Im Bann des Fluchträgers
anderen Zimmer auf einem Holztisch. Am Ende des Raumes stand Darian neben Laios, der auf einem der Tische aufgebahrt war.
Das Gesicht der Königin war ernst.
»Ravin«, sagte sie. »Stimmt es, was Laios Darian vor seinem Tod gesandt hat? Es war Jarog?«
Ravin nickte. Plötzlich lag der ganze Plan klar und einfach vor ihm.
»Badok war seelenlos. Laios sagte mir, dass Jarog für Badok sprach, dachte und ihm befahl. Und Skaardja und Amgar sprachen von einem Reisenden, auf dessen Rat Badok hörte.«
»Dann ist es wahr«, sagte sie. »Dann war Jarog auf seiner langen Reise nicht in den Bergen, sondern in Skaris. Er tötete Badok. Fortan lebte seine Seele in zwei Körpern. Er plante unser Land einzunehmen und hetzte ganz Skaris gegen uns. Woher hast du es gewusst, Ravin?«
»Ich dachte, Badok wäre der Herr der Feuernymphen. Doch als Naja erschien um mir zu helfen, da sah ich, dass es Jarog war, der ihr mit einem Wink befahl im Raum zu bleiben. Und sie gehorchte. Da wusste ich, dass er ihr Herr war und nicht der, den ich für Badok hielt.«
Die Königin lächelte.
»Du bist klug, Ravin – und tapfer.«
Er wandte den Kopf ab.
»Die Erloschenen«, flüsterte er. »Haben die Naj sie vernichtet?«
»Ein großer Teil von ihnen löste sich mitten im Kampf auf«, antwortete Hauptmann Ljann. »Sie starben – ich vermute in dem Moment, als auch Jarog starb. Die Horjun waren klug genug sich zu ergeben. Und die Feuernymphen … Nun, von einem Moment zum anderen haben sie aufgehört mit den Horjun zu kämpfen. Wahrscheinlich ebenfalls zu dem Zeitpunkt, als ihr Herr starb. Wir haben die Burg zurückerobert.«
»Und Diolen?«
»In der Burg ist er nicht«, stellte Ljann fest. »Es sei denn, er versteckt sich. Aber ich nehme an, er ist zur Kampflinie hinter dem Waldgürtel geritten um seine verbliebenen Truppen neu zu ordnen. Doch so oder so – der Kampf ist entschieden.«
Ladros Augen funkelten.
»Nichts ist entschieden, Hauptmann Ljann!«, zischte er. »Nicht bevor wir Diolen gefunden haben!«
»Wir werden ihn finden, Ladro«, erwiderte Ljann ruhig. »Ich schicke unsere Hauptleute zur Erkundung aus.«
»Dafür haben wir keine Zeit«, sagte Ladro. Alle sahen ihn erstaunt an. Er wurde blass und senkte den Kopf. »Ich weiß, wo Diolen hingeritten ist.«
»Du?« Ljann runzelte die Stirn. Ladro wich Ravins Blick aus.
»Diolen reitet zu Ravins Bruder. Das, was Diolen wirklich will, ist der Stein in Jolons Hand. Es ist der Gor.«
Ravin schloss die Augen und hoffte, dass er, wenn er sie wieder öffnen würde, die Pferde aus rotem Marjulaholz am Bettende vor sich sehen würde. Doch es waren immer noch Ljanns ungläubiges Stirnrunzeln, Ladros abgewandtes hartes Gesicht und die Königin, die Hauptmann Ljann einen alarmierten Blick zuwarf.
»Das kann nicht sein«, sagte Ravin. »Jolon war nie in Skaris. Und der Stein, den er in der Hand hält, ist kein steinernes Auge, sondern ein Kristall, in dem sich eine Sonne dreht.«
»Spielt das eine Rolle?«, sagte Ladro. »Du weißt, dass Skaardja die Zeit überlisten konnte. Wie kannst du glauben, dass ein Zauberer nicht auch den Raum gebrauchen kann wie ein Werkzeug? Und was besagt das Aussehen eines Steines? Hast du in Badoks Burg Amina gesehen – oder das Dienstmädchen Kjala mit dem hellen Haar?«
Mit einem Mal begriff Ravin. Schemenhaft erinnerte er sich an die erste Begegnung mit Jerrik, als er ihm am Lagerfeuer von dem Kristall erzählt hatte, der seinen Bruder gefangen hielt. Jetzt bekam alles einen Sinn. Die Blicke, die man gewechselt hatte, die Frage, wie der Stein aussah.
»Ihr habt es die ganze Zeit gewusst!«
»Wir haben geglaubt, nicht gewusst. Bis heute nicht«, erwiderte Ladro ruhig. »Badok jagte uns, um an den Stein zu gelangen. Nach dem Kampf war der Gor jedoch verschwunden. Wo er sein könnte, erfuhren wir erst, als ihr in
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