Im Bann des Feuers Drachen2
seine. Um zu kontrollieren, wie viel er trank, selbstverständlich, damit genug für mich übrig blieb. Er schüttelte mich nicht ab.
Er öffnete den Mund und hob den Kürbis ein Stück weiter an. Seine Gurgel hüpfte auf und ab, als er schluckte. Ich hörte, wie die Flüssigkeit durch seine Kehle gluckerte. Nach mehreren Schlucken ließ er den Kürbis sinken, zögernd.
Ich beobachtete ihn, wartete darauf, dass das Gift in ihm zum Leben erwachte. Ich erkannte den Moment genau: Seine Augen weiteten sich kurz, wurden strahlend und hart, als hätte ihm jemand Zuckerglasur auf seine Augäpfel gepinselt, die sofort erstarrte.
Er erschauerte und schloss die Augen. Ich wusste, welch wildes Feuer durch seine Stirn-und Nebenhöhlen raste, in seinem Bauch loderte und den Schmerz verzehrte, den ihm die Striemen auf dem Rücken bereiteten. Ich wusste, welche Macht und Ekstase in ihm aufwallten, ihn über die bloße, sterbliche Existenz erhoben. Ich wusste, welche Lust in seinem Blut brannte, heiß und unübersehbar.
Seine Erektion berührte meinen Schenkel.
Ich leerte rasch den Rest des Tranks und wartete auf die Wirkung. Sie würde nicht annährend so schnell und intensiv sein wie das, was Dono bei seinem ersten, jungfräulichen Schluck Drachengift erlebte. Aber ich nahm, was ich bekommen konnte.
Ich umfasste seinen Penis und streichelte ihn, während ich wartete, angestachelt von seiner Unfähigkeit, seinen Körper zu beherrschen, ermutigt von seiner Schwäche, seinem Verlangen, seiner Nähe. Ich sehnte mich nach Zuwendung von ihm, irgendeiner Form der Zuneigung.
Du weißt nicht, wozu diese Lust dient, hätte ich ihm gern ins Ohr geflüstert. Dir ist nicht klar, dass diese Lust für Frauen gedacht ist, damit sie sie ermutigt, sich vor den Drachen zu legen, ihm beizuwohnen, auf dass sie die Gedanken des Drachen hören können.
Diese Erkenntnis war mir gerade erst gekommen, herbeigetragen von den feurigen Schwingen des Giftes, gefolgert aus dem, was ich im Konvent von Tieron miterlebt und am eigenen Leib erfahren hatte. Und in diesem Moment schien sie mir absolut logisch zu sein.
Ich streichelte Dono weiter; sein Glied lag so glatt und hart wie gebrannter Ton in meiner Hand. Verlangen pulsierte auch in mir, wenngleich etwas gedämpft durch die schwache Wirkung des Giftes angesichts meiner Gewöhnung daran.
Dono kam mit einem Schrei, bog den Rücken durch, und seine Miene verzerrte sich zu einer Grimasse ungezügelter Freude.
Jetzt beugte ich mich vor. »Du willst gar nicht, dass ich verschwinde, Dono. Du willst, dass ich bei dir bleibe, hier in der Domäne des Komikon. Sag mir, dass du willst, dass ich bleibe.«
Er öffnete mühsam die Augen, und seine Lippen öffneten sich langsam.
»Ich will …«, krächzte er. Dann biss er sich auf die Lippen und wandte zitternd den Blick ab.
Früher einmal, vor fast einem Jahrhundert, durfte eine Frau nicht ohne Begleitung eines Mannes durch die staubigen, schmalen Gassen von Brutstätte Re gehen.
Sie musste immer den Bitoo tragen, ein unantastbares Kleidungsstück, das ein vom Tempel auserwählter Zunft-Clan herstellte. Außerhalb der Clanmauern war es ihr verboten, einen Mann anzusprechen oder zu berühren, sei es ihr Sohn, ihr alter Vater oder der Mann, der sie außerhalb des Geländes ihres Clans begleitete. Jede Geste in Richtung eines Tempels oder eines Drachen war ihr verboten, ebenso, ihr schmutziges Wasser auf dem Boden zu vergießen, auf dem sie ging. Es gab wattierte Tücher, sogenannte Difees, die nur dem einen Zweck dienten, den Schweiß aufzunehmen, den sie während ihres Aufenthalts außerhalb ihres Geländes vergoss. Je feuchter das Difee einer Frau bei ihrer Rückkehr war, desto größer ihre Wachsamkeit dem Schweiß gegenüber und folglich auch desto glühender ihre Frömmigkeit. Unter viel aufgesetztem Stöhnen wegen der mühsamen Wäsche verglichen die Frauen ihre Difees, wenn sie von einem Ausflug auf das Clan-Gelände zurückgekehrt waren.
Männer waren verlegen, ungeduldig und beklommen, wenn sie eine Schar Frauen außerhalb der Mauern ihres Clans begleiten mussten. Dennoch waren solche Ausflüge regelmäßig vonnöten. Frauen mussten die Waren auf Karren zu einem der Märkte der Brutstätten ziehen, damit die Männer sie dort gegen das Geldpapier des Tempels oder andere Waren eintauschen konnten. Ebenso mussten Frauen in der Zeit des Feuers Wasser von dem nächstgelegenen Tiefbrunnen holen. Wer sonst sollte diese Pflichten erfüllen? In meiner
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