkehr aus der Gewölbekammer der Viagand nach Brut Re war mein Blut vom Gift gesättigt gewesen, und der Geist meiner Mutter hatte sein obsessives Verlangen, Waivia zu finden, auf die einzige andere Person außer mir gerichtet, die dasselbe Blut in sich hatte wie meine Schwester. Auf diesen kleinen Jungen.
    Ich rammte mir vor Entsetzen eine Faust in den Mund.
    Warum konnte der Geist Waivia nicht selbst finden, wenn meine Mutter doch ihr eigenes Blut aufspüren konnte? Warum nicht?
    »Wann haben diese Besuche angefangen, mein Junge?«, murmelte Drachenjünger Gen und tätschelte den geschorenen Kopf des Asak-Illyas.
    »Vor einer Klaue voll Nächten«, schluchzte er.
    Genau zu dem Zeitpunkt, zu dem ich nach Brutstätte Re zurückgekehrt war.
    »Ich bin nicht der Sohn eines Dämons; bitte, vertreibt sie!«, schrie der Junge.
    Der Drachenjünger brummte beruhigend und durchbohrte mich mit seinen altersgrauen Augen. »Kannst du erraten, wem er in Cafar Re gedient hat?«
    Eine furchteinflößende Vorahnung überkam mich.
    »Waikar Re Kratts Wai-Roidan Yin. Stimmt das nicht, Junge? Du hast Kratts erster erwählter Frau gedient. Und wenn Kratt dich allein überrascht hat, wenn er versucht hat, ein gewisses Jucken loszuwerden, das ihn oft quälte, hat er dir wehgetan. So wie er vielen Rishi in Cafar Re Schmerz zugefügt hat.«
    Die Schultern des Jungen bebten. Der schlaksige Hüne kniete sich neben ihn und zog ihn in seine langen Arme.
    »Du bist jetzt in Sicherheit, du Floh. Er wird dich nicht mehr berühren. Heho?«
    Ich drehte den Kopf zur Seite und erbrach mich.
    »Schafft ihn weg!«, keuchte ich, als das trockene Würgen schließlich aufhörte. »Ich will ihn nicht sehen. Bringt ihn weg, geht!«
    »Erst, wenn du dem Jungen in die Augen gesehen hast und ihm sagst, dass du lieber stirbst, als sein nächtliches, schreckliches Leiden zu lindern. Weil die Dinge genau so stehen, Blut-Blut. Du stirbst in der Arena, und der Junge wird der Kanal des Himmelswächters.«
    »Unmöglich!« Ich starrte auf den Boden, auf den flackernden Lichtkreis, den die Laterne des Drachenjüngers warf.
    »Die Prophezeiung spricht von einer Via, einem Mädchen. Einer Babu, einer Tochter. Aber dieser Junge ist dir blutsverwandt, sein Geruch bestätigt das. Wenn du dich ergibst, ohne den Wunsch des Himmelswächters zu erfüllen, dann wird dieser Floh hier bis zu seinem Tod vom Himmelswächter

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