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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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woll­te sie ihm zu­lä­cheln, doch dann senk­te sie rasch den Blick und sag­te et­was zu Ladro. Ra­vin biss sich auf die Lip­pen und sah zur Tür, wo eben die Kö­ni­gin den Saal be­trat.
    Streng sah sie aus und er­schöpft nach den vie­len Ta­gen der Ver­hand­lun­gen. Den­noch er­in­ner­te nichts mehr an die Frau im Kampf­ge­wand. Kö­ni­gin Gi­sae war wie­der die hö­fi­sche Herr­sche­rin mit ge­floch­te­nem Haar. Ihr hell­vio­let­tes Ge­wand – die Far­be der Trau­er – floss bis auf den Bo­den und en­de­te in ei­ner lan­gen Schlep­pe. Als sie den Ge­sand­ten zu­nick­te, blitz­te ihr sil­ber­ner Stirn­reif im Licht der Ker­zen auf.
    »Wir sind nicht hier um ein Fest der Freu­de zu fei­ern«, be­gann sie un­um­wun­den. »Es ist ein Fest der Trau­er. Wir trau­ern um Men­schen aus Tjärg und Ta­na, Fio­rin und Ska­ris.
    Doch gleich­zei­tig ist es auch ein Fest des Neu­be­ginns. Ich dan­ke den Ge­sand­ten aus un­se­ren Nach­bar­län­dern, dass sie ge­kom­men sind. Ich dan­ke eben­so un­se­ren Ver­tre­tern der La­ger in den Wäl­dern, die be­reit wa­ren sich mit de­nen, die Leid über ih­re Fa­mi­li­en ge­bracht ha­ben, an einen Tisch zu set­zen. Und vor al­lem dan­ke ich den Haupt­leu­ten und Hor­jun aus Ska­ris, die hier er­schie­nen sind, dass sie sich er­ge­ben und da­mit noch grö­ße­res Leid ver­hin­dert ha­ben. Ich dan­ke ih­nen, dass sie dar­auf­hin be­reit wa­ren, einen Pakt zu schlie­ßen, da­mit die­ser Krieg, so sinn­los er ge­we­sen ist, in Zu­kunft doch noch et­was Gu­tes brin­gen mö­ge. Vor al­lem aber möch­te ich den Men­schen dan­ken, die auf ih­rer Rei­se ihr Le­ben in Ge­fahr ge­bracht ha­ben um Tjärg vor dem Un­ter­gang zu ret­ten. Und die da­mit ver­hin­dert ha­ben, dass auch Ska­ris, Dan­tar und die an­gren­zen­den Kö­nig­rei­che in die Ge­walt ei­nes skru­pel­lo­sen Herr­schers fal­len konn­ten.« Mit ei­ner Hand­be­we­gung deu­te­te sie zu Dari­an, Ra­vin, Mel Amie, Ladro und Ami­na. »Die­se fünf Men­schen ha­ben be­wie­sen, dass Ska­ris und Tjärg kei­ne Fein­de sind. Und sie ha­ben uns noch et­was ge­zeigt: Viel zu oft las­sen wir uns täu­schen durch das, was wir se­hen und se­hen wol­len. Wir ha­ben die Men­schen in Ska­ris an­ge­klagt, dass sie in mir ei­ne He­xe sa­hen, die über ein Land von See­len­lo­sen herrscht. Nun, aber was ha­ben wir ge­glaubt? Nur zu ger­ne ha­ben wir uns auf Jarogs Wor­te ver­las­sen und sei­ne Schau­er­mär­chen ge­glaubt, die er vor vie­len Jah­ren aus Ska­ris brach­te. Nicht ein­mal Atandros und Lai­os ha­ben die Lü­ge be­merkt. Lan­ge ge­nug ha­ben wir nur mit den Län­dern jen­seits der Süd­ber­ge Be­zie­hun­gen un­ter­hal­ten. Aber nie­mals mit Ska­ris. Und Ska­ris nicht mit uns.« Sie hol­te tief Luft und blick­te sich um. »Nun ist es mei­ne Pflicht, da­für zu sor­gen, dass die­ser Bann ge­bro­chen wird. Und des­halb rei­te ich in drei Ta­gen mit den Hor­jun nach Ska­ris.«
    Einen Mo­ment war es ru­hig, dann brach der Tu­mult los.
    »Ma­je­stät! Das geht nicht!«, wand­te ein al­ter Ho­frat ein. »Für die­se An­ge­le­gen­hei­ten gibt es Bot­schaf­ter und Ge­sand­te!«
    Kö­ni­gin Gi­sae lä­chel­te.
    »Ich wer­de nicht oh­ne Bot­schaf­ter rei­ten. Aber glaubst du, die Fa­mi­li­en, de­ren Kin­der als Hor­jun kämpf­ten und nun im Tjärg­wald be­gra­ben lie­gen, wer­den den Ge­sand­ten glau­ben, dass ich kei­ne See­len ver­schlin­gen­de He­xe bin? Nein, ich ha­be lan­ge ge­nug in mei­nem Reich ge­lebt oh­ne mich dar­um zu küm­mern, was in Ska­ris ge­schieht oder in Dan­tar. Und des­halb ist es wich­ti­ger als al­les an­de­re, Ver­söh­nung zu schaf­fen.«
    Sie schwieg und blick­te in die Run­de. Ra­vin frag­te sich, ob nur ihm die An­span­nung in ih­rem Ge­sicht auf­fiel.
    »Wir wer­den in Ska­ris Rä­te ein­be­ru­fen und die Zau­be­rer auf­su­chen, die Ba­doks dunk­ler Dop­pel­gän­ger in die Ber­ge ver­bannt hat. Viel­leicht wird es in Ba­doks Burg bald wie­der einen Hof­staat ge­ben.«
    »Und wer soll Euch hier ver­tre­ten?«, rief ei­ne Ho­frä­tin da­zwi­schen. Das Mur­meln im Saal schwoll wie­der an, ei­ni­ge der Haupt­leu­te stan­den auf. Die Kö­ni­gin hob den Arm und Ru­he

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