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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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»wä­ren si­cher be­geis­tert, wenn sie dich und dei­ne Hor­jun mit ih­ren Schwer­tern in den Kampf trei­ben dürf­ten.«
    Am­gar kniff die Au­gen zu­sam­men und sog die Luft scharf durch die schma­len Na­sen­flü­gel ein. Kein Be­ben, kei­ne Bläs­se ver­rie­ten ih­re Wut.
    »Wenn es so ist«, sag­te sie dann, »wer­de ich dir nicht län­ger ge­hor­chen. Ich füh­re mei­ne Hor­jun in den Kampf, nicht in den sinn­lo­sen Tod an der Sei­te von Ge­spens­tern!«
    Mit ei­nem trä­gen kamp­fer­prob­ten Schwung zog sie ihr Schwert – Ra­vin be­merk­te mit ei­nem Schau­dern, dass es blut­ver­krus­tet war – und warf es vor Dio­lens Fü­ße. Klir­rend schlug es auf dem Glas­bo­den auf und ließ die Blit­ze win­zi­ger Split­ter nach al­len Sei­ten sprit­zen.
    Sie dreh­te sich um und ging auf die Tür zu. Laut hall­te ihr Schritt von den glat­ten Wän­den wi­der. Ra­vin glaub­te die Last der Ent­täu­schung zu se­hen, die sie auf ih­ren Schul­tern trug.
    Dio­len senk­te den Kopf. Für die­sen Bruch­teil der Ewig­keit frag­te sich Ra­vin, ob Am­gars Wor­te ihn ge­trof­fen hat­ten. An­ge­spannt ver­folg­te er, wie Dio­len lang­sam in die Knie ging – und Am­gars Schwert auf­hob.
    Schlag­ar­tig be­griff Ra­vin. In­stink­tiv tas­te­te er nach sei­nem Schleu­der­rie­men, brach­te ihn in Po­si­ti­on und such­te in sei­ner Sei­ten­ta­sche nach ei­nem Wurf­ge­schoss, das leich­ter war als ein Stein und Am­gar nicht ver­let­zen wür­de. Er fand den Kern ei­ner Ja­lafrucht, leg­te ihn mit flie­gen­den Hän­den in den Wur­frie­men und hol­te aus.
    We­der Dio­len noch Am­gar hör­ten das lei­se Sir­ren. Am­gar zuck­te zu­sam­men, als der Kern sie schmerz­haft an der Schul­ter traf – und fuhr, wie Ra­vin ge­hofft hat­te, her­um. Lauf!, schrie er in Ge­dan­ken.
    Ih­re Au­gen zeig­ten kein Er­schre­cken, als sie Dio­len sah, der ihr das Schwert wie einen Speer ent­ge­gen­schleu­der­te. Doch sie floh nicht. Als ihr ei­ge­nes Schwert sie in die Brust traf, gab sie nur einen keu­chen­den Laut von sich. Wut blitz­te in ih­ren Au­gen auf – und Schmerz über den Ver­rat. Dann sank sie lang­sam, den Blick auf Dio­len ge­rich­tet, in die Knie und fiel.
    Ra­vin hat­te sich die Hand auf den Mund ge­presst um nicht auf­zu­schrei­en.
    Blut kroch über den Glas­bo­den und er­reich­te Am­gars Haar.
    Da sie ab­ge­wandt von ihm lag, konn­te Ra­vin ihr Ge­sicht nicht se­hen, doch er wuss­te, dass sie tot war.
    Ra­vin zit­ter­te am gan­zen Kör­per, auf­stei­gen­de Trä­nen und Übel­keit würg­ten ihn.
    Dio­len bück­te sich ne­ben Am­gar und hob den Ja­la­kern vom Bo­den auf. Nach­denk­lich be­trach­te­te er ihn, dann schweif­te sein Blick über den Thron­saal. Das lie­bens­wür­di­ge Lä­cheln um­spiel­te sei­ne Lip­pen.
    »Du woll­test sie al­so war­nen«, sag­te er in den Raum hin­ein. »Bist du ein Freund von ihr? Hat sie dich her­ge­schickt?«
    Er ging zu den Fens­tern, die den Blick auf das Tjärg­tal frei­ga­ben, und such­te die Schat­ten der Wand­nis­chen ab. Der Sil­ber­man­tel um­floss sei­ne Ge­stalt wie ein ge­web­ter Was­ser­fall.
    »Bist du zu fei­ge dich dei­nem Herrn zu stel­len?«
    Ra­vins Herz ras­te. Zieh dich zu­rück!, sag­te ihm die Stim­me der Ver­nunft. Geh und su­che Lai­os, an­statt dein Le­ben in die­sem un­glei­chen Kampf zu ris­kie­ren!
    Doch der An­blick von Dio­lens spöt­ti­schem Ge­sicht rief ihm plötz­lich Sel­la vor Au­gen. Dio­lens Lä­cheln war ihr so nah ge­we­sen wie jetzt ihm. Kal­te Ru­he durch­drang ihn. Er schätz­te die Ent­fer­nung von Am­gars Kör­per ab, dann zück­te er sein Mes­ser und trat ins Licht.
    »Du bist nicht mein Herr, Dio­len. Und der Ein­zi­ge, der fei­ge ist, bist du.« Dio­len fuhr her­um und er­starr­te. Zu­frie­den be­merk­te Ra­vin, wie sein Lä­cheln ver­schwand.
    »Sehr tap­fer, ei­ne un­be­waff­ne­te Krie­ge­rin aus dem Hin­ter­halt zu tö­ten«, fuhr Ra­vin fort. Er staun­te, wie ru­hig sei­ne Stim­me klang.
    Dio­len run­zel­te die Stirn.
    »Du bist kein Hor­jun«, sag­te er.
    »Ist es schon so schlimm um dei­ne Hor­jun be­stellt, dass du er­war­test, einen von ih­nen mit dem Mes­ser in der Hand hier zu tref­fen?«, ant­wor­te­te Ra­vin. Dio­lens

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