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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Er fühl­te, wie ihm die Rö­te noch hef­ti­ger in die Wan­gen schoss. Är­ger­lich wand­te er sich um, aber Na­ja war schnel­ler. Blitz­schnell zün­gel­te ih­re Hand nach Ami­na.
    »Na­ja, hör auf!«, rief Ra­vin, doch sie be­ach­te­te ihn nicht, son­dern zisch­te Ami­na zu: »Du sollst wis­sen, dass er mich ge­küsst hat. Mich!«
    »Das sieht man ihm an«, er­wi­der­te Ami­na sicht­lich fei­xend. »Und weißt du was? Küss ihn ru­hig noch ein­mal, wenn du möch­test.«
    Dann lach­te sie und ging zu den Pfer­den.
    Na­ja dreh­te sich zu Ra­vin um.
    »Ge­hörst du ihr schon so sehr, dass sie mir er­lau­ben kann dich zu küs­sen?«
    »Ich ge­hö­re ihr nicht«, rief Ra­vin. »Ich ge­hö­re nie­man­dem!«
    Na­ja schrumpf­te zu­sam­men, bis sie zu­sam­men­ge­kau­ert im La­ger­feu­er saß. Die rest­li­chen Stücke Ja­lafleisch schrum­pel­ten zu schwar­zen Klum­pen zu­sam­men und zer­fie­len zu Asche. Die Nym­phe war trau­rig.
    »Ich ver­ste­he«, sag­te sie. »Du willst kei­nen Herrn ha­ben. Des­halb kön­nen sie dich nicht ru­fen. Und du hast dein Ver­spre­chen noch nicht ein­ge­löst«, be­merk­te sie und streck­te die Hand nach ihm aus, als woll­te sie ei­ne Wär­me füh­len, die von ihm aus­ström­te. »Hier drin brennt es im­mer noch, wenn du an dein Ver­spre­chen denkst. Du flackerst so­gar noch hel­ler als da­mals im Burg­gar­ten!«
    Sie zog die Hand zu­rück und seufz­te.
    »Ich ver­ste­he dich«, sag­te sie. »Ich wer­de noch ge­bun­den sein. Sie ha­ben uns nicht in die Burg ge­las­sen.« Sie er­zit­ter­te, ih­re Haa­re fla­cker­ten und leck­ten über ih­re weiß glü­hen­den Schul­tern und Brüs­te. »Die­se Er­lo­sche­nen sind läs­ti­ger als Re­gen.« Sie ki­cher­te und wir­bel­te her­um. »Doch selbst sie konn­ten nicht ver­hin­dern, dass ein Feu­er­geist in die Burg ge­zo­gen ist. Aus den Tie­fen des Feu­er­ber­ges kam er, brül­lend und un­auf­halt­sam!« In ih­rer Be­geis­te­rung hat­te sie die Ar­me um ih­ren Kör­per ge­schlun­gen und zit­ter­te.
    »Du hast ge­se­hen, wie die Burg brann­te?«
    »Und wie sie brann­te! Die gan­ze Burg hat er ver­schlun­gen! Al­le ver­such­ten zu lö­schen. Stell dir das mal vor! Ein fres­sen­des Feu­er lö­schen zu wol­len wie ei­ne Ker­ze!« Sie schüt­tel­te sich vor La­chen, Fun­ken sto­ben. Der Duft der ver­kohl­ten Mar­ju­la­blü­ten ver­brei­te­te sich wie Räu­cher­werk. Ra­vins Au­gen wa­ren von Na­jas Schein so mü­de, dass er nur noch schwach die Um­ris­se von Ami­na und den Pfer­den aus­ma­chen konn­te.
    »Der Herr der Hor­jun«, frag­te er va­ge, »ist Ba­dok, nicht wahr?«
    »Wo­her soll ich wis­sen, wie er sich nennt’ Er ist nicht mein Herr! Er rei­tet mit ei­nem Mann mit Haar wie Koh­le, des­sen Man­tel ge­schmol­ze­nes Sil­ber ist …«
    »Dio­len rei­tet mit euch?«
    Ra­vin spür­te, wie ihm trotz der Hit­ze ein ei­si­ger Hauch über die Haut kroch. Angst schnür­te ihm die Keh­le zu. Sie wa­ren al­so be­reits hier! Ami­na war wie­der ans Feu­er ge­tre­ten und stand hin­ter Na­ja wie ein dunk­ler Zwil­ling. Ihr schwar­zes Haar glänz­te nicht im Flam­men­schein.
    Na­ja nick­te.
    »O ja. Ein paar Flam­men­sprün­ge von hier. Die Hor­jun und ihr Herr wa­ren in den Feu­er­ber­gen und ha­ben noch mehr Er­lo­sche­ne ge­ru­fen.«
    Ami­na kam so dicht an Na­ja her­an, dass ih­re Haa­re sich in der Hit­ze krümm­ten.
    »Sie rei­ten mit ih­rem Heer die gan­ze Zeit den­sel­ben Weg wie wir?«, frag­te sie die Nym­phe.
    Na­ja blick­te sie miss­trau­isch an.
    »Es sind vie­le«, sag­te sie schnip­pisch. Dann ant­wor­te­te sie Ra­vin: »Sie rei­ten in Grup­pen. Vor Ton­jun ha­be ich ge­spürt, dass du hin­ter uns bist!«
    »Wie konn­test du mich fin­den?«, flüs­ter­te er. Ami­na blick­te sich wach­sam um, of­fen­sicht­lich in der Er­war­tung, gleich ein paar Hor­jun auf die Lich­tung stür­zen zu se­hen.
    Na­ja lä­chel­te.
    »Ich ken­ne dei­nen Na­men«, sag­te sie sanft. »Er öff­net mir al­le We­ge zu dir.«
    Ra­vin jag­te noch ein kal­ter Schau­der über den Rücken.
    »Nur dir?«, frag­te er.
    Na­jas Lä­cheln er­losch. Ra­vin be­reu­te sei­ne Fra­ge, als er sah, wie sich Trau­er und Ent­täu­schung in ih­rem

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