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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Blut­la­che an­starr­ten. Das Ent­set­zen hing fest­ge­fro­ren in der Luft, wäh­rend der Lärm drau­ßen an­schwoll und ein schau­der­haf­tes Heu­len ein­setz­te, das klang, als wür­den Hun­der­te von Hun­den in ei­nem grau­si­gen Chor um ihr Le­ben win­seln.
    Mit Am­gars Schwert in der Hand stürz­te Ra­vin aus dem Thron­saal und rann­te den Gang ent­lang, der zum Zim­mer der Rä­te führ­te. Im Ren­nen warf er einen Blick durch ein Fens­ter und wä­re bei­na­he ge­stol­pert. Die Trup­pen der Kö­ni­gin wa­ren di­rekt vor der Burg. Rauch ver­dun­kel­te den Him­mel. Doch das Selt­sams­te war der Fluss. Ra­vin sah Was­ser­zun­gen, drei­mal so hoch wie ein Pferd, über das Land le­cken. Aus dem Fluss er­ho­ben sich die Naj. Un­zäh­li­ge wa­ren es. Am Fluss­rand glaub­te Ra­vin einen großen Mann mit ei­nem Um­hang aus Sil­ber­schaf­fell zu er­ken­nen. Flüch­tig er­in­ner­te er sich dar­an, wie der Stall­meis­ter die Was­ser­fla­sche mit dem Blut des Re­gen­bo­gen­pfer­des ein­ge­steckt hat­te. Nun kämpf­ten die Naj ge­gen die­je­ni­gen, die die Re­gen­bo­gen­pfer­de ge­tö­tet hat­ten. Und wie sie kämpf­ten! Von hier oben konn­te er se­hen, dass die Trup­pen der Kö­ni­gin nach ei­ner be­stimm­ten Stra­te­gie vor­gin­gen: Mit un­ge­heu­rer Wucht trie­ben sie die Hor­jun – oder die Er­lo­sche­nen, das konn­te Ra­vin nicht er­ken­nen – mit ih­ren Pfer­den zum Fluss. Wel­len schäum­ten hin­ter den feind­li­chen Krie­gern auf, grif­fen nach ih­nen und schon zerr­ten die Naj Pfer­de und Rei­ter ins Was­ser. Ra­vin sah stram­peln­de Pfer­de­lei­ber, die von den Flu­ten ver­schluckt wur­den, und Rei­ter, die bei der Be­rüh­rung mit dem Was­ser zer­fie­len. Ihr Heu­len stieg in den Him­mel em­por. Zi­schend er­lo­schen Feu­ernym­phen un­ter Sturz­bä­chen. Schaum be­deck­te die Wie­sen am Ufer.
    Ge­pol­ter und Ge­schrei aus dem Thron­saal lie­ßen Ra­vin zu­sam­men­zu­cken. Er duck­te sich und rann­te wei­ter. Keu­chend er­reich­te er das Zim­mer der Rä­te, zog die schwe­re Tür auf und floh hin­ein. Von in­nen ver­rie­gel­te er die Tür und dreh­te sich ge­hetzt um.
    »Jarog?«, flüs­ter­te er.
    »Hier!«
    Die Stim­me, die rechts von ihm aus der Ecke kam, klang schwach und schmerz­er­füllt. Wie hat­te der Zau­be­rer sich ver­än­dert! Sein Ge­sicht war wie das von Lai­os von Brand­strie­men ver­un­stal­tet. Wirr hing ihm das Haar ins Ge­sicht. Beim zwei­ten Blick er­kann­te Ra­vin, dass Jarog an den Stuhl ge­fes­selt war, auf dem er saß.
    »Jarog! Wie konn­te es ge­sche­hen, dass sie euch über­wäl­tigt ha­ben?«
    Der Zau­be­rer stöhn­te vor Schmerz.
    »Wenn ich mich nur er­in­nern könn­te. Sie ha­ben uns ge­fol­tert. Was ist mit Lai­os?«
    Ra­vin biss sich auf die Lip­pen und schüt­tel­te den Kopf. Das Ge­sicht des Zau­be­rers ver­zog sich, als wür­de er in Trä­nen aus­bre­chen.
    »War­te, ich ma­che die Fes­seln los«, sag­te Ra­vin und griff zum Schwert.
    »Bit­te fucht­le nicht mit dem Schwert vor mei­ner Na­se her­um. Die Kno­ten kannst du auch mit den Hän­den lö­sen.«
    Ra­vin stutz­te, dann leg­te er das Schwert auf den Bo­den und beug­te sich über die Fes­seln. Jarog hat­te Recht, sie wa­ren nicht all­zu fest ver­kno­tet. An­schei­nend war man sich sehr si­cher ge­we­sen, dass der Zau­be­rer mit sei­nen Ver­bren­nun­gen oh­ne­hin nicht mehr die Kraft ha­ben wür­de, sich zu be­frei­en.
    »Was ist das für ein Lärm da drau­ßen? Sind die Trup­pen der Kö­ni­gin et­wa schon vor dem Tor?«, fuhr Jarog fort.
    Ra­vin war er­schöpft. Die Ge­sprä­chig­keit des Zau­be­rers ir­ri­tier­te ihn und lenk­te ihn von den Fes­seln ab. Je­den Au­gen­blick konn­ten die Hor­jun vor der Tür sein. Un­ge­dul­dig zerr­te er am letz­ten Kno­ten, als plötz­lich et­was sei­ne Ge­dan­ken be­rühr­te. Es war kein be­stimm­tes Ge­fühl, eher ei­ne Ah­nung, wie er sie im Wald hat­te, wenn er für den Bruch­teil ei­ner Se­kun­de spür­te, dass ein Ran­jög ihn durch die Zwei­ge be­ob­ach­te­te.
    Die Klin­ge pfiff an sei­nem Ohr vor­bei und drang mit der Spit­ze in sei­ne Schul­ter.
    Er hör­te je­man­den flu­chen und kam nach sei­nem in­stink­ti­ven Sprung zur

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