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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Au­gen ver­eng­ten sich nur für einen Mo­ment.
    »Du bist ei­ner von hier, das se­he ich. Er­staun­lich, dass du aus dem Ver­lies ent­kom­men konn­test.«
    Er sah Ra­vin in­ter­es­siert ins Ge­sicht.
    Plötz­lich be­rühr­te der schmerz­haf­te Traum­fal­ter un­er­war­tet Ra­vins Schlä­fe, doch dies­mal ver­trieb er ihn aus sei­nen Ge­dan­ken. War da nicht ein Ge­räusch ge­we­sen? Ein Schlei­fen? Aber er wag­te nicht sich um­zu­dre­hen, so­lan­ge Dio­lens Blick auf ihm ruh­te.
    »Ich ken­ne dich!«, sag­te die­ser nach ei­ner Wei­le und ver­schränk­te die Ar­me.
    Ra­vin konn­te in Dio­lens Ge­sicht le­sen, dass er in sei­nem Ge­dächt­nis nach sei­nem Ge­sicht such­te. Und es of­fen­sicht­lich fand. Das Lä­cheln kehr­te zu­rück, Dio­lens Stim­me be­kam den sam­ti­gen Klang der Zu­frie­den­heit. »Du hast ein wei­ßes Pferd und warst in Ska­ris – bei den Jer­riks. Der un­auf­fäl­li­ge Rei­ter, der ge­kom­men war um Sel­la auf dem Pla­teau zu ret­ten.«
    Ra­vin kämpf­te da­ge­gen an, dass sei­ne Hand zu zit­tern be­gann. Er hat­te nicht er­war­tet, dass Dio­len sich er­in­nern wür­de.
    »Ich se­he noch dein Ge­sicht vor mir. Ein sehr blei­ches, angst­ver­zerr­tes Ge­sicht.«
    Er lach­te und kam nä­her. Ra­vin schloss die Hand fes­ter um den Mes­ser­griff. Dio­len be­merk­te es, hob die Ar­me und trat in ge­spiel­ter Ehr­furcht einen Schritt zu­rück.
    »Und die­ser Angst­ha­se be­droht mich nun«, sag­te er. »We­gen mei­ner klei­nen Braut, die un­glück­li­cher­wei­se vom Pla­teau stürz­te.«
    »Du weißt, dass das nicht wahr ist!«, schrie Ra­vin. »Du warst es, der sie in den Tod ge­trie­ben hat. Du ver­nich­test al­le, die in dei­ne Nä­he kom­men!«
    Dio­len warf den Kopf zu­rück und lach­te.
    »Ach ja, rich­tig«, sag­te er. »Da wir ge­ra­de da­von spre­chen: Wo ver­steckt sich der töl­pel­haf­te Jun­ge, der sie vor mir schüt­zen woll­te? Du weißt schon – dein un­ge­schick­ter Freund, der sich für einen Zau­be­rer hält.«
    Ra­vin wur­de im­mer ir­ri­tier­ter. Es war ge­spens­tisch, wie viel Dio­len wuss­te.
    »Jer­riks Sohn Ta­rik war eben­so dumm. Als ich Sel­la und ihn im Wald ab­pass­te, mein­te er den Hel­den spie­len zu müs­sen. Kein schö­ner An­blick für Sel­la, als sie mit an­se­hen muss­te, wie Ta­rik ge­gen sein ei­ge­nes Mes­ser kämpf­te – und ver­lor.«
    »Du hast ihn ge­tö­tet wie Am­gard«, flüs­ter­te Ra­vin. Dio­len schüt­tel­te amü­siert den Kopf.
    »Nie hät­te ich mei­ne Hän­de mit dem Blut die­ses Ban­ty­jun­gen be­schmiert. Nein, aber mei­ne Hall­ge­spens­ter kön­nen sehr un­ge­müt­lich wer­den, wenn ih­nen die rich­ti­ge Stim­me die Er­laub­nis gibt. Zu dumm nur, dass Sel­la den Gor nicht hat­te.«
    »Du dach­test, Sel­la be­wahrt ihn?«
    »Dum­mer­wei­se hat sie es be­haup­tet um je­mand an­de­ren zu schüt­zen.« Er lach­te. »Ich ha­be Sel­las See­le, wuss­test du das?«, flüs­ter­te er. »Als sie fiel, ha­be ich sie ge­fan­gen. So ger­ne wür­de sie ster­ben, aber ich las­se es nicht zu! Ih­re See­le ist ein klei­ner Vo­gel, der wahn­sin­nig vor Angst ge­gen die Git­ter­stä­be mei­nes Ver­lie­ses fliegt. Und we­der du noch dein fei­ger, er­bärm­li­cher Freund könn­ten et­was da­ge­gen aus­rich­ten!«
    Ra­vin schluck­te. Schon woll­te er sich in kopf­lo­ser Wut auf Dio­len stür­zen, als wie­der der Schmerz an sei­ner Schlä­fe ein­setz­te und ihm den Atem nahm. Je­mand ver­such­te ihn am Kampf zu hin­dern. Gleich wür­de sein Arm zu zit­tern be­gin­nen. Dio­len durf­te nichts mer­ken.
    »Was willst du von uns, Dio­len?«, stieß Ra­vin her­vor.
    »Nicht viel, Wald­mensch. Eu­er Land, eu­re Schät­ze … eu­re Le­ben. Ihr habt ganz rich­tig er­ra­ten, dass ich auch Dan­tar ein­neh­men wer­de. Und dann die an­de­ren Län­der. Schon lan­ge ha­ben wir den Feld­zug vor­be­rei­tet. Doch eu­re Kö­ni­gin und eu­re ach so wei­sen Rä­te wa­ren zu dumm um es recht­zei­tig zu be­mer­ken.«
    Nie zu­vor hat­te Ra­vin einen sol­chen Hass emp­fun­den. Gleich­zei­tig war er ir­ri­tiert. Wo­her wuss­te Dio­len von Ljanns Ver­mu­tun­gen über einen An­griff auf Dan­tar?
    »Bist du taub für die Stim­men

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