Im Bann des Feuers Drachen2
der Deichsel und des Holzes nicht hören konnte.
Aber ich konnte sie erraten.
»Wie?«
»Warum?«
Ein harter Kloß stieg von meinem verkrampften Bauch auf und nistete sich in meiner Kehle ein. Ich ließ meine zum Gruß erhobene Hand steif in meinen Schoß sinken und starrte geradeaus. Mir verschwamm alles vor den Augen. Das muss am Nebel liegen, nur am Nebel, sagte ich mir.
Der Drachenmeister neben mir knurrte.
»Du wirst nicht mit ihnen essen, heho. Und auch nicht mit ihnen Ställe ausmisten. Ich bringe dir jeden Morgen und Abend dein Essen, und du wirst jede Stunde, die du wach bist, mit mir trainieren. Verstanden?«
Ich nickte brüsk.
Er zog die Zügel an. Die Drachenkuh vor unserem Karren warf ihr Maul hoch und blieb dann neben meiner Stallbox stehen. Meine Hängematte war von Spinnweben überzogen, verstaubt und mit Spreu bedeckt und wirkte kalt.
Zwei dunkelhäutige Männer traten aus dem Schatten.
Ich wich zurück und warf dem Drachenmeister einen panischen Blick zu.
»Wachen der Cafar Re«, erklärte er überflüssigerweise. Ich konnte sehen, was die Männer waren, erkannte es an ihren mit Stahlplatten verstärkten Brustharnischen, an ihren feinen Kettenhemden, ihren ledernen Beinschienen und den geschmückten Schwertscheiden, die tief an ihren Hüften saßen. Mit den verschlungenen Kriegermalen auf ihren Gesichtern sahen sie aus wie finstere Drachen.
Alles an den beiden Wachen strahlte ruhige, selbstbewusste Drohung aus.
»Was tun sie hier?«, keuchte ich.
»Sie sind zum Schutz hier.«
»Vor wem?«
Der Drachenmeister blickte zur Seite und spie über den Rand des Karrens.
Ich schluckte. Die feindseligen Blicke sämtlicher Schüler schienen sich in meinen Rücken zu bohren.
»Warum?«, wollte ich wissen.
»Während deiner Abwesenheit war fast jeden Abend ein Drachenjünger hier«, stieß der Drachenmeister verbittert hervor. »Er hat aus den Tempelschriften rezitiert.«
Er bedeutete mir, vom Karren zu steigen. Ich zögerte, während sich die Gedanken und Gefühle in mir überschlugen.
»Steig aus, Mädchen. Ich habe woanders zu tun«, sagte er ungeduldig. »Du solltest heute schlafen, Kraft sammeln. Ich komme heute Abend mit dem Trank zurück, den Gen dir verabreichen will. Und vergiss nicht: Iss nichts, was ich dir nicht gegeben habe. Hast du gehört?«
Ich schluckte schwer.
»Jawohl, Komikon«, antwortete ich.
Aber ich konnte nicht schlafen, nicht angesichts der erschreckenden Feindseligkeit meiner Schülergefährten, die meinen Geist zu erdolchen schien, nicht in der beunruhigenden Gegenwart dieser beiden Cafar Wachen, die den Wächtern so ähnlich sahen, welche Tag und Nacht die Tür der Viagand bewacht hatten. Ich lag in meiner Hängematte, rang die Hände, während sich meine Gedanken überschlugen, und döste gelegentlich vor Erschöpfung ein, nur um kurz darauf hochzuschrecken, mit rasendem Herzen, überzeugt, dass einer der Wachen sich mir in lüsterner Absicht näherte, ungeachtet dessen, dass sie regungslos auf der Schwelle meiner Box standen.
Als es schließlich dunkel wurde und die Schüler von der Arbeit zurückkehrten, sah ich, dass sich viele mit dem Daumennagel gegen das Ohrläppchen schlugen, um das Böse abzuwehren, sah, wie viele ausspuckten, während ihre Blicke in meine Richtung zuckten. Eidon ging, ohne mich eines Blickes zu würdigen, an meiner Stallbox vorbei. Ringus folgte ihm wie ein geprügelter Hund.
Ich rührte mich nicht aus meiner Box, blieb hinter der unerwünschten Barrikade der beiden Cafar Wachen.
Der Drachenmeister tauchte wieder auf. Sein kahler Schädel war feucht vom Nebel, als er in meine Stallbox stapfte und mir wortlos eine Zinndose hinhielt. Anschließend reichte er jedem der beiden Wächter ebenfalls eine. An seinem Hals baumelten ein praller Lederschlauch und ein Kürbis, die an einer Schnur befestigt waren.
Die Zinndose lag warm, fast noch heiß, in meinem Schoß, und der appetitliche Geruch von Fleisch drang heraus. Auf den Deckel der Dose waren die Abbilder von Dracheneiern und Featon-Garben eingeprägt. Ich öffnete ihn. Dampf quoll heraus. Zwei dicke Scheiben Paak, frisch aus dem Ofen. Neben ihnen lag auf doppelt gekochter Hafergrütze eine Scheibe Aroosh, Gharial-Fleisch, das mit dickem Featonmehl paniert war. Eine Limone, drei wächserne rote Paprika und ein kleines Fläschchen, in dem, wie ich wusste, Sesalpaste war, füllten den Rest der kleinen Zinndose.
Die Cafar Wachen begannen, lautstark zu essen.
Ich starrte den
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