Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
Wir strei­ten und ver­let­zen ein­an­der. Wir sind wie … wie Feu­er und Was­ser. Nie­mand wür­de ernst­haft er­war­ten, dass ein Naj und ei­ne Feu­ernym­phe sich ver­tra­gen.«
    Dari­an schüt­tel­te den Kopf.
    »Du bist so tap­fer, Ra­vin. Doch vor der kleins­ten al­ler Ge­fah­ren rennst du da­von.«
    Ra­vin stand auf und klopf­te sich die Tan­nen­na­deln vom Man­tel.
    »Im Ge­gen­satz zu dir, wei­ser al­ter Mann«, er­wi­der­te er spöt­tisch. »Nun, soll­test du in Dan­tar zu­fäl­lig Su­mal Ba­ji be­geg­nen, rich­te ihr bit­te mei­ne Grü­ße aus.«
    Dari­an wur­de rot.
     
    In Ra­vins Traum ritt ein end­lo­ser Zug von Hor­jun durch die Wäl­der zur Gal­na­gar-Bucht. Schwarz und be­droh­lich la­gen die Kriegs­schif­fe in der wind­stil­len Bucht. Die Spu­ren der Pfer­de ver­schwan­den, wuch­sen bin­nen Au­gen­bli­cken zu, als hät­te nie ein Huf den Bo­den be­rührt. Auf den Pfer­den sa­ßen die To­ten: Am­gar mit der Schwert­wun­de im Leib, Lai­os mit den Brand­spu­ren, Sel­la mit erns­tem Ge­sicht und un­zäh­li­ge Wald­krie­ger und Hor­jun, die im Kampf ge­fal­len wa­ren.
    Ra­vin folg­te die­sem trau­ri­gen Zug an der Sei­te von Dari­an, bis sein Freund Don­do ein Zei­chen gab und das Pferd mit ihm da­von­presch­te. Ra­vin rief nach ihm, doch er sah sich nicht um und Va­ju ließ sich nicht be­we­gen ih­ren Schritt zu be­schleu­ni­gen, so­dass Ra­vin zu­rück­b­lieb. Ei­ne dunkle Ge­stalt flog auf ei­nem blin­den Pferd an ihm vor­bei. »Ami­na!«, rief er im Traum. Sie dreh­te sich im Sat­tel um, aber in ih­ren kal­ten Au­gen spie­gel­te sich kein Er­ken­nen.
    Ra­vin er­wach­te in sei­nem Zelt am Alsch­hain schlecht ge­launt und mit ei­nem dump­fen Ge­fühl der Trau­er in der Brust. Wenn er mor­gen auf­wach­te, wür­de der letz­te Tag an­bre­chen, an dem er Dari­an sah. Und Mel Amie, Ladro – und Ami­na.
    In der Burg schlug ih­nen die Auf­bruch­stim­mung ent­ge­gen. Es war ein selt­sa­me­rer An­blick als der Markt in Dan­tar. Hor­jun spra­chen mit Wald­men­schen, Haupt­leu­te er­ei­fer­ten sich im Ge­spräch mit den Ge­sand­ten aus Ta­na. Ja­la­ku­chen wur­den ge­ba­cken und als Rei­se­pro­vi­ant noch warm in Beu­tel ge­schnürt. Der Duft von Räu­cher­fleisch ver­misch­te sich mit dem Fell­ge­ruch der un­zäh­li­gen Pfer­de. Ver­wun­de­te hum­pel­ten über den Hof zu den Kü­chen­ge­mä­chern. Ei­ne Grup­pe von Wald­leu­ten ent­deck­te Ra­vin und be­grüß­te ihn, wor­auf­hin das Ge­wühl im Bur­g­hof für einen Mo­ment zum Still­stand kam, weil je­der Ra­vin se­hen woll­te. Er er­rö­te­te. Noch im­mer hat­te er sich nicht dar­an ge­wöhnt, ein Held zu sein. Er ließ sei­nen Blick über die Men­ge schwei­fen, in der Hoff­nung, viel­leicht ir­gend­wo Ladro oder die an­de­ren zu se­hen. Doch al­les, was er ent­deck­te, war ein schlamm­sche­cki­ges Pferd, das zum Teil mit den rauch­ge­schwärz­ten Mau­ern zu ver­schmel­zen schi­en. Ami­nas Ban­ty! Ra­vin kniff die Au­gen zu­sam­men und stell­te sich im Sat­tel auf. Doch Ami­na konn­te er nir­gends ent­de­cken. Da­für sah er Mel Amie, die ge­ra­de da­bei war, die Hu­fe des Hor­jun-Pfer­des mit ei­ner schwar­zen Harz­pas­te ein­zu­fet­ten.
    »He, Wald­mensch La­gar!«, rief sie, als er zu ihr trat. Wie gut es tat, sie la­chen zu se­hen!
    »Wie geht es un­se­rem Hof­zau­be­rer?«, frag­te sie.
    »Er rei­tet mit euch nach Ska­ris«, ant­wor­te­te er oh­ne Be­geis­te­rung.
    Mel Amie stieß einen Pfiff aus.
    »Na, das nen­ne ich ei­ne gu­te Nach­richt! Und was ist mit dir, Wald­mensch Aben­teu­rer?«
    Er schluck­te, denn plötz­lich saß ein Kloß in sei­nem Hals.
    »Nein«, sag­te er schrof­fer, als es klin­gen soll­te. »Ich kann nicht.«
    Mel Amie sah ent­täuscht aus, doch of­fen­sicht­lich hat­te sie die­se Ant­wort er­war­tet.
    »Ja, ich weiß, Ra­vin.«
    »Ich ha­be Ami­nas Ban­ty hier ge­se­hen.«
    »Und du hast ge­dacht, sie sei hier? Da muss ich dich ent­täu­schen. Das Ban­ty ge­hört neu­er­dings zur Burg. Das hat sie mir ge­sagt, als sie heu­te Mor­gen mit Iril aus den Ber­gen zu­rück­ge­kehrt ist.«
    »Sie war mit Iril in den Ber­gen?«
    Mel Amie grins­te.
    »Ver­giss nicht, sie kommt aus dem

Weitere Kostenlose Bücher