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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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schon ein Mann?«
    Die Hand mit dem fehlenden Finger zuckte unsicher zu seinem Mund. »Ich habe nicht mehr alle. Einige sind mir ausgeschlagen worden.«
    »Du brauchst trotzdem einen Erwachsenennamen«, erklärte ich entschieden. »Ich gebe ihn dir jetzt: Ingalis Hadrun Alen. Weißt du, was das bedeutet?«
    Er schüttelte den Kopf und sah mich mit großen Augen an.
    »Es bedeutet: Der Wille, für sich selbst verantwortlich zu sein. Geh, Ingalis. Du wirst nicht mehr gequält, weder von Kratt noch von nächtlichen Dämonen.«
    Dann richtete ich meinen Blick auf Drachenjünger Gen. »Geht auch Ihr. Ihr habt erreicht, was Ihr wolltet. Ich fange morgen wieder mit der Ausbildung an.«

18
    A m nächsten Nachmittag brachte mich der Drachenmeister auf einem Karren zu meiner Stallbox in den Hof der Schüler zurück.
    Die harte Holzbank unter mir knarrte, als der Karren über den Hof rumpelte. Feuchter Staub klebte in roten Klumpen an den Rädern, ließ den Karren holpern. Im Geschirr ging eine Drachenkuh, die uns schnaubend vorwärts zog, während Dampf aus ihren Nüstern quoll. Ihre Vitalität zeigte sich in ihren leuchtend braunroten und efeugrünen Schuppen, in ihren fleischigen, schimmernden Kinnlappen, der Ungeduld, mit der sie sich in das knarrende Leder ihres Geschirrs legte. Ihre echsenartig geschlitzten Augen nahmen alles begierig in sich auf, obwohl sie während ihrer Arbeit schon häufig durch die Stalldomäne von Roshu-Lupini gegangen sein musste.
    Ihre Lebhaftigkeit war begeisternd.
    Nebelschwaden hingen schwerelos zwischen der feuchten roten Erde und den tiefhängenden Wolken. Das Dazwischen, die Zeit zwischen Regen-und Feuerzeit, näherte sich dem Ende. Ich war in der Zeit der Nässe in der Gewölbekammer der Viagand eingekerkert gewesen, während der gesamten Regenzeit, der Zeit der Monsune.
    Ein Windstoß fuhr mir durchs Haar und tupfte Nebeltropfen auf meine Wangen. Ich schlang die Arme um mich, die bei der Kälte von einer Gänsehaut überzogen waren. Meine Hände wirkten zerbrechlich, waren eiskalt.
    Als wir auf den Stallhof fuhren, schlug uns geschäftiger Lärm entgegen. Maulstöcke mit den spitzen Haken zischten wie Sensen durch die Luft. Mistgabeln kratzten über die Pflastersteine. Rufe, gebrüllte Befehle, Flüche und Eierkopfs dröhnende Stimme hallten über den Hof.
    Der nussige Geruch frischer Featon-Spreu waberte über mich, so warm wie frisch gebackenes Brot, unterlegt von dem strengen, stechenden Geruch von zerquetschten Schlingpflanzen und dem pfeffrigen von Hoontip-Blüten, die zu Futter vermischt wurden. Der lederne Geruch der Drachen, gewürzt von dem zitronigen Duft ihres Giftes, überlagerte diese Gerüche wie eine aromatische Wohltat.
    Eine Woge von Emotionen stieg wie ein vom Monsun anschwellender Fluss in mir an, als ich die Vertrautheit des Ortes und der Gerüche wahrnahm.
    Eine Klaue voll Veteranen führte gerade nervöse Jährlinge zum Ausbildungsfeld. Die Veteranen hielten die Drachen ruhig, so gut sie konnten, als wir vorüberfuhren. Ich entdeckte Eidon mit seinem flammend roten Haar und seiner stämmigen Gestalt, der stark wie ein Jungbulle neben seinem Drachen stand. Mein Herz klopfte heftig, und mir schnürte sich die Kehle zusammen. Ich hob grüßend die Hand.
    Er sah mich an; sein Blick war unergründlich, sein Gesicht reglos. Meinen Gruß erwiderte er nicht.
    Jetzt erst bemerkte ich, wie die Schüler sich versteiften, wenn ihr Blick auf mich fiel. Sie blähten die Nasenflügel, umklammerten die Schäfte ihrer Mistgabeln und Maulstöcke fester. Die Rufe verstummten.
    Spannung ging von den Veteranen aus, und der Boden schien unter ihrem finsteren Schweigen beinahe zu rumpeln.
    Die Diener, die damit beschäftigt waren, die Schwingen und schuppigen Rücken der Drachen zu pflegen, hielten in ihrer Arbeit inne. Einer nach dem anderen blickte hoch. Ihre Mienen durchliefen rasend schnell die Stadien von Schock, Bestürzung und Widerwillen, bevor sie sich verfinsterten. Ich erkannte Ringus auf einem der Drachen; er wich meinem Blick aus und errötete bis unter die Haarwurzeln.
    Die Novizen, welche die Ställe ausmisteten, altes Stroh und Dung in Fässer schaufelten, um Brennmaterial daraus zu machen, hörten ebenfalls auf zu arbeiten. Sie versuchten nicht einmal, ihr Erstaunen zu kaschieren, das rasch in Furcht und Erschrecken umschlug.
    Einige wechselten entsetzte Blicke und zischten sich kurze Fragen zu; Fragen, die ich über dem Schnauben der ungeduldigen Drachenkuh, dem Knarren

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