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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Schwert­streich nicht ge­spürt? Vor­sich­tig blin­zel­te er.
    Vor ihm, die Au­gen weit auf­ge­ris­sen im To­des­kampf, knie­te Ba­dok und griff sich mit den Hän­den an die Keh­le. Dann glitt er zu Bo­den und blieb reg­los lie­gen. Die Hand fiel von sei­nem Hals – dort war kei­ne Wun­de. Ra­vin kroch ein Stück von ihm weg und blieb zit­ternd sit­zen. Jarog saß zu­sam­men­ge­sun­ken auf dem Stuhl, das Mes­ser im Hals. Die Brand­spu­ren auf sei­nem Ge­sicht wa­ren ver­schwun­den.
    Na­ja fla­cker­te.
    »Ich woll­te dir hel­fen!« rief sie. »Aber mein Herr hat es mir ver­bo­ten!«
    »Ich ha­be es ge­se­hen, Na­ja«, sag­te er hei­ser. Er wun­der­te sich, dass er noch so ru­hig spre­chen konn­te.
    Ih­re Au­gen wa­ren rund vor Er­stau­nen.
    »Du hast mei­nen Herrn ge­tö­tet – und sie sind bei­de ge­stor­ben. Im sel­ben Mo­ment!«
    »Ja.«
    »Soll ich jetzt die To­re ver­bren­nen?«
    Ra­vin rieb sich die Au­gen.
    »Ja«, sag­te er und räus­per­te sich. »Ich bit­te dich dar­um.«
    Sie strahl­te und wir­bel­te da­von. Ra­vin blieb al­lein im Zim­mer der Rä­te zu­rück, Trau­er und Un­glau­ben im Her­zen. Auf den Gän­gen war es still, nur der Kampf­lärm tob­te un­ver­min­dert laut vor der Burg. Mit ei­nem Mal fürch­te­te Ra­vin sich nicht vor den Hor­jun, nicht ein­mal mehr vor den Er­lo­sche­nen. Er woll­te nur noch ei­nes: zu Lai­os ge­hen. Jetzt wuss­te er, dass der Zau­be­rer noch leb­te und dass er es war, der ihm das Bild von Jarog als War­nung ge­schickt hat­te.
    Lai­os lag so, wie Ra­vin ihn ver­las­sen hat­te. Vor­sich­tig dreh­te er den al­ten Shan­jaar auf den Rücken. Ein schlei­fen­des Ge­räusch ließ ihn auf­schre­cken. Hat­te er es vor­her nicht eben­falls ver­nom­men? Er such­te nach der Quel­le des Ge­räuschs, bis ihm plötz­lich be­wusst wur­de, dass es Lai­os’ schwa­cher Atem war.
    Der al­te Mann öff­ne­te die Au­gen. Sie wa­ren klar und hart und nicht von Schmerz ver­ne­belt, wie Ra­vin er­war­tet hat­te.
    »Ich ha­be Jarog ge­tö­tet«, sag­te er lei­se zu dem Zau­be­rer.
    Lai­os lä­chel­te schmerz­lich.
    »Ich ha­be nicht be­merkt, wie es um ihn stand«, flüs­ter­te er. »Ba­doks Kör­per ist schon lan­ge see­len­los. Jarog wohn­te in ihm als dunk­ler Zwil­ling.« Ras­selnd hol­te er Luft um wei­ter­zu­spre­chen. »Jarog hat die Burg ein­ge­nom­men. Ihr hat­tet sie kaum ver­las­sen, als er schon die Er­lo­sche­nen be­schwor. Sie er­stan­den aus dem Nichts – mit­ten in den Zim­mern, den Gän­gen! So konn­ten Ba­doks Trup­pen in ei­ne be­reits be­setz­te Burg ein­rei­ten. Es gab Zei­ten, da ha­be ich an Jarogs Rei­se­be­rich­ten ge­zwei­felt. Aus ir­gend­ei­nem Grund glaub­te ich nicht, dass er in den Ber­gen nach ma­gi­schen Kris­tal­len such­te. Hät­te ich ihm nicht so blind ver­traut, dann hät­te ich her­aus­fin­den kön­nen, dass er in Wirk­lich­keit in Ska­ris war und dort sei­nen Plan vor­be­rei­te­te. Aber ich ha­be es nicht er­kannt.«
    »Nie­mand hat es er­kannt, Lai­os.«
    »Nie­mand au­ßer dir und mir, Ra­vin. Wo sind un­se­re Trup­pen?«
    »Vor der Burg. Hörst du die Schlacht?«
    »Ist Dio­len ent­kom­men?«
    »Lai­os, re­de nicht mehr. Du strengst dich an.«
    Lai­os sah ihm in die Au­gen und lä­chel­te.
    »Was macht das schon? Mei­ne Leh­re­rin sag­te mir vor­aus, ich wür­de ster­ben vor dem En­de ei­ner Schlacht. Ich den­ke, ich wer­de sie nicht Lü­gen stra­fen. Sa­ge Dari­an, er soll sich einen neu­en Leh­rer su­chen. Er ist ein gu­ter Shan­jaar!«
    Er schloss die Au­gen. »Was für ei­ne lan­ge Rei­se, Ra­vin …«, mur­mel­te er. Dann at­me­te er aus und glitt in die Be­wusst­lo­sig­keit, die dem Tod vor­aus­geht. Ra­vin deck­te ihn mit sei­nem Man­tel zu und setz­te sich ne­ben ihn auf den Glas­bo­den. Vor den Fens­tern weh­te Rauch vor­bei.
     
    R
    avin spür­te, wie der Bo­den sich ent­fern­te und er zu schwe­ben be­gann. Dann durch­schnitt der Schmerz sei­ne ver­wun­de­te Schul­ter im sel­ben Mo­ment, als er wie­der har­ten Un­ter­grund fühl­te. Ver­wirrt blin­zel­te er in den Fa­ckel­schein und sah die Ge­sich­ter von Ladro, der Kö­ni­gin und Haupt­mann Ljann. Müh­sam rich­te­te Ra­vin sich auf. Er lag in ei­nem

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