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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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kehr­te ein.
    »Ein Zir­kel aus Rä­ten wird dar­über wa­chen, dass hier al­les wie­der auf­ge­baut wird. Atandros wird zum Rat ge­hö­ren und Jo­lon, der neue Hü­ter des Gor. Und …« – Ra­vin durch­fuhr ein kur­z­er Schreck­schau­er, als die Kö­ni­gin sich ihm zu­wand­te – »… als jüngs­tes Mit­glied des Ra­tes möch­te ich dich ein­be­ru­fen, Ra­vin. Dei­ne ers­te Auf­ga­be wird dar­in be­ste­hen, dar­über zu wa­chen, dass die La­ger wie­der auf­ge­baut wer­den. Und wer könn­te das bes­ser als ein mu­ti­ger Wald­mensch, des­sen Ge­schick und Klug­heit wir es zu ver­dan­ken ha­ben, dass wir hier sit­zen.«
    Ra­vin spür­te, dass al­le Bli­cke im Raum auf ihn ge­rich­tet wa­ren, doch er­staun­li­cher­wei­se war er sehr ru­hig. Er er­rö­te­te nicht, son­dern sah der Kö­ni­gin in die Au­gen.
    »Ich dan­ke Euch, Ma­je­stät«, sag­te er mit fes­ter Stim­me. »Und neh­me ger­ne an.«
    »Ich dan­ke dir, Ra­vin va La­gar«, ant­wor­te­te sie. »Auch für dei­nen Un­ge­hor­sam!«
    Haupt­mann Ljann lach­te, die Ge­sand­ten aus Ta­na und Lom run­zel­ten pi­kiert die Stirn. Ra­vin konn­te sich ein Lä­cheln nicht ver­knei­fen.
    »Um dir zu dan­ken möch­te dir Tjärg et­was schen­ken«, fuhr Kö­ni­gin Gi­sae fort. »Am Fu­ße der Süd­ber­ge steht ei­ne al­te Burg. Sie ge­hör­te ei­nem Fürs­ten, der un­ter mei­nem Va­ter re­gier­te. In­zwi­schen ist sie halb zer­fal­len, doch für dich soll sie wie­der auf­ge­baut wer­den. Da­mit du und die dei­nen im­mer Schutz fin­den.«
    Ra­vin klapp­te der Mund auf.
    »Aber Ma­je­stät!«, sag­te er und wur­de nun doch rot.
    »Wenn du die Burg nicht be­woh­nen möch­test, steht es dir selbst­ver­ständ­lich frei, da­mit zu tun, was dir be­liebt«, schloss sie. Die­ner be­tra­ten den Saal und brach­ten Wein her­ein. Stüh­le rück­ten, Be­cher wur­den her­um­ge­reicht und man trank auf die To­ten.
    Ra­vin stand wie in ei­nem Traum, Hän­de klopf­ten ihm auf die Schul­ter, Glück­wün­sche hall­ten in sei­nen Oh­ren, oh­ne dass er sie rich­tig wahr­neh­men konn­te. Von der an­de­ren Sei­te des Saa­l­es fing er einen er­mu­ti­gen­den Blick sei­nes Bru­ders auf. Ladro und Mel Amie lä­chel­ten und pros­te­ten ihm zu. Ge­ra­de woll­te er zu ih­nen hin­über­ge­hen, als er ent­deck­te, dass Ami­nas Platz leer war. Ver­stoh­len sah er sich nach der Kö­ni­gin um, die in das Ge­spräch mit den Rä­ten ver­tieft war, dann stand er mög­lichst un­auf­fäl­lig auf und zog sich zur Tür zu­rück.
    Sie stand auf dem Gang und blick­te durch ein zer­split­ter­tes Fens­ter auf das ver­wüs­te­te Land. Der Wind fing sich in ih­rem Haar und ließ es fla­ckern wie schwar­ze Feu­er­zun­gen. Als sie sei­ne Schrit­te hör­te, wand­te sie den Kopf. Ih­re Au­gen leuch­te­ten mit der Flam­me der Wor­an, doch die­ser An­blick ir­ri­tier­te ihn nicht mehr, denn im­mer noch war sie Ami­na.
    »Es ist selt­sam mit dir«, sag­te sie. »Wenn man dir ta­ge­lang nach­läuft, bist du ver­schwun­den. Und wenn man vor dir weg­läuft, folgst du ei­nem bis aus dem Saal.«
    »Als ich dich heu­te ge­sucht ha­be, er­fuhr ich, dass du mit Iril in den Süd­ber­gen warst.«
    »Und was hät­te ich ma­chen sol­len? Ich ha­be dich ge­sucht, am Tag nach … nach Dio­lens Tod. Man sag­te mir, du seist in den Wald ge­rit­ten. Kaum warst du wie­der da, hieß es, nun seist du bei den Rä­ten.«
    »Ich ha­be be­rich­tet über Am­gar und …«
    »Ra­vin, hör auf dich raus­zu­re­den. Du ver­ach­test mich, weil du denkst, ich hät­te dich an­ge­lo­gen. Aber du ver­stehst nicht …«
    »Ami­na, du bist es, die nicht ver­steht! Ich dach­te, du wärst ei­ne Wor­an und dann …« Oh­ne es zu wol­len war er laut ge­wor­den. Sie warf ihm einen trau­ri­gen Blick zu.
    »Da, schon wie­der strei­ten wir uns«, sag­te sie.
    Die Stil­le wuchs zu ei­ner Mau­er, die sich un­er­bitt­lich zwi­schen sie schob. Ami­na wand­te sich wie­der dem Fens­ter zu.
    »Ich bin ei­ne Wor­an und bin es nicht«, sag­te sie. »Ich bin Ami­na. Und ich ha­be nur noch die­ses ein­zi­ge Le­ben.«
    »Ent­schul­di­ge«, brach­te er schließ­lich her­vor. »Ich woll­te dich nicht ver­let­zen. Was wir auch sa­gen, wir ver­let­zen

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