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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Au­gen­paar, das im Mond­licht auf­blink­te. Ab und zu glaub­te er die Stim­men von Ladro und Mel Amie zu hö­ren, die nach ihm rie­fen, doch die Ge­räusche ver­lo­ren sich im Wald. Nach ei­ner Wei­le ließ er das Pferd lang­sa­mer ge­hen und such­te das Un­ter­holz ab. Er rief Ami­nas Na­men, bis er hei­ser war und der Mor­gen zu grau­en be­gann. Schließ­lich ent­deck­te er Spu­ren im feuch­ten Gras. Die Hoff­nung gau­kel­te ihm vor, dass er sie in we­ni­gen Au­gen­bli­cken fin­den wür­de. Al­so sprang er wie­der auf das er­schöpf­te Pferd und zwang es zu ei­nem Ga­lopp.
    Die Be­rüh­rung an sei­ner Brust spür­te er erst, als das Hor­jun-Pferd un­ter ihm strau­chel­te und mit ei­nem Quie­ken zu Bo­den ging. Ein grau­sa­mer Ruck fuhr durch sei­nen Kör­per und schnitt ihm die Luft ab. Das Pferd wälz­te sich über sein Bein, so­dass er vor Schmerz keuch­te, dann wa­ren schon har­te Hän­de da, die ihn grif­fen, ihn hoch­ris­sen und sei­nen Kopf so weit nach hin­ten bo­gen, dass er nur die Baum­wip­fel sah, die in­mit­ten des grell­ro­ten Schmer­zes in sei­ner Brust zu lo­dern schie­nen.
    »Es ist ei­ner von ih­nen!«, dröhn­te ei­ne Stim­me di­rekt ne­ben sei­nem Ohr. »Schaut euch das Pferd an.«
    »Er sieht aber nicht so aus.« Ei­ne an­de­re Stim­me, dies­mal rechts von ihm.
    »Ei­ner von den Wald­men­schen hier ist er auch nicht. Sieh dir die bun­ten Fet­zen an, die er trägt.«
    Ra­vin war es ge­lun­gen, den Kopf ein we­nig zu dre­hen. In sei­nem Blick­feld er­schie­nen ein Arm und ein Teil ei­ner bär­ti­gen Wan­ge. Sie war von ihm ab­ge­wandt. Ra­vin nutz­te die Ge­le­gen­heit, spann­te sich, sprang hoch, was ihm bei­na­he den Arm aus­ku­gelt hät­te, und ver­setz­te dem Bär­ti­gen einen Tritt ge­gen die Brust. Er spür­te, wie sich der Griff in sei­nem Haar lo­cker­te, und riss sich mit ei­ner Dre­hung los. Schon woll­te er sich auf­rap­peln und flie­hen, da zer­barst sein Blick­feld in Split­ter, die an ihm vor­bei ins Nichts flo­gen. Was blieb, war Dun­kel­heit.
     
    S
    ei­ne Au­gen schie­nen wie mit Stei­nen be­schwert. Sie zu öff­nen schmerz­te. Das Ers­te, was er sah, als er sich an das grel­le Licht ge­wöhnt hat­te, wa­ren ro­te Pfer­de. Die­ser An­blick er­in­ner­te ihn an et­was, das er vor sehr lan­ger Zeit ge­se­hen hat­te. Nach und nach däm­mer­te ihm, dass er auf ei­ner sehr wei­chen Un­ter­la­ge lag. Wei­cher als die Al­gen­mat­ten in Ujas Un­ter­kunft in Dan­tar. Noch ein­mal öff­ne­te er die Au­gen. Dies­mal sah er Lai­os’ be­sorg­tes Ge­sicht. Kan­ti­ger er­schie­nen sei­ne Zü­ge, ein­ge­fal­le­ner und viel äl­ter, als er sie in Er­in­ne­rung hat­te.
    »Trink, dann hört dein Kopf auf zu schmer­zen«, sag­te Lai­os.
    Hei­ßes, bit­te­res Was­ser rann über Ra­vins Lip­pen. Er trank es und glitt in einen neu­en Traum:
    Jo­lons Platz am Feu­er war leer. Die Dä­mo­nen heul­ten ih­re Wut hin­aus. Ei­ner von ih­nen hob den Traum­reif der Kö­ni­gin, den vor kur­z­em noch Jo­lon ge­tra­gen hat­te, vom Bo­den auf. Ra­vin sprang auf die Bei­ne und sah sich um. Ne­ben ihm wuch­sen die Mau­ern der Re­gen­bo­gen­burg aus dem Bo­den. Grau wa­ren sie, spie­gel­ten den Him­mel, der von schwarz­grau­em Rauch be­deckt war. Frat­zen schäl­ten sich aus dem glat­ten Stein. Und nun er­schi­en auch Jo­lon. Er sah Ra­vin nicht an, son­dern blick­te in das Ge­sicht der schwar­zen Ge­stalt, der Ra­vin schon so oft im Traum be­geg­net war. Tiefer und tiefer beug­te sie sich über Jo­lon um ihm das Le­ben aus­zusau­gen. Ra­vin war wie ge­lähmt. Völ­ler Ver­zweif­lung sah er, wie Jo­lons Hand sich um den Kris­tall krampf­te.
    Er riss die Au­gen auf, schnapp­te nach Luft – und sah im­mer noch Lai­os’ Ge­sicht. Die Ge­dan­ken schwirr­ten in sei­nem Kopf um­her und woll­ten sich nicht zu ei­nem Bild for­men. Träum­te er noch?
    »Jo­lon?«, frag­te er.
    »Dein Bru­der lebt. Wir ha­ben ihn und dein La­ger zu ei­nem Platz nicht weit von den Süd­ber­gen ge­bracht. Du wirst dort­hin rei­ten, so­bald du mit der Kö­ni­gin und den Rä­ten ge­spro­chen hast.«
    »Ich bin in der Burg?«, flüs­ter­te er.
    Auf Lai­os’ Ge­sicht er­schi­en ein dün­nes Lä­cheln.
    »Ja, auf Um­we­gen

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