Im Bann des Feuers Drachen2
Betäubung, die du im Gift findest?«
Er hatte mir schon einmal eine ganz ähnliche Frage gestellt, damals, als er mich in den rauchenden Ruinen der Zone der Toten fand. Tod oder Leben ?, hatte er mich gefragt, als ich paralysiert vor Qualen durch den Verlust Kiz-dans und ihres Babys sowie durch die schreckliche Wunde des Schwertes eines Wachsoldaten der Cafar in den Trümmern lag. Schmerz oder Erleichterung?
Ich hatte mich damals für das Leben entschieden, angespornt von dem fantastischen Traum, dass ich eines Tages Kratt töten und meine eigene Brutstätte besitzen würde, wo niemals einer Rishi-Mutter ihr Baby weggenommen würde, damit es dem Tempel diente, wo niemals ein Rishi-Kind mit ansehen musste, wie sein Vater von einem grausamen Bayen ermordet wurde. Eine Brutstätte, wo niemals Drachen gefangen gehalten, ausgebeutet und voller Gleichgültigkeit missbraucht würden.
Meinen eigenen Drachenbullen, meinen eigenen Drachensitz.
Kratt töten.
Das war es, was ich damals gewollt hatte. Doch jetzt? Was wollte ich jetzt?
Ich hatte mittlerweile begriffen, dass ich nur eine Figur in einem Spiel war, das von den Bedürfnissen anderer beherrscht wurde. Kratt wollte die Antwort auf das Bullenrätsel, um seinen Ehrgeiz zu verwirklichen, mehr zu werden als nur der vom Tempel eingesetzte Herr über eine einzelne Brutstätte. Der Drachenmeister suchte nach derselben Antwort und wurde von dem Glauben motiviert, dass ich die prophezeite Tochter des Himmelswächters war, die das Ende der Unterdrückung der Djimbi herbeiführen und den Tempel aus den Klauen des Imperators reißen könnte. Der Ranreeb wollte ebenfalls die Antwort auf das Bullenrätsel, und zwar für den Tempel, um der Macht und des Wohlstandes willen, den diese Antwort ihm geben würde. Obwohl er mich nicht für die Dirwalan Babu hielt, sondern nur für eine Ausgeburt, die ihm dennoch die Lösung dieses Rätsels präsentieren könnte. Im Unterschied zu Kratt jedoch wusste der Ranreeb, dass jede Frau während des Ritus die Drachengesänge hören konnte. Und da ich jetzt aus seiner Festung entkommen war, bildete ich eine Bedrohung für den Ranreeb, derer er sich entledigen musste.
Ja, ich mochte in der Gewölbekammer der Viagand eingesperrt gewesen sein, hatte fliehen wollen. Aber jenseits der Mauern dieser Festung erwartete mich ebenfalls keine Freiheit.
»Ich will mich ergeben«, sagte ich, während meine Beine unter mir nachgaben. Ich rollte mich auf die Seite und grub meine Stirn in die Featon-Spreu. »Ich will für immer eins mit den Drachen werden.«
»Es murmelt!«, blaffte Drachenjünger Gen. »Ich höre es nicht!«
»Sie hat das Gift gewählt; du hast sie genauso gut gehört wie ich!«, spie der Drachenmeister hervor. Ich konnte mir vorstellen, wie er die Augen verdrehte und die Schultern rollte.
»Sie ist verloren, Mann, das habe ich gehört. In dem Sumpf des Giftes versunken. Ist sie erst daraus geborgen und befreit, wird sie sich anders entscheiden.«
»Ich habe keine Zeit für Metaphern. Die Zeit der Arena rückt näher.«
»Halt sie vom Gift fern. Gib mir einen Tag, zwei, dann gebe ich ihr genug Gründe, das Abbasin Shinchiwouk zu überleben und den Kampf fortzusetzen. Heho? Das tust du doch für einen Bruder, oder?«
»Die Rettung unseres Volkes liegt hier, in dieser Stallbox! Wie kannst du so sicher sein, dass …«, fuhr der Drachenmeister ihn an, aber der Drachenjünger schnitt ihm das Wort ab.
»Zwei Tage«, schrie er. Seine Worte hallten durch den Gang, als er sich entfernte. »Ich komme zurück. Zwei Tage!«
Er hielt Wort. Innerhalb von zwei Tagen kehrte er zurück.
Aber er war nicht allein.
Ich erkannte den Jungen nicht, der vor ihm stand, und mir war auch nicht klar, dass ich ihn hätte kennen sollen. In meinem Fieber registrierte ich kaum die rosa Farbe seiner faltigen Tunika, das Mal auf seiner Stirn.
Drachenjünger Gen schob den unterernährten Jungen in meine Box.
»Ich bin dem Geruch des Himmelswächters gefolgt, heho!«, erklärte der Drachenjünger selbstgefällig. »Habe die Fährte seines Geruchs im Wind verfolgt, der in gefiederten Bändern durch die Brutstätte wehte. Bis in die Cafar bin ich ihm gefolgt. Fand diesen Jungen, vor den Gemächern seiner Edeldame. Habe ihn im Schutz der Nacht herausgeschmuggelt. Sprich, Junge. Sag etwas. Erzähle von deinen nächtlichen Qualen!«
Ein Asak-Illyas, das war dieser Junge. Das hieratische Mal auf seiner Stirn, mit einem heißen Eisen eingebrannt, sein
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