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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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we­nig äh­nel­te wie ein Snai ei­nem Naj. Doch dann lä­chel­te er und Ra­vin er­kann­te sei­nen Freund wie­der.
    »Bei dir braucht man sich nie Sor­gen zu ma­chen, ob du auf ei­ge­ne Faust in ei­ne Burg ge­lan­gen kannst«, sag­te er.
    Zum ers­ten Mal, seit Ami­na ver­schwun­den war, fühl­te Ra­vin sich ein we­nig ge­trös­tet.
    »Da­für bin ich es, der je­des Mal die Prü­gel ein­steckt«, gab er zu­rück und rieb sich den Kopf, der im­mer noch zu zer­sprin­gen droh­te.
    Dari­an setz­te sich zu ihm an den Bett­rand.
    »Ladro wä­re da an­de­rer Mei­nung«, ant­wor­te­te er.
    Ra­vin schluck­te.
    »Ist er sehr wü­tend, dass ich ihn ge­schla­gen ha­be?«
    »Nun, er sag­te et­was da­von, dass man Ver­rück­te nicht auf­hal­ten soll. Und wenn man be­denkt, wie du dich auf dem La­ger­platz be­nom­men hast, kann man ihm die­se Wor­te nicht ver­übeln.«
    »Ich muss­te Ami­na su­chen!«
    Dari­an seufz­te.
    »Ich weiß, Ra­vin. Und so­gar Ladro ver­steht es, glau­be mir. Was ich dir nun sa­ge, mag hart klin­gen, aber nimm es als Bit­te von ei­nem Freund, der wohl am bes­ten nach­füh­len kann, wie dir zu­mu­te ist. Ra­vin, ich ha­be Sel­la los­ge­las­sen. Und du musst Ami­na ge­hen las­sen, hörst du? Ami­na ist tot.«
    Ra­vin rieb sich die Au­gen und schüt­tel­te krampf­haft den Kopf.
    »Ich weiß, dass sie zur Wor­an wird«, brach­te er schließ­lich her­vor. »Aber was be­deu­tet das? Wie kann Ami­na tot sein, wenn sie durch den Wald wan­dert?«
    »Es ist die Wor­an, die im Wald ist, Ra­vin.«
    »Ich muss sie fin­den.«
    Dari­an lä­chel­te.
    »Du musst so viel, Ra­vin. Du denkst, du bist für al­les ver­ant­wort­lich und kannst al­les än­dern, selbst das Schick­sal. Aber es wä­re ein­fa­cher, einen Ap­fel, der vom Baum ge­fal­len ist, wie­der mit dem Zweig zu ver­bin­den, oder einen Schmet­ter­ling, nach­dem er ge­schlüpft ist und sei­ne Flü­gel ent­fal­tet hat, wie­der in den Ko­kon zu schie­ben. Der Kreis­lauf ist un­ter­bro­chen. Ami­na wuss­te das. Wenn du sie fän­dest, wür­de sie dich nicht ein­mal mehr er­ken­nen.«
    Ra­vin senk­te den Kopf. Er wuss­te, dass sein Freund Recht hat­te. Und den­noch reg­te sich im­mer noch Wi­der­stand in ihm.
    »Wenn ich so den­ken wür­de wie du oder Lai­os, dann müss­te ich auch Jo­lon längst auf­ge­ge­ben ha­ben«, sag­te er trot­zig. »Aber …« – er schluck­te den Kloß in sei­nem Hals hin­un­ter und hob den Kopf – »… ich ge­be Jo­lon nicht auf!«
    Er zwang sich tief ein­zuat­men und auf­zu­ste­hen. Das Zim­mer dreh­te sich für einen Au­gen­blick, fand dann sei­ne Po­si­ti­on vor Ra­vins Au­gen und hielt still.
     
    D
    as Ers­te, was Ra­vin auf­fiel, als sie die lan­gen Gän­ge der Re­gen­bo­gen­burg ent­lang­gin­gen, war, dass sie bei wei­tem nicht so groß wa­ren, wie er sie in Er­in­ne­rung hat­te. Das Zwei­te war die Stil­le, die sie um­gab, als sie an den Grup­pen von Men­schen vor­bei­gin­gen, die auf den Gän­gen stan­den und sie mit großen Au­gen be­trach­te­ten. Vie­le von ih­nen schie­nen nur ge­kom­men zu sein, um Dari­an und Ra­vin zu se­hen, die un­frei­wil­li­gen Bot­schaf­ter aus Ska­ris, dem Land der Geis­ter­pfer­de und ge­kauf­ten Mor­de. Was Ra­vin noch auf­fiel, war die Ehr­furcht, mit der die Men­schen Dari­an be­geg­ne­ten. Ei­ni­ge senk­ten vor ihm den Blick, an­de­re stie­ßen sich an und flüs­ter­ten mit­ein­an­der. Mit klop­fen­dem Her­zen such­te er in dem Ge­sich­ter­meer nach Leu­ten aus sei­nem La­ger, doch ent­deck­te er nie­man­den.
    Hart und ein­sam hall­ten sei­ne und Darians Schrit­te in­mit­ten die­ser stum­men Pro­zes­si­on. Ra­vin war froh, als end­lich die schma­le Tür in Sicht kam, die ins Zim­mer der Rä­te führ­te.
    Es wur­de still, als sie den Saal be­tra­ten. Ra­vin blin­zel­te, so hell strahl­te die Nach­mit­tags­son­ne, die sich im glä­ser­nen huf­ei­sen­för­mi­gen Tisch brach, der so groß war, dass er die Kö­ni­gin, die am Schei­tel­punkt an der ge­bo­ge­nen Sei­te saß, nur von wei­tem se­hen konn­te. Wie die Burg, so kam auch die Kö­ni­gin ihm nun klei­ner vor, nicht mehr so un­nah­bar und mäch­tig wie da­mals, als er sie das ers­te Mal ge­se­hen hat­te. Ih­re

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