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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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wuss­te, dass Ami­na dich be­schütz­te und uns ver­ließ, um dich zu fin­den. Trotz­dem hat er mich wie einen Idio­ten nach ihr su­chen las­sen.«
    »Hast du nie dar­an ge­dacht, dass Ladro mit sei­nem Schwei­gen ein Ver­spre­chen hielt, das er Ami­na ge­ge­ben hat­te?«
    »Das ist das Nächs­te, was ich nicht ver­ste­he«, sag­te Ra­vin düs­ter. »Warum hat sie mir nichts er­zählt?«
    »Ist das so schwer zu ver­ste­hen, Ra­vin? Sie war es, die mich in Ge­fahr ge­bracht hat­te, in­dem sie den Wor­an­zau­ber sprach. Na­tür­lich fürch­te­te sie, du wür­dest sie has­sen, wenn du das er­füh­rest. Sie woll­te es wie­der gut­ma­chen. Und da­für hat sie viel auf sich ge­nom­men. Sie traf die schwers­te Ent­schei­dung ih­res Le­bens. Du siehst ja, dass sie in­zwi­schen wie­der mehr der Ami­na äh­nelt, die du aus Jer­riks Wald kann­test. Denn so­lan­ge sie Kraft hat, kann die Wor­an in ihr schla­fen. Wird sie je­doch schwach, be­ginnt der Blut­mond von ih­rer See­le Be­sitz zu er­grei­fen. Als sie mich und den Gor fand, hat­te sie die Wahl: Kraft für sich, um kei­ne Wor­an zu wer­den, oder Kraft für mich, um mich vor dem Tod zu be­wah­ren, den die dunklen Kräf­ten des Gor mir bald ge­bracht hät­ten. Weit ent­fernt in Ska­ris hat sie sich für mich ent­schie­den, einen Un­be­kann­ten, der durch ih­re Schuld in Ge­fahr war.«
    »Trotz­dem wur­de sie nicht zur Wor­an.«
    Jo­lon lä­chel­te.
    »Ja«, sag­te er. »Und dar­über ist sie selbst am meis­ten er­staunt.«
    Ra­vin blick­te nach­denk­lich auf das Licht, das durch die Rit­zen ei­nes Zel­tes schim­mer­te. Jo­lon seufz­te und stütz­te sich auf sei­nen Geh­stock.
    »Wie dem auch sei, Ra­vin«, sag­te er lei­se. »Ich dan­ke dir, dass du mich in all den Mon­den und Ge­fah­ren nicht ver­las­sen hast.«
    Ra­vin schluck­te.
    »Ich ha­be oft ge­zwei­felt.«
    »Das tat Ami­na auch. Und ich eben­falls. Es gab so vie­le Mo­men­te, in de­nen ich be­reit war auf­zu­ge­ben und über die lich­te Gren­ze zu ge­hen, da­mit es ein En­de hat. Ich sah dich ver­wun­det nach dem Kampf in Jer­riks Wald. Ich sah dich mit ver­brann­tem Mund und fie­bri­gen Au­gen im Hor­jun-Ge­wand und be­wusst­los auf dem Fel­sen, nach­dem Skig­ga dich ge­trof­fen hat­te. Doch im­mer wie­der bist du auf­ge­stan­den.« Sein Lä­cheln wur­de brei­ter. Ei­ne Spur von Weh­mut war dar­in. »Ich bin für dich nicht mehr der, der ich war. Und auch du, Ra­vin, bist nicht mehr der Jun­ge, der nichts an­de­res als sei­nen Wald kann­te. Mein Bru­der ist er­wach­sen ge­wor­den. Und in vie­len Din­gen ist er be­reits wei­ser als ich.« Die Wär­me, die in sei­ner Stim­me mit­schwang, tat Ra­vin gut. »Dein Platz ist nicht län­ger an mei­ner Sei­te, Ra­vin.«
    »Aber du bist noch schwach!«
    Jo­lon schüt­tel­te den Kopf.
    »An­de­re kön­nen mich stüt­zen. Bald wer­de ich wie­der oh­ne Hil­fe lau­fen kön­nen. Ra­vin, dir bleibt nicht viel Zeit, bis dei­ne Freun­de nach Ska­ris zu­rück­keh­ren. Al­so ge­he zu Ladro, zu Mel Amie. Und zu Ami­na. Zu­al­ler­erst aber ge­he zu Shan­jaar Dari­an. Er war­tet auf dich.«
    Ra­vin blick­te sei­nen Bru­der an und sah ihn zum ers­ten Mal mit den Au­gen der Kran­ken, die sei­nen Rat und Heilzau­ber such­ten. Schließ­lich ließ er Jo­lons Arm los und ging schwe­ren Her­zens zu Lai­os’ Grab zu­rück. Er dreh­te sich nicht um, aber er wuss­te, dass Jo­lon schwan­kend auf sei­nen Stock ge­stützt da­stand und ihm nach­blick­te. Mit je­dem Schritt schi­en die Last, die eben noch auf sei­nen Schul­tern ge­ruht hat­te, leich­ter zu wer­den. Doch selt­sa­mer­wei­se wur­den sei­ne Trau­rig­keit und das Ge­fühl des Ver­lus­tes schlim­mer. Es fühl­te sich so schutz­los, als wür­de ihm auf ein­mal ein Bein oder ein Arm feh­len. Zum ers­ten Mal, so wur­de ihm be­wusst, ging er einen Weg oh­ne sei­nen Bru­der.
    Als Dari­an Ra­vins Schrit­te hör­te, hob er den Kopf und schlug die Ka­pu­ze zu­rück. Ein Lä­cheln er­hell­te sein Ge­sicht.
    »Ra­vin!«, rief er. »Ge­ra­de ha­be ich an dich ge­dacht.«
    »Shan­jaar Dari­an, ich se­he, du bist hung­rig«, sag­te Ra­vin und zog aus der Ta­sche, die er un­ter dem Man­tel trug, ei­ne hal­be Ja­lafrucht her­vor. Dari­an nahm

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