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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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dei­ner Haupt­leu­te?«, sag­te er um Zeit zu ge­win­nen. »Eu­re Trup­pen ha­ben Ver­lus­te er­lit­ten. Ihr habt die Burg ein­ge­nom­men, doch der Wald ge­hört euch noch lan­ge nicht!«
    Dio­len lach­te.
    »Was küm­mern mich Sieg oder Nie­der­la­ge? Ich ha­be be­reits, was ich will. Im Ge­gen­satz zu dir. Aber ich glau­be, ich kann dir bei der Su­che be­hilf­lich sein!«
    Er durch­maß den Raum oh­ne den Blick von Ra­vin zu las­sen. Ra­vin wich ei­ni­ge Schrit­te zur Sei­te aus um ihn im Au­ge be­hal­ten zu kön­nen.
    Am Fu­ße des Thron­po­dests lag et­was, das aus­sah wie ein Hau­fen von acht­los zur Sei­te ge­wor­fe­nen Män­teln. Dio­len grins­te und stieß das Bün­del mit dem Fuß an. Es kipp­te vorn­über. Grau­es Haar floss über den Glas­bo­den, grau­sam deut­lich leuch­te­ten Brand­strie­men auf.
    »Lai­os!« Ra­vin konn­te den Auf­schrei nicht zu­rück­hal­ten. Reg­los lag der al­te Zau­be­rer zu Dio­lens Fü­ßen.
    Ra­vin fühl­te, wie die Hoff­nungs­lo­sig­keit und Ein­sam­keit sich auf lei­sen Pfo­ten an­sch­li­chen. Mit dem Blick in Lai­os’ fal­ti­ges, ver­wun­de­tes Ge­sicht schi­en auch er zu al­tern und schwä­cher zu wer­den.
    In die­sem Au­gen­blick zog Dio­len sein Schwert.
    Ra­vin rann­te zu Am­gar und riss das Schwert aus ih­rem Kör­per. Sie roll­te her­um, hel­le Au­gen blick­ten zur De­cke. Ra­vin wur­de übel, sein Arm zit­ter­te. Den ers­ten und zwei­ten Hieb pa­rier­te er mit Mü­he, dann ge­lang es ihm, et­was Ab­stand zwi­schen sich und Dio­len zu brin­gen. Den­noch hat­te er et­was ent­deckt, das ihm ein we­nig Mut mach­te: Dio­len kämpf­te zu Pferd weit bes­ser als auf dem Bo­den. Hier war er we­ni­ger flink und wen­dig als Ra­vin. Am­gar hat­te es ge­wusst – Dio­len moch­te ein gu­ter Rei­ter sein, doch im of­fe­nen Kampf hät­te er ge­gen sie kei­ne Chan­ce ge­habt. Ra­vin wisch­te sich mit dem Är­mel über die Stirn. In die­sem Mo­ment er­reich­te ihn ei­ne Be­rüh­rung des Traum­fal­ters. Dies­mal war sie nicht von Schmerz durch­wo­ben, son­dern klar und kühl. Das Zit­tern in sei­nem Arm hör­te auf, als hät­te sich ei­ne un­sicht­ba­re Fes­sel ge­löst.
    »Auch dein Zau­be­rer war ein al­ter Narr«, höhn­te Dio­len. »Er dach­te, er könn­te mich tö­ten.«
    Ra­vin spür­te zwar das Auf­schäu­men der Wut, doch sie stieg ihm nicht län­ger zu Kopf. Kühl und über­legt führ­te er die nächs­ten Schwert­strei­che und trieb Dio­len von Lai­os weg. So­bald Dio­len sich wirk­lich in Ge­fahr glaub­te, wür­de er die Wa­chen ru­fen. Al­so muss­te er ihn über­ra­schen. Ein-, zwei­mal ließ er ihn ge­fähr­lich na­he an sich her­an­kom­men und sah den Tri­umph in den grau­en Au­gen. Soll­te er ru­hig den­ken, dass er mit dem fei­gen Wald­men­schen spiel­te. Ra­vin ver­zog sein Ge­sicht, als hät­te ihn der letz­te Schlag über­mä­ßig hef­tig ge­trof­fen und stol­per­te ein paar Schrit­te in Rich­tung Fens­ter. Dio­len lach­te. Ra­vin tas­te­te nach sei­nem Mes­ser. Er wür­de ihn her­an­kom­men las­sen und dann …
    Ein Horn er­tön­te vor der Burg und hall­te kla­gend von den glä­ser­nen Wän­den wi­der. Dio­len ver­harr­te.
    Ein Bild flog auf Ra­vin zu, so re­al, dass er es re­flexar­tig ver­scheuch­te wie ei­ne Flie­ge. Dann traf ihn die Er­kennt­nis. Es war Jarog, der ihn rief. Er saß in ei­nem Zim­mer mit ei­nem huf­ei­sen­för­mi­gen Tisch – das Zim­mer der Rä­te – und er war in Ge­fahr. Hoff­nung lo­der­te in Ra­vins Brust auf.
    Dann be­gann das Rau­schen, so laut, als stün­de der Thron­saal un­ter ei­nem Was­ser­fall. Schreie und Kampf­lärm dran­gen in den Raum. Dio­len wand­te den Kopf zum Fens­ter. Ge­pol­ter und Schrit­te er­klan­gen auf dem Gang, dann stürz­ten schon die Hor­jun in den Thron­saal. Ra­vin zog sich hin­ter den Thron zu­rück.
    »Herr! Die He­xe ist vor der Burg – und seht nur! Der Fluss …«
    Dio­len stürz­te zum Fens­ter. Ra­vin war sich si­cher, dass er die­ses un­wirk­li­che Bild nie ver­ges­sen wür­de: Dio­len, den Rücken sei­nen Hor­jun zu­ge­wandt, die mit­ten im Thron­saal stan­den, mit jun­gen Ge­sich­tern und Angst in den Au­gen, die Am­gars Leich­nam und die rie­si­ge

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