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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Mund. Am­gar Bor, sei­ne Leh­re­rin im Diens­te der Hor­jun, stand we­ni­ge Schrit­te von ihm ent­fernt!
    »Ich ver­ste­he dich nicht, Dio­len«, sag­te sie ge­ra­de­her­aus.
    Sie stan­den sich ge­gen­über, Au­ge in Au­ge. Am­gar wich sei­nem Blick nicht aus und Ra­vin er­kann­te, dass sie die Ein­zi­ge war, die vor ih­rem Herrn kei­ne Angst hat­te.
    »Was soll das Spiel im Wald?«, fuhr sie mit ru­hi­ger Stim­me fort. »Füh­ren wir einen Schein­krieg? Kämp­fen wir ge­gen eben­bür­ti­ge be­waff­ne­te Krie­ger oder hast du uns nur mit­ge­nom­men, da­mit wir im Wald ein La­ger nach dem an­de­ren aus­mer­zen? Ich ha­be mei­ne Trup­pe nicht da­für aus­ge­bil­det, harm­lo­se Wald­be­woh­ner um­zu­brin­gen.«
    »Sie sind nicht harm­los, das weißt du«, er­wi­der­te er.
    Ih­re Faust schloss sich fes­ter um ih­ren Helm.
    »Du warst nicht dort, Dio­len. Du hast nicht ge­se­hen, wie sie kämp­fen und le­ben – und ster­ben. Die Men­schen hier im Wald mö­gen hin­ter­lis­ti­ge und ge­witz­te Krie­ger sein, aber See­len­lo­se sind sie nicht. Und die Al­ten und die Kin­der, die du ab­schlach­ten lässt … Dio­len – das ist nicht rich­tig. So füh­ren wir kei­nen Krieg.«
    Dio­len hat­te sich bei ih­ren Wor­ten auf­ge­rich­tet.
    »Ich glau­be nicht, dass du dir ein Ur­teil er­lau­ben kannst, Am­gar. Oder dir ei­nes bil­den soll­test. Seit mein Va­ter mir die Be­fehls­ge­walt über das Heer ge­ge­ben hat, bist du ei­ne Kämp­fe­rin in mei­nen Diens­ten.«
    Sie schwieg und sah ihn lan­ge an. Als sie wie­der zu spre­chen be­gann, schwang ein Hauch von Bit­ter­keit in ih­rer Stim­me mit.
    »Und die­se Macht ist dir of­fen­sicht­lich zu Kopf ge­stie­gen«, sag­te sie. »Ich kann­te einen an­de­ren Dio­len. Einen jun­gen Mann, der nicht hoch­mü­tig und herz­los war. Ich kann­te einen Jun­gen, dem ich das Rei­ten bei­ge­bracht ha­be.« Ih­re Stim­me klirr­te durch den stil­len Raum. »Er­in­nerst du dich, als du heim­lich Ba­doks Schlacht­pferd aus dem Stall ge­holt hast? Es war dop­pelt so groß wie du und na­tür­lich hat es dich ab­ge­wor­fen. Du bist mit ge­bro­che­nem Arm zu mir ge­kom­men, da­mit ich es wie­der ein­fan­ge und in den Stall zu­rück­brin­ge, be­vor dein Va­ter es be­merkt. Ich kann­te einen jun­gen Mann, von dem ich glaub­te, dass er ein gu­ter Herr­scher wer­den wür­de. Ein Kö­nigs­sohn, der in al­len Pro­vin­zen ge­ach­tet und ge­liebt wur­de. Er­in­nerst du dich nicht? Ich er­in­ne­re mich, Dio­len. Ich er­in­ne­re mich so­gar, wie du da­für ge­sorgt hast, dass der un­ge­schick­te Die­ner, der den Wein­be­cher dei­nes Va­ter zer­brach, nicht vom Hof ge­jagt wur­de.« Sie lä­chel­te ein dün­nes Lä­cheln. »Ba­dok war im­mer ein zor­ni­ger Mann«, fuhr sie fort. »Aber er war stets ein ge­rech­ter Herr­scher und gu­ter La­ger­herr. Wie sehr hat er sich ver­än­dert – und mit ihm du, Dio­len.«
    Die Stil­le, die nach Am­gars Wor­ten ein­trat, dau­er­te lan­ge. Im­mer noch konn­te Ra­vin Dio­lens Ge­sicht nicht er­ken­nen. Am­gar such­te dar­in nach ei­ner Re­gung und schi­en et­was zu fin­den, denn plötz­lich schlich sich ein wei­cher Zug in ih­re Mie­ne. Be­schwö­rend fuhr sie fort: »Be­en­de die­sen Krieg, Dio­len! Die Wor­te des Wan­de­rers mö­gen dei­nem Va­ter zu Kopf ge­stie­gen sein, so­dass er das Mär­chen von der He­xe glaub­te. Mit sei­ner Hil­fe habt ihr die Krie­ger aus Run ge­ru­fen. Doch je­der eu­rer Ma­gier, die ihr aus der Burg ver­bannt habt, hät­te euch sa­gen kön­nen, dass sie mehr Scha­den an­rich­ten wür­den als der schlimms­te Zau­ber. Sie mor­den Un­schul­di­ge und ha­ben die wei­ßen Pfer­de ge­jagt und ihr Blut ge­trun­ken. Ich ha­be ge­hört, dass ei­ni­ge Hor­jun von ih­nen ge­tö­tet wur­den, als sie nicht wei­ter­kämp­fen woll­ten. Hö­re auf einen sol­chen Krieg zu füh­ren. Es ist noch nicht zu spät!«
    Dio­len lach­te.
    »Du heulst ein paar fei­gen Hor­jun hin­ter­her? Am­gar, du ver­stehst nicht und du sollst auch gar nicht ver­ste­hen – ich bin vollauf zu­frie­den, wenn du dei­nen Dienst ver­siehst. Und die Krie­ger aus dem Lan­de Run«, sei­ne Stim­me sank zu ei­nem be­droh­li­chen Flüs­tern,

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