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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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un­se­ren Wald kamt. Doch selbst dann konn­ten wir nicht si­cher sein.«
    »Ami­na wuss­te es auch?«
    »Wir al­le, Ra­vin.« Ladro hol­te Luft. »Wir müs­sen den Stein zer­stö­ren, be­vor Dio­len ihn an sich nimmt. Sonst wä­re die­ser Sieg ver­geb­lich ge­we­sen.«
    »Dann dürft ihr kei­ne Zeit ver­lie­ren«, stell­te Kö­ni­gin Gi­sae fest. Haupt­mann Ljann nick­te.
    »Ra­vin, Dari­an, ich und die vier Wäch­ter, die eben­falls Tjärg­pfer­de ha­ben, wer­den vor­aus­rei­ten und Jo­lon aus der Stein­burg ho­len. Schaffst du den Ritt, Ra­vin?«
    Ra­vin nick­te.
    »Und was ist mit uns?«, frag­te Ladro.
    Ra­vin wich Ladros Blick aus.
    »Ladro kann bei mir auf­stei­gen«, hör­te er Darians Stim­me.
     
    S
    chwei­gend ritt Ra­vin an Darians Sei­te. Sei­ne Schul­ter tat weh, doch war die­ser kör­per­li­che Schmerz nicht zu ver­glei­chen mit dem, was Ra­vin in sei­nem In­ne­ren fühl­te. Ami­na war tot, sein Bru­der in höchs­ter Ge­fahr und sei­ne Freun­de hat­ten ihn ge­täuscht. Selbst Ami­na. Das schmerz­te am meis­ten. Trau­er und Ent­täu­schung grif­fen mit ih­ren kleb­ri­gen Hän­den nach ihm und zo­gen ihn in die Trost­lo­sig­keit hin­ab. Die Sor­ge um Jo­lon grub sich tiefer denn je in sein Herz. Hät­te er nur ge­ahnt, dass sein Bru­der den Gor in den Hän­den hielt! Aber hät­te es wirk­lich et­was ge­än­dert? Nein, ge­stand er sich wi­der­wil­lig ein. Er hät­te nicht schnel­ler nach Tjärg rei­ten kön­nen. Und auch jetzt konn­te er nichts tun, au­ßer zu Elis und al­len an­de­ren Geis­tern des Wal­des be­ten, dass Dio­len nicht vor ihm die al­te Stein­burg er­reich­te. Kal­ter Wind riss den Atem der Pfer­de in hel­len Wöl­ken von ih­ren Nüs­tern und trug ihn fort. Frem­der denn je fühl­te sich Ra­vin im Tjärg­wald. Er kämpf­te ge­gen den Ge­dan­ken an, dass Ska­ris sich bis hier­her aus­ge­wei­tet hat­te, dass Dio­len ei­ne Spur aus Feu­er und Zer­stö­rung zu sei­nem Bru­der ge­legt hat­te. Vö­gel kreisch­ten in den schwar­zen Baum­kro­nen. Ra­vin zähl­te die Stun­den nicht mehr, doch sei­ne Schul­ter schmerz­te und sei­ne Bei­ne wa­ren so gut wie ge­fühl­los. Die Au­gen brann­ten ihm von der An­stren­gung, die Weg­zei­chen an den Stäm­men aus­zu­ma­chen. End­lich fie­len ihm die ers­ten Alsch­blät­ter ent­ge­gen und ver­fin­gen sich in Va­jus Mäh­ne. Er pfiff und gab Dari­an ein Zei­chen, dass sie auf dem rich­ti­gen Weg wa­ren.
    In­zwi­schen hat­te sich die Dun­kel­heit über den Wald ge­senkt. Ge­fähr­lich hell leuch­te­ten die Re­gen­bo­gen­pfer­de im Wald­schat­ten. Weit hin­ter dem Alsch­hain fand Ra­vin schließ­lich das Si­chel­zei­chen, das zum letz­ten Stein­pfad zur Burg wies. Vor­sich­tig ließ er sich aus dem Sat­tel glei­ten.
    »Hier be­ginnt der Fuß­weg«, sag­te er zu Ljann. »Von hier sind es nur noch we­ni­ge Schrit­te zum Nord­teil der Burg. Auf die­sem Weg kön­nen wir Jo­lon in den Wald brin­gen.«
    Sie ver­bar­gen die Pfer­de und klet­ter­ten den Steil­pfad hoch, bis sie, um­ge­ben von ge­spens­ti­scher Stil­le, an ei­nem nied­ri­gen Durch­gang stan­den, der ih­nen in der Dun­kel­heit wie ein zer­klüf­te­tes Maul ent­ge­gen­gähn­te. Ra­vin trat vor und tas­te­te nach dem ge­hei­men Rie­gel. Im sel­ben Mo­ment spür­te er et­was an sei­ner Keh­le, das ihn er­star­ren ließ.
    Die kal­te Mes­ser­schnei­de drück­te ihm die Luft ab. Er wag­te nicht ein­zuat­men, denn das Ei­sen fühl­te sich scharf an, sehr scharf. Ra­scheln und er­stick­tes Keu­chen hin­ter ihm lie­ßen ihn an­neh­men, dass Dari­an und die an­de­ren das­sel­be Schick­sal er­lit­ten hat­ten. Ein dump­fer Schlag er­tön­te, dann spür­te Ra­vin, wie ihm je­mand die Ar­me nach hin­ten hoch­riss und ihn auf die Knie zwang. Ein ste­chen­der Schmerz fuhr durch sei­ne ver­letz­te Schul­ter. Er schrie auf.
    »So schwer ver­wun­det?«, flüs­ter­te ei­ne Stim­me in sein Ohr. Ra­vin schiel­te nach links und blick­te in das fal­ti­ge Ge­sicht ei­nes Er­lo­sche­nen.
    Ein zwei­ter zerr­te Dari­an nach vor­ne. Ra­vin er­hasch­te einen Blick sei­nes Freun­des, in dem sich pa­ni­sches Ent­set­zen spie­gel­te, dann zog der Er­lo­sche­ne grob an sei­nen Ar­men und

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