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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Offenbar war derselbe Gedanke auch allen anderen gekommen, denn die Spannung in der Luft wuchs, je näher ich dem Napf kam.
    Ich zwang mich dazu, nicht die Fäuste zu ballen und mit erhobenem Haupt zu gehen.
    Der Veteran, dem ich mich näherte, saß steif da und weigerte sich, auch nur in meine Richtung zu blicken. Ich blieb vor ihm stehen und hielt den Atem an.
    Dann bückte ich mich steif, um den Napf aufzuheben.
    Die Muskeln in seinem Unterarm zuckten.
    Ich griff zu. Verzweiflung und der Hunger trieben mich an, ich war schneller als er und hatte den Napf gepackt und hochgerissen, bevor er ihn wegschlagen konnte. Ich drückte den Napf gegen meinen Bauch wie einen kostbaren Schatz und trat frech von dem Veteranen weg.
    Feindselige Blicke umringten mich. Ich schluckte und ging zum Kessel, den Napf fest umklammert, und sah weder nach rechts noch nach links. Mir brach der kalte Schweiß aus. Hinter mir hörte ich, wie ein Veteran ausspie, und stellte mir vor, wie er mit dem Daumen an seine Ohrmuscheln schlug, um den Fluch abzuwenden, den die Begegnung mit einer Ausgeburt mit sich brachte.
    Als ich das Ende der Schlange erreichte, die sich vor dem Kessel aufgebaut hatte, war ich erschöpft und schwach, als hätte ich einen Kampf ausgefochten.
    Die Schlange bewegte sich quälend langsam weiter. Ich schwitzte vor Nervosität, der Schweiß kühlte ab und lief in einem dünnen Rinnsal über mein Rückgrat. Das Zwielicht wurde vom Dunkel der heraufziehenden Nacht verdrängt.
    Ein Jüngling mit einem leeren Napf kam heran. Ich trat zur Seite; Frauen aßen immer erst, wenn alle Männer sich an dem Essen gesättigt hatten.
    Ein anderer Diener trat vor, auch er mit einem leeren Napf in den Händen. Ich trat erneut zurück. Ein dritter kam, ein vierter, und jeder ließ sich seinen Napf füllen. Jedes Mal trat ich zurück, aber meine Anspannung wuchs beinahe unerträglich.
    Schließlich war ich an der Reihe.
    Eierkopf sah mich feixend an. »Nichts mehr da.«
    »Was?«
    Er zuckte mit den fleischigen Schultern, und eine leichte Unsicherheit schlich sich auf sein grinsendes Gesicht. »Nichts mehr da.«
    Ich starrte in den schwarzen Kessel. Nur eine dünne Schicht Brei war übrig, die auf der Innenseite des Kessels erkaltete und langsam hart wurde.
    Die Schüler kicherten.
    Meine Wangen brannten.
    Wie dumm von mir, wie entsetzlich dumm, zuzulassen, dass die anderen sich zuerst satt aßen. Als ich in die Lehre des Drachenmeisters eintrat, trotzte ich einer der ältesten Konventionen, nämlich der, was eine Frau tun konnte und was nicht. Ich musste auch die anderen Regeln bedenken, die das Leben von Frauen bestimmten, und mich über sie hinwegsetzen, wenn ich diese Lehre überleben wollte.
    Wütend auf mich selbst, starrte ich in den leeren Topf, während die Sichel des zunehmenden Mondes in den schwarzen Himmel aufstieg.
    Und wie so oft, viel zu oft, wenn ich in Schwierigkeiten geriet, ließ ich mich von meiner Wut überwältigen. Ich beschloss, dass ich heute nicht hungrig schlafen gehen würde. Oh nein.
    Ich knallte den Napf auf den Schlachttisch und marschierte zu den Renimgar-Käfigen. Ich machte mich an dem Riegel zu schaffen, riss die Tür auf und schnappte mir eines der echsenähnlichen Säugetiere. Es zappelte und schlug mit seinen Hinterläufen, versuchte, seine Krallen in meine Haut zu graben, aber ich hielt es an seinem zähen, ledernen Hals und zog es heraus. Dann schlug ich die Stalltür zu und verriegelte sie wieder.
    Im Konvent von Tieron hatte ich viele Renimgars geschlachtet und zum Essen zubereitet, zudem Schlangen, Maulwürfe, Ratten und selbst Affen. Alles, was sich bewegte und in Tieron für essbar gehalten wurde, war in unserem Kochtopf gelandet.
    Ich hämmerte den Renimgar so fest auf den Tisch, dass der Aufprall das Tier betäubte, schnappte mir die rostige Machete, die am Rand lag, und schnitt dem Tier die Kehle durch. Der Schrei des kleinen Tiers gellte durch die Nacht, so scharf und durchdringend, wie ein Säbel durch die Haut eines Babys gedrungen wäre. Es war ein schrecklicher Schrei, der einem in der Seele wehtat.
    So schrien sie immer.
    Dann trug ich das immer noch zappelnde Tier zum Kessel und hielt es darüber, damit das Blut in den Kessel tropfte.
    »Was machst du da, he?«, brüllte Eierkopf mich an, der sich vor mir aufgebaut hatte. »Du kannst dir nicht einfach Fleisch nehmen, wann immer du willst!«
    »Ich bin hungrig!« Ich starrte ihn finster an, irritiert von dem sterbenden Tier in meinen

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