Im Bann des Fluchträgers
Seite wieder auf die Füße. Sein Herz raste. Immer noch lag Amgars Schwert neben dem Stuhl, auf dem Jarog saß – und vor ihm stand Badok. Die Ähnlichkeit mit Jerrik irritierte Ravin wie beim ersten Mal, als er den Krieger in der Halle der Gesänge gesehen hatte.
Ohne ein Wort ging er auf Ravin los. Überrumpelt griff Ravin nach seiner Schleuder und brachte sich hinter dem Tisch in Sicherheit. Blut tränkte seinen Umhang, doch er spürte keinen Schmerz.
»Lauf!«, schrie er Jarog zu, aber der Zauberer rührte sich nicht von der Stelle. Ravin legte den ersten Stein in die Schleuder und zielte auf Badoks Handgelenk. Mit einem Klirren prallte der Stein am Stahl ab und streifte Badoks Hand. Badok krümmte sich vor Schmerz. Doch er erholte sich schneller, als Ravin erwartet hatte. Zu schnell. Noch ein zweites Mal holte er mit der Schleuder aus. Diesmal gelang es ihm, Badok mit solcher Wucht an der Schulter zu treffen, dass er augenblicklich hätte zu Boden gehen müssen. Der alte König aus Skaris schwankte, doch dann lächelte er – und sprang unglaublich behände über den Tisch. Ehe Ravin sichs versah, trieb er ihn um den Ratstisch herum. Ravin nahm ihn wie durch einen Nebel wahr. Unsichtbare Finger griffen nach seinen Knöcheln und zerrten an seinen Armen. Erschrocken sah er sich nach ihnen um, doch da war nichts. Badok kam näher. Trotz aller Anstrengung konnte Ravin sich kaum von der Stelle rühren.
»Jarog, es ist ein Zauber! Hilf mir!«, keuchte er.
Badok hob das Schwert – und taumelte geblendet zurück. Fauchend wirbelte eine Feuergestalt mitten aus dem Boden empor. Blaue Augen suchten nach Ravin und fanden ihn. Er musste mit einem Ärmel sein Gesicht gegen die Hitze abschirmen, so hell loderte die Nymphe. Erleichtert fühlte er, wie der Zauber von ihm abfiel.
»Ravin«, flüsterte sie. »Du lebst! Aber er hat dich verletzt!«
Seine Schulter schmerzte plötzlich so sehr, dass er glaubte wahnsinnig zu werden. Er stolperte zu Jarog und hob Amgars Schwert auf.
»Das Tor! Öffne das Tor!«, rief er Naja zu.
Sie strahlte ihn an und explodierte in einem Feuerball aus unternehmungslustigen Funken. Doch dann wanderte ihr Blick für den Bruchteil eines Augenblicks an Ravin vorbei. Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr.
Najas Lächeln verlosch, sie brannte schmaler und senkte den Kopf.
»Ich darf nicht«, flüsterte sie. Ihr Flackern wurde noch blasser. Langsam zog sie sich zur Tür zurück.
Ravins Gedanken überschlugen sich. Er blickte in Badoks Augen – und die plötzliche Erkenntnis, woher er diese Augen kannte, traf ihn wie ein Fausthieb. Badok lachte und setzte zum Angriff an. Ravin sah noch, wie Naja das Gesicht abwandte, dann riss er das Schwert hoch um den Schlag zu parieren. Der Schmerz schlug die Klauen in seine Wunde und riss alle Kraft aus seinem Arm. Badoks Schlag traf ihn mit solcher Wucht, dass er zu Boden ging. Das Schwert fiel ihm aus der Hand und schlitterte über den Boden. Schon hatte Badok es ergriffen. Ravin spürte, wie seine Gedanken ihm entglitten, doch er biss die Zähne aufeinander und nahm mühsam seine Kraft und Verzweiflung zusammen. Badok grinste und hob beide Schwerter.
Ravin griff unter seinen Umhang und spürte voller Erleichterung die Kühle seines Messers in der Hand. Er riss es heraus, zielte und schleuderte es auf Jarog.
Wie im Traum verfolgte er, wie der Zauberer in jähem Erkennen die Augen aufriss, während die Klinge sich bereits in seinen Hals bohrte. Mit grimmigem Triumph sah Ravin, wie Jarog sich an die Kehle griff und zusammensackte, dann schloss er die Augen in Erwartung der beiden Schwerter, die ihn gleich durchbohren würden.
Etwas zischte, dann riss ihn ein durchdringendes Klirren aus der Erstarrung. Ein dumpfer Laut ertönte, dann war es still. War er tot? Hatte er den
Weitere Kostenlose Bücher