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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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zwar, aber nun bist du hier.« Das Lä­cheln ver­losch. »Doch nach dem zu ur­tei­len, was Dari­an und eu­re bei­den Weg­ge­fähr­ten aus Ska­ris be­rich­ten, steht Tjärg noch Schlim­me­res be­vor als die An­grif­fe von ein paar Hor­den, mit de­nen wir seit ei­ni­gen Ta­gen zu kämp­fen ha­ben.«
    Ra­vin blin­zel­te. War er so lan­ge be­wusst­los ge­we­sen?
    »Ba­doks Trup­pen kön­nen un­mög­lich be­reits hier sein«, flüs­ter­te er.
    Lai­os wieg­te den Kopf.
    »Ich spre­che nicht von Trup­pen, son­dern von Rei­ter­hor­den, die von Sü­den her aus dem Grenz­land an­rücken. Ers­te Ge­fech­te fan­den bei Tamm statt. Aus die­sem Grund ha­ben sich ei­ni­ge der La­ger – so auch dei­nes – in Rich­tung Burg zu­rück­ge­zo­gen.«
    »Aber die­se An­grif­fe die­nen nur zur Ab­len­kung. Dio­len und Ba­dok kom­men mit dem grö­ße­ren Teil des Hee­res von der Meer­sei­te, aus Gal­na­gar.«
    Ra­vins Stim­me über­schlug sich, sein Kopf droh­te vor Schmerz zu zer­sprin­gen.
    »Das wis­sen wir be­reits. Dari­an hat es uns be­rich­tet. Es war sehr klug von euch, Dio­len und Ba­dok zu fol­gen und sie auf dem Weg nach Tjärg zu über­ho­len.«
    Er lä­chel­te ihm be­ru­hi­gend zu.
    »Bald wirst du Jo­lon se­hen. Er schläft im­mer noch.«
    Ra­vin blin­zel­te. Nie­der­ge­schla­gen wisch­te er sich die Trä­nen vom Ge­sicht. Er hat­te sich aus­ge­malt, wie sehr er sich freu­en wür­de in Gis­lans Burg an­zu­kom­men, Lai­os wie­der­zu­se­hen, in Si­cher­heit zu sein. Doch die Freu­de stell­te sich nicht ein. Am meis­ten ver­miss­te er das Ge­fühl, wie­der zu Hau­se zu sein. Statt­des­sen fühl­te er nur Lee­re und Trau­er.
    »Na­tür­lich schläft er noch«, flüs­ter­te er. »Ich ha­be Skaard­jas Quel­le nicht ge­fun­den. Und viel schlim­mer noch – es gibt sie gar nicht!«
    »Ich weiß.«
    »Ich wer­de Jo­lon nicht hel­fen kön­nen.«
    »Ja, das ist wohl wahr.«
    Ra­vin schnief­te. Er mach­te ei­ne Hand­be­we­gung, die sei­ne gan­ze Hoff­nungs­lo­sig­keit um­fass­te.
    »Ich ha­be ver­sagt.«
    Er­schöpft ließ er sich auf sein viel zu wei­ches La­ger zu­rück­sin­ken und wi­der­stand nicht län­ger der Ver­su­chung, die Au­gen zu schlie­ßen.
    »Du bist einen lan­gen Weg ge­gan­gen, Ra­vin va La­gar«, sag­te Lai­os. »Und ich wür­de dich ger­ne noch aus­ru­hen las­sen. Aber die Bot­schaf­ter ta­gen be­reits im Zim­mer der Rä­te. Sie er­war­ten dich.«
    »Lai­os?« Ra­vin be­müh­te sich sei­ne Stim­me nicht zit­tern zu las­sen. »Hat Dari­an dir er­zählt, warum ich, ich mei­ne, wo ich …«
    »Du warst auf der Su­che nach ei­ner Wor­an. Das ist ge­nau­so sinn­voll, wie dar­auf zu war­ten, dass die To­ten rück­wärts über die lich­te Gren­ze ge­hen und zu uns zu­rück­keh­ren.«
    »Aber Ami­na? Ich dach­te, du könn­test …«
    Lai­os’ Schwei­gen war Ant­wort ge­nug. Ra­vin be­griff und das Ge­fühl des Ver­lus­tes traf ihn mit grau­sa­mer End­gül­tig­keit. Lai­os ver­harr­te noch einen Mo­ment mit ge­run­zel­ter Stirn am Bett, dann seufz­te er und ging auf die Tür zu. Als er die Klin­ke in der Hand hat­te, wand­te er sich noch ein­mal um. Zum ers­ten Mal war sein Ge­sicht weich und vol­ler Mit­ge­fühl.
    »Lass die To­ten bei den To­ten und die Wor­an bei den Wor­an«, sag­te er sanft. »Du hast viel er­lebt, mehr Schmerz, als ein Mensch er­tra­gen soll­te. Ich wünsch­te, ich könn­te dich trös­ten. Aber al­les, was ich dir sa­gen kann, ist: Die Ami­na, die du kann­test, ist tot. Jo­lon aber lebt!«
    Er öff­ne­te die Tür und ging hin­aus. Ein an­de­rer Hof­zau­be­rer be­trat das Zim­mer. Ge­ra­de woll­te Ra­vin sich von ihm ab­wen­den, als er plötz­lich er­kann­te, dass es Dari­an war – und doch nicht Dari­an. Er war in die lan­ge, dun­kel ge­färb­te Tracht der Hof­ma­gier ge­klei­det. Ra­vin glaub­te sich zu er­in­nern, dass Dari­an bei ih­rer ers­ten Be­geg­nung einen ähn­li­chen Man­tel ge­tra­gen hat­te. Doch als Lai­os’ Lehr­ling hat­te er wie ein ver­klei­de­ter Jun­ge ge­wirkt, nun aber klei­de­te ihn die Tracht und ver­lieh ihm ei­ne Au­ra von Ernst und Wür­de. Da stand ein jun­ger Shan­jaar, der dem Dari­an von da­mals auf den ers­ten Blick so

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